0479 - Eine Puppe aus Manhattan
ein Ex-Zuchthäusler. Ich habe Rankins gekannt und nicht geliebt. Ich habe gelogen. Das ist für Sie ein gefundenes Fressen, nicht wahr?«
»Mörder lassen sich dingen«, sagte ich ruhig.
»Stimmt! Aber sie sind nicht gerade billig. Unter fünftausend Dollar ist da nichts zu bestellen. Manche verlangen sogar das Doppelte. Woher hätte ich das Geld nehmen sollen, und welchen Grund könnte ich gehabt haben, eine so irrsinnige Sache zu inszenieren?«
»Mit den Preisen wissen Sie gut Bescheid!« stellte ich fest.
»Ich lese Zeitungen«, grinste er. »Es ist toll, was man heutzutage aus der Tagespresse erfährt!«
»Sie hatten ein Motiv«, sagte ich. »Sie wurden von Suzan Trenton erpreßt. Und Sie wünschten, den Goldbarren zurückzubekommen!«
Seine Augen wurden schmal. »Den Goldbarren?« echote er mit lauernd klingender Stimme. »Wovon, zum Teufel, sprechen Sie denn überhaupt?«
»Das wissen Sie sehr genau, Rifford. Wir haben auf dem Barren Ihre Fingerabdrücke entdeckt!«
Das traf nicht zu, aber ich hielt es für vertretbar, einen Schuß ins Unterholz abzüfeuern. Ich merkte sofort, daß ich getroffen hatte.
Rifford schluckte. Seine Lippen bewegten sich. Er schien etwas sagen zu wollen, aber irgendwie fehlte ihm plötzlich die Kraft, sich verständlich zu machen.
Ich stieß nach. »Woher stammt das Gold?« fragte ich scharf. »Warum haben Sie den Barren an Suzan Trenton ausgehändigt?«
Rifford erhob sich abrupt. Er ballte die Fäuste. - »Sie bluffen!« stieß er hervor. Seine Stimme klang verändert, wütend und furchtsam zugleich.
Ich bemerkte, wie seine Schläfenadern anschwollen.
»Sie wollen mich reinlegen, Sie verdammter Bulle! Aber damit haben Sie kein Glück! Ich kenne jeden Trick, hören Sie? Jeden! Ich durchschaue Sie wie ein Glas mit frischem Quellwasser!«
Er sagte noch etwas, ein Schimpfwort, das mir nicht gefiel. »Ich würde Ihnen raten, mit ihren Formulierungen etwas vorsichtiger zu sein, Rifford. Es gibt ein paar Ausdrücke, die ich nicht, schätze. Sie sollten darauf Rücksicht nehmen, in Ihrem eigenen Interesse. So, und jetzt erwarte ich Ihre ausführliche Rechtfertigung!«
»Von einem Goldbarren weiß ich nichts«, knurrte er.
»Woher haben Sie ihn?« beharrte.ich auf meiner Frage.
Wütend starrte er mich an. »Glauben Sie im Ernst, ich würde in dieser Bruchbude hausen, wenn ich der Besitzer eines Goldbarrens wäre? Ich hätte ihn längst zu Geld gemacht und ein feines Leben begonnen!« meinte er.
»Suzan Trenton war bei Ihnen«, sagte ich halblaut, um das Geschehen nochmals zu rekonstruieren. »Das geben Sie immerhin zu. Das Mädchen wollte Sie erpressen. Sie behaupten, daß ihr das nicht gelang. Ich erkläre, daß das genaue Gegenteil der Fall war. Sie speisten Suzan Trenton mit dem Goldbarren ab, aber sie versuchten schon eine Stunde später, ihr den Barren wieder abzujagen. Wer war der Mann, den Sie damit beauftragten, und womit wurden Sie von Suzan Trenton erpreßt?«
»Fangen Sie schon wieder an?« fragte er wütend. »Ich habe Ihnen doch schon alles gesagt!«
»Nicht alles, Rifford. Woher stammt das Gold?«
»Hören Sie endlich auf damit! Ich weiß es nicht!«
»Warum mußte Al Rankins sterben?«
»Keine Ahnung!« schrie er. »Lassen Sie mich endlich in Frieden!«
»Sofort! Aber erst müssen Sie die Wahrheit auspacken.«
Er ging auf die Tür zu. »Ich habe Ihnen zehn Minuten gegeben. Die Zeit ist bereits überschritten. Ich muß jetzt verschwinden!«
»Sie werden bleiben«, sagte ich ruhig und erhob mich. »Sie stehen unter Mordverdacht, Mr. Rifford.«
Er starrte mich an und brauchte einige Zeit, um die Anklage zu verdauen. Dann explodierte er. »Sie müssen den Verstand verloren haben! Ich habe ein Alibi. Ein Alibi, hören Sie? Ich kann es gar nicht gewesen sein!«
»Sie waren mit Ihrem Freund Pete Shaeffers in Als Wohnung«, sagte ich und wußte plötzlich, wie alles zusammenhing. »Als Sie die Wohnung verließen, lief Ihnen Suzan Trenton über den Weg. Suzan konnte Ihr ›Alibi‹ zunichte machen. Sie wußte, daß Sie Al ermordet hatten. Das versetzte Suzan in die Lage, Sie zu erpressen!«
»Eine tolle Phantasie haben Sie!« murmelte Rifford. Er ging auf mich zu. Ich sah das Glitzern in seinen Augen und wußte, was kommen würde.
Er schlug sehr plötzlich zu, aber nicht schnell genug. Ich tauchte ab und konterte. Im nächsten Moment war die schönste Keilerei im Gange. Rifford war ein muskulöser, kräftiger Bursche, der seine Lektion im Boxen gut gelernt
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