0479 - Eine Puppe aus Manhattan
was dahintersteckt. Bin ich der einzige, den du ‘reingelegt hast?«
»Ich…« begann Rifford. Er fand einfach nicht die richtigen Worte. Es machte ihn nervös und ängstlich, den harten, mitleidlosen Blicken der drei Männer ausgesetzt zu sein.
Der Boß blickte stirnrunzelnd auf die Schreibtischuhr. »Beeile dich, Rifford«, sagte er. »Ich habe nicht sehr viel Zeit für dich.«
»Sie bekommen das Geld«, versicherte Rifford schwitzend.
»Das hast du schon einige Male gesagt.«
»Es ist immer wieder etwas dazwischengekommen.«
»Wann willst du es mir geben?«
»Morgen, wenn‘s sein muß.«
»Wie willst du es auftreiben?«
»Ich weiß schon einen Weg!« sagte Rifford hastig.
Der Boß schien wenig beeindruckt zu sein. »Du hast drei Termine verpaßt, Rifford«, erklärte er gelassen. »Jeder in dieser Stadt weiß, was geschieht, wenn meine dritte und letzte Mahnung ignoriert wird. Ich mahne nur dreimal. Dann schlage ich zu, Rifford. Deshalb stehst du jetzt hier!«
»Ich war in Druck, Boß. Ich konnte einfach nicht zahlen!« murmelte Rifford.
»Mit all dem Moos im Keller?« fragte der Boß. Seine Mundwinkel senkten sich spöttisch.
»Sie wissen doch, was es damit für eine Bewandtnis hat! Ich kann's noch nicht abstoßen, ich muß damit warten! Warum geben Sie mir nicht einen kleinen Aufschub? Nur noch dieses eine Mal! Meinetwegen können Sie den Zinssatz erhöhen, Chef! Ich sehe ein, daß Sie Anspruch darauf haben.«
»Komm mal her, Jimmy«, sagte der Boß träge. Der Mann, der an der Terrassentür saß, stand auf. Mit federnden, elastischen Schritten kam er auf den Schreibtisch zu. Rifford kannte den Mann. Es war ein Gorilla, ein gewisser Jimmy Brooks. Dicht neben Rifford blieb Brooks stehen, mit schiefem Lächeln und schmalen Augen. Brooks hatte ein hageres Gesicht und dunkles, glatt zurückgekämmtes Haar, das penetrant nach Pomade roch.
»Gib ihm eine Gedächtnisstütze, Jimmy«, sagte 'der Boß mit sanfter Stimme.
Brooks schlug nur zweimal zu. Seine Fäuste landeten dort, wo es weh tat. Rifford brach in die Knie. In seinen Augen glänzten Tränen des Schmerzes. Er brauchte eine volle Minute, um wieder zu sich zu kommen. Mühsam richtete er sich auf.
»Das war nur der Anfang, Buck«, sagte der Boß ruhig. »Du kannst noch mehr davon haben. Los, ich will jetzt deinen Bericht hören. Alles, mein Junge!«
»Darf ich mich setzen?« ächzte Rifford.
»Später vielleicht. Erst will ich die Story hören.«
»Mir ist ganz übel!«
»Wenn du nicht sofort zu singen beginnst, wird dir gleich noch viel übler werden!« schnauzte der Boß.
»Es… es war ein Bluff, wenigstens zum Teil«, murmelte Rifford.
»Sprich lauter!« brüllte der Boß.
»Es war ein Bluff«, wiederholte Rifford gehorsam. »Das mit den Barren, meine ich…«
Der Boß lächelte spöttisch. »Ich weiß, mein Junge. Das ist mir längst bekannt Du bist zu mir gekommen, um mich anzupumpen. Du wolltest einen Kredit haben, nicht wahr? Ich habe ihn dir gegeben. Zehntausend Dollar! Du hattest ja Sicherheiten! Du warst reich! Dir war der größte Goldraub der jüngsten Kriminalgeschichte gelungen! Du hattest irgendeinen verdammten Scheich um ein Drittel seines Staatsschatzes erleichtert! Du sorgtest dafür, daß dieser Bericht die Runde machte. Buck Rifford ist zum Krösus avanciert! Er hat es endlich geschafft, er konnte den größten Coup landen! Man muß sich gut mit ihm stellen, man muß ihm entgegenkommen und Geschäfte mit ihm machen, das zahlt sich aus! Buck Rifford, der Goldkönig, ein Mann der Zukunft, nicht wahr?«
Rifford schluckte einige Male. Er schwieg.
Der Boß lehnte sich zurück. Er trommelte mit seinen dicken, beringten Fingern auf der Schreibtischplatte herum. »Ja, so war es«, fuhr er fort. »Deine Saat ging schnell auf. Man pumpte dir Geld. Warum auch nicht? Die Barren boten ja genügend Sicherheiten! Jeder begriff, daß du sie nicht einfach umschmelzen konntest. Jeder sah ein, daß du vorsichtig sein mußtest, daß du Zeit brauchtest. Wieviel hast du kassiert? Wie viele Leute hast du mit dem Goldmärchen reingelegt?«
»Drei oder vier«, murmelte Rifford.
»Ich will die Wahrheit wissen!«
»Es waren sechs.«
»Wieviel hat dir der Trick eingebracht?«
»Siebzigtausend.«
Der Boß stieß einen Pfiff aus. »Donnerwetter! Eine hübsche Summe. Und trotzdem ein schlechtes Geschäft. Du mußtest es mit ein paar anderen teilen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Mit Rankins zum Beispiel. Aber der lebte dir zu flott, der
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