0479 - Eine Puppe aus Manhattan
sie Ihnen noch heute zu«, versprach er.
***
Gegen Mittag traf ich in der Hunters Point Avenue ein. Ich mußte zweimal um den Block fahren, ehe ich einen Parkplatz fand.
Als ich ausstieg und die Straße überquerte, sah ich, wie Rifford gerade das Haus verließ. Er schaute sich kurz um, als wollte er sich vergewissern, daß er nicht beobachtet wurde. Dann trat er an den Rand des Bürgersteigs und hielt nach einem Taxi Ausschau. Ich wollte schon kehrtmachen, um ihm mit dem Wagen folgen zu können, aber in diesem Moment sah er mich. Er hob grüßend die Hand, lächelte aber nicht.
Ich ging auf ihn zu.
»Schon wieder in der Nähe?« fragte er spöttisch.
»Ich wollte zu Ihnen.«
»Was gibt‘s denn schon wieder?«
»Ärger.«
»Für Sie?«
»Eher für Sie«, sagte ich. »Wie wäre es, wenn wir uns in Ihrer Wohnung darüber unterhielten?«
Er blickte auf die Uhr. »Mehr als zehn Minuten kann ich Ihnen nicht geben.« Wir gingen in seine Wohnung. Auf dem Weg dorthin sprachen wir beide kein Wort. Im Wohnzimmer setzten wir uns. Buck Rifford lehnte sich entspannt zurück. Er stellte keine Fragen. Er sah mich nur an.
Ich muß zugebert, daß er gute Nerven hatte. Aber selbst die besten Nerven versagen, wenn sie einem Frontalangriff ausgesetzt werden. Ich versuchte es: »Sie haben mich belogen.«
»Nicht, daß ich wüßte!« Rifford hielt meinem Blick stand, aber das leicht erhobene Kinn machte deutlich, daß ihn diese Haltung einige Mühe kostete.
»Suzan Trenton war bei Ihnen«, sagte ich.
»Wann?«
»Gestern abend, kurz nach zehn Uhr.«
»Wer sagt das?«
»Ich sage es. Ich weiß es von einem zuverlässigen Zeugen.«
Rifford senkte den Blick. Zwischen seinen Lippen erschien die Zungenspitze. Sie glitt rasch und nervös vor und zurück. »Okay, sie war hier«, gab er zögernd zu.
»Warum haben Sie diese Tatsache zu bestreiten versucht?«
Er zuckte die Schultern. »Als Ex-Zuchthäusler greift man gern zu einer Notlüge, wenn es darum geht, gewissen Schwierigkeiten auszuweichen.«
»Gewissen Schwierigkeiten? Sie haben es verstanden, sich glänzend hineinzumanövrieren!«
»Es mag falsch gewesen sein, Ihnen einen Bären aufzubinden, aber mit den beiden Morden habe ich nichts zu schaffen«, erklärte er heftig.
»Das werden Sie beweisen müssen.«
»Beweisen Sie mir das Gegenteil!«
»Ich bin schon dabei«, sagte ich. »Was wollte Suzan Trenton von Ihnen?«
»Geld.«
»Wieviel und wofür?«
»Sie forderte fünfundzwanzigtausend. Sie wollte mich erpressen!«
»Womit und warum?«
»Die Puppe behauptete, ich hätte Al umgebracht«, bekannte Rifford. Er schien es für das beste zu halten, eine Flucht nach vorn anzutreten.
»Wie kam sie darauf?«
»Das mag der Henker wissen. Sie hat es sich einfach eingeredet, diese Närrin. Ich konnte ihr zum Glück beweisen, daß sie sich irrt. Ich habe nämlich für die fragliche Zeit ein Alibi. Ich war mit einem Freund im Kino.«
»Wie heißt dieser Freund?«
»Shaeffers. Pete Shaeffers.«
»Wann ist das Mädchen von hier weggegangen?«
»Sie gab ihr Vorhaben etwa zwanzig Minuten später auf. Sie war ziemlich kleinlaut, als sie endlich abdampfte.«
»Warum haben Sie meinem Kollegen und mir gestern nichts davon gesagt?«
»Verdammt noch mal, ich weiß es nicht. Seitdem ich gesessen habe, ist bei polizeilichen Vernehmungen immer meine erste Reaktion, alles abzustreiten. Ich wollte nicht in den Mordfall verwickelt werden, verstehen Sie?«
»Jetzt sind Sie mittendrin!«
»Das bezweifle, ich«, sagte er und grinste matt. »Sie vergessen mein Alibi.«
»Wie steht es mit dem Alibi für die Tatzeit des Mordes an Suzan Trenton?«
Sein Grinsen vertiefte sich. »Um diese Zeit habe ich im Bett gelegen«, sagte er. »Sie werden nicht sehr viele Leute finden, bei denen es sich anders verhält. Im übrigen haben Sie den Mörder doch gesehen, nicht wahr? Das wird jeden-' falls im Radio behauptet. Ich bin weder mittelgroß, noch habe ich einen kurzen, gedrungenen Hals.«
Er erhob sich und wandte mir den Rücken zu. »Sehe ich aus wie Suzan Trentons mitternächtlicher Besucher?« fragte er. »Sehe ich aus wie der Mörder?«
»Nein«, gab ich zu, »aber Ihre Sicherheit läßt vermuten, daß Sie den Mörder kennen.«
Rifford setzte sich wieder. »Es läßt nur eins erkennen«, konterte er scharf, »nämlich, daß ich unschuldig bin! Aber es zeigt mir noch etwas anderes. Sie sitzen in der Tinte. Weil das so ist, versuchen Sie um jeden Preis, einen Täter zu finden. Ich bin
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