Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0479 - Eine Puppe aus Manhattan

0479 - Eine Puppe aus Manhattan

Titel: 0479 - Eine Puppe aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
seinetwegen keine Träne zu vergießen. Wenn Ratten sterben, weint man nicht.«
    Ich wollte noch etwas sagen, aber ich kam nicht mehr dazu. Der Killer sprang mit .einem Satz auf mich zu. Der Knauf seiner Pistole traf mich am Kopf. An der Schläfe, um genau zu sein. Es war ein knochentrockener, gezielter Schlag, präzise angesetzt und wohldosiert. Die Wirkung war verheerend. Mein Bewußtsein stürzte in den dunklen Strudel eines Knockouts. Ich wurde ohnmächtig.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Rücken. Unter mir fühlte ich den harten Fußboden. Ich blinzelte in das helle Licht, das durch zwei Fenster in den Raum fiel, und bemühte mich, den häßlich-schmerzhaften Druck zu ignorieren, der sich hinter meiner Stirn staute.
    Langsam setzte die Erinnerung wieder ein. Ich hörte das Ticken einer Uhr, das Trampeln von Kinderschuhen in der Wohnung über mir, das Heulen von Martinshörnern in irgendeiner nahen Straße.
    Zum drittenmal innerhalb von sechsunddreißig Stunden war es mir nicht möglich gewesen, ein Gewaltverbrechen zu verhindern. Erst Rankins, dann Suzan Trenton, und jetzt…
    Ich biß mir auf die Lippen. Eine Welle von Bitterkeit überschwemmte mich. Was hatte Phil zu Mr. High gesagt? Wir schaffen es schon! Seine Worte waren auch in meinem Sinn gewesen.
    Aber so, wie die Dinge standen, sah es so aus, als tanzten uns die Gangster auf den Nasen herum. Mit einem Ruck richtete ich mich auf, zum Platzen gefüllt mit Zorn und Aktionsdrang. Der jähe Ruck rächte sich. Es war, als sei meine Stirn der Zylinderdeckel einer V-8-Maschine.
    Ich öffnete die Augen, widerwillig.
    Von Buck Rifford war nichts zu sehen. Ich erhob mich und durchstreifte die Wohnung.
    Buck Rifford war verschwunden. Der Fremde natürlich auch. War es zu dem angedrohten Mord gekommen? Hatte der Fremde einen Toten mitgenommen, oder hatte er den lebenden Buck Rifford gezwungen, ihm zu folgen? Ich tippte auf letzteres. Ich trat an das Telefon, noch immer reichlich erschöpft. Vielleicht ließ sich der angedrohte Mord noch verhindern. Dummerweise fiel mir nicht ein, wie das zu schaffen war.
    Ich nahm den Hörer ab. In mir klickte etwas. War ich am Ende nur der Zeuge einer für mich inszenierten Komödie geworden? Hatte man mich für dumm verkauft? War man daran interessiert, daß ich Buck Rifford für einen toten Mann hielt?
    Auch diese Möglichkeit galt es einzukalkulieren, aber die Furcht, die sich in Riffords Augen gezeigt hatte, sprach dagegen. Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund, als ich die Nummer meiner Dienststelle wählte.
    ***
    Buck Rifford blinzelte aus halbgeschlossenen Augen in die grelle Mittagssonne, als er aus dem Wagen gestoßen wurde. Um ein Haar wäre er zu Boden gefallen. Er bekam einen zweiten Stoß in den Rücken und torkelte einige Schritte nach vorn. Dann blieb er stehen und blickte an der weißgetünchten Fassade der im klassizistischen Stil erbauten Villa hoch.
    »Beweg dich, Rifford!« sagte der Mann mit der Sonnenbrille hinter ihm. Rifford spannte in Erwartung eines weiteren Stoßes die Muskeln, aber diesmal passierte nichts. Rifford setzte sich in Bewegung. Als sie das Haus erreichten, öffnete sich die Tür wie von Geisterhand betätigt. Sie durchquerten die Halle und betraten das Arbeitszimmer. Es war hoch, groß und luftig. Ein Raum, der Kultur atmete und eine Bibliothek von beträchtlichem Umfang enthielt.
    Der Mann, der hinter dem mächtigen Schreibtisch thronte, war massiv und massig zugleich, ein glatzköpfiger, fischäugiger Mittfünfziger mit wulstigen Lippen und einem businessmäßigen Äußeren. Ein Mann, der von den vielen Büchern, die ihn umgaben, vermutlich noch kein einziges gelesen hatte.
    »Hallo«, sagte Rifford und näherte sich zögernd dem Schreibtisch. Hinter dem Besuchersessel blieb er stehen, als ob er einen Schutz brauchte.
    Der Boß las in einer Börsenzeitung. Er blickte nicht hoch. Rifford schaute sich um. Der Mann mit der Sonnenbrille war an der Tür stehengeblieben. Ein zweiter Mann saß in der Nähe der geschlossenen Terrassentüren. Man hörte nur das leise Summen der Klimaanlage. Rifford hatte Angst, aber er war bemüht, nichts davon zu zeigen.
    Endlich legte der Mann hipter dem Schreibtisch seine Lektüre aus den Händen. Seine vorstehenden Fischaugen trafen den Besucher, kühl und leidenschaftslos, aber Riffords Magen krampfte sich dabei zusammen. Der Boß forderte den Besucher nicht zum Sitzen auf.
    »Los, Rifford«, sagte er ruhig. »Ich möchte jetzt erfahren,

Weitere Kostenlose Bücher