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0479 - Eine Puppe aus Manhattan

0479 - Eine Puppe aus Manhattan

Titel: 0479 - Eine Puppe aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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New Yorker. Er kannte Chicago gut, aber er machte sich nichts aus dieser Stadt. Sie war ihm in mehr als einer Hinsicht zu windig.
    Der neue Polizeichef und das FBI hatten aus der ehemaligen Hochburg des Verbrechens ein Schlachtfeld gemacht, auf dem die Syndikate eine Position nach der anderen verloren. Es war geradezu gefährlich, in diesen kleinen, razziagefährdeten Pensionen zu wohnen, wo man befürchten mußte, mit einem Polizeispitzel Tür an Tür zu leben. Zu allem Überfluß war Brooks aus Geldmangel noch nicht dazu gekommen, sich neue Papiere zu beschaffen.
    Am Abend hatte er einen Entschluß gefaßt. Der Laden, den er sich ausgesucht hatte, lag im Stadtteil Cicero, in einer kleinen, schmutzigen Straße, deren Namen er nicht einmal kannte. Er hatte die Straße gewählt, weil die Hinterhöfe und die schmalen Alleys am Park Race Track endeten, einer Pferderennbahn, die mit ihren Tribünen und Stallungen und den vielen Grünanlagen hervorragende Fluchtmöglichkeiten bot.
    Der Trödlerladen, auf den Brooks sich konzentriert hatte, nannte sich Al‘s Swap Shop. Er gefiel Brooks aus mehreren Gründen. Erstens lag er im Kellergeschoß und war nur über eine schmale, steile Treppe zu erreichen; das gab Brooks Gelegenheit, ungesehen ein Halstuch vor das Gesicht zu binden. Außerdem wurde man gewarnt, wenn ein Kunde die Kellertreppe herab kam. Zweitens machte der Alte, dem der Laden zu gehören schien, einen ziemlich klapprigen Eindruck. Er war weißhaarig, so um die Fünfundsechzig herum, und keineswegs der Typ, der viel Widerstand leisteh würde. Drittens hatte Brooks festgestellt, daß der Laden gute Umsätze gemacht hatte. Drei Kunden hatten mit teuren Kameras den Laden verlassen, zwei weitere hatten je ein Fernsehgerät erstanden. Die Tageseinnahme mußte sich auf mindestens vierhundert Dollar belaufen.
    Brooks wartete bis gegen halb acht Uhr. Der Trödlerladen schloß nicht vor zwanzig Uhr, wie die meisten Geschäfte in dieser Gegend. Brooks ging die Kellertreppe hinab, als niemand in der Nähe war. Mit wenigen Griffen befestigte er das Halstuch am Kopf. Dann betrat er den Laden. Die Pistole holte er aus der Tasche, als er die Tür hinter sich zuwarf. Er hatte sich vorgenommen, daß sein Auftritt wie ein Paukenschlag wirken sollte, aber da der Alte nicht im Laden war, verpuffte seine große Szene.
    Brooks biß sich auf die Unterlippe. , Der Laden war nicht groß. Im Hintergrund stand ein älterer Geldschrank, an dem der Schlüssel steckte. Die Tür zur angrenzenden Wohnung öffnete sich. Der Alte machte jäh kehrt, als er den maskierten Mann sah. Brooks sprang über den Ladentisch. Er hatte die Tür zur Wohnung erreicht, noch ehe der Alte eine Chance hatte, auf der Innenseite den Schlüssel umzudrehen.
    »Hoch mit den Greifern!« keuchte Brooks. Er war erleichtert. In diesem kleinen, muffigen Hinterzimmer fühlte er sich sicher. Hier konnte ihn niemand überraschen. Zitternd hob der Trödler die Hände. Er hatte hellblaue, wäßrig schimmernde Augen und braune, häßliche Zahnstummel. »Bitte nicht schießen!« stieß er hervor. Seine Stimme war hell und heiser.
    »Wo sind die Piepen?« fragte Brooks scharf. »Her mit dem Kies! Vergiß nicht, daß du dir eine Bleivergiftung holst, wenn du irgendwelche Mätzchen versuchst!«
    »Ich… ich gebe Ihnen das Geld!« stammelte der Trödler. Er blickte wie gebannt auf die Mündung von Brooks Pistole.
    »Okay, worauf wartest du noch?« schnauzte der Gangster. »Los, bewege deine müden Knochen, sonst sorge ich dafür, daß sie schnellstens in einem Sarg landen!«
    Der Trödler wies mit dem Kopf zur Tür. »Es liegt draußen, im Geldschrank.«
    Brooks trat zur Seite. An der Tür zum Laden hing eine schmutzige Gardine. Durch das kleine Fenster konnte man genau beobachten, was im Laden vorging. Brooks hielt es für besser und sicherer, im Hinterzimmer zu bleiben.
    »Spute dich, Alter!« sagte er drohend. Der Trödler betrat den Laden. Er schlurfte zum Geldschrank und öffnete ihn. Brooks beobachtete ungeduldig, wie der Alte hineingriff. Brooks fand, daß der Trödler sich zu viel Zeit nahm. Warum und womit fummelte er in dem Schrank herum? Plötzlich durchzuckte Brooks ein eiskalter Schrecken. Warum hatte er nicht gleich an diese Möglichkeit gedacht? In dieser Stadt gab es vermutlich keinen Trödler, der nicht mit Waffen handelte. Möglicherweise bewahrte der Alte sein Pistolenarsenal im Geldschrank auf. Vielleicht überlegte er gerade, ob es ratsam war, den Überfall mit

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