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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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blieben auf Stand-by. Ein kurzer Schub genügte, um sich im Blitzstart wieder nach draußen zu katapultieren. Die Hand auf dem Auslöser der Bordgeschütze, duldete es Aiko, dass drei in Wildleder gekleidete Männer herbei eilten.
    Es waren derbe, kräftig gebaute Burschen, die im krassen Gegensatz zu den geschmeidigen Ninjas standen. Die Kurzschwerter und Äxte an ihren Seiten taugten eher zum blinden Drauflosschlagen als zu einem technisch sauberen Kampf.
    Die Wachen waren jedoch nicht auf Streit aus, sondern boten Fudoh an, ihm aus dem Sitz zu helfen. Die klobige Rüstung machte den Samurai schwerfällig, deshalb überwand er seinen Stolz und griff nach den angebotenen Armen.
    »Vorsicht, General«, warnte ein Rotschopf, als Fudoh mit dem Fuß an der Kante hängen blieb.
    Aha, ein hohes Tier, notierte Aiko innerlich. Falls es Ärger gibt, ist er eine gute Geisel.
    Sichtlich beruhigt stieg er ebenfalls aus. Ein schneller Handgriff genügte, um die automatische Sicherung zu aktivieren. Damit waren die Instrumente vor unbefugtem Zugriff geschützt.
    Keiner der Wachposten machte Anstalten, sich das fremdartige Gefährt näher anzusehen. Ohne weiter auf den Gleiter zu achten, halfen sie ihren Kameraden, die schweren Torflügel zu schließen.
    In der vermauerten Etage wurde es noch dunkler. Nur ein paar rußende Fettlampen sorgten für ein mattes Zwielicht.
    General Fudoh führte Aiko tiefer in den Komplex hinein. Im vierten Stock des Arco Plaza hatten sich einst zahlreiche Geschäfte befunden, doch nun fehlte von Regalen und Verkaufstresen jede Spur. Ihre Füße stapften über nackten Beton, als sie in Richtung der Fahrstühle gingen.
    Deren offene Schiebetüren ragten wie leere Augenhöhlen in der Wand, doch in einem der dunklen Schächte pendelte ein primitiver Holzverschlag, der als Kabine diente. Der Samurai trat ohne Zögern ein. Aiko folgte auf dem Fuße, denn er wollte nicht ängstlich wirken.
    Der Boden unter ihm begann zu schwanken, und er musste eine der umlaufenden Bambusstangen fassen, um das Gleichgewicht zu halten. Sein Gesicht behielt den stoischen Gesichtsausdruck bei, doch innerlich bereute er längst seinen tollkühnen Entschluss.
    »Aufwärts!«, brüllte General Fudoh in die Höhe. »Vierzigster Stock!«
    Seine Stimme brach sich mehrfach an den Schachtwänden, bevor sie als leises Echo verhallte. Wem auch immer der Ruf gegolten hatte, blieb eine Antwort schuldig. Die Kabine setzte sich einfach quietschend in Bewegung. Es ging nur langsam voran, vermutlich weil der Flaschenzug durch bloße Muskelkraft angetrieben wurde. Während sie an den offenen Türen vorbei zogen, erhielt Aiko einen flüchtigen Blick auf das Innere des Gebäudes. Von Stockwerk zu Stockwerk wurde es heller, freundlicher und belebter. Das Leben schien sich vor allem in den oberen Etagen abzuspielen, wo den Bewohnern höchstens ein paar Bellit- oder Andronenreiter gefährlich werden konnten.
    Elektrisches Licht löste die Petroleumlampen ab.
    Sonnenstrahlen fielen durch intakte Fensterscheiben und durchfluteten die Kor- ridore. Die meisten Turmbewohner trugen Lederwams und Leinenhosen wie die Wachen am Einflugloch, doch es gab auch Männer und Frauen in fein gewebten Tuniken.
    Je höher sie stiegen, desto stärker überwogen Asiaten in grauer und schwarzer Kleidung. Es waren auch weitere Samurais in voller Rüstung zu sehen.
    Endlich kamen sie im vierzigsten Stock an.
    Aiko war froh, wieder festen Boden zu betreten. General Fudoh führte ihn einen langen Flur entlang, der von grimmig dreinblickenden Ninjas in grauen Kampfanzügen gesäumt wurde. Auch ohne Kopfhaube wirkten die Krieger, als ob sie jeden Moment vorspringen und zuschlagen wollten.
    Der Gang mündete in ein weitläufiges Büro, in dem sich Frauen und Männer über Schreibpulte beugten und emsig verschiedene Unterlagen bearbeiteten. Ein Pale in dunkler Tracht trat ihnen entgegen. Soweit Aiko beurteilen konnte, orientierte sich der Schnitt an Geschäftsanzügen des zwanzigsten Jahrhun- derts. Auch einige Cyborgs in Amarillo trugen diese Art Kleidung als Erinnerung an alte Zeiten.
    Der hochgewachsene Mann mit dem grau melierten Haar, der sie begrüßte, war garantiert noch keine fünfhundert Jahre alt. Sein verwaschener Slang machte deutlich, dass er ein Kind dieser Zeit war.
    »Willkommen bei Microware«, dröhnte er wie ein Kaufmann, der schwer verkäufliche Ware losschlagen musste. »Unsere Gilde herrscht über die Windräder und Laternen von El'ay und…«, er setzte

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