048 - Die Bande des Schreckens
Bekenntnis schnell, kaum hörbar aus, ihre Augen blitzten, und er zweifelte nicht an ihrem Haß. »Ich hasse Sie! Aber ich will nicht Ihren Tod - glauben Sie mir das? Ich -will - nicht - Ihren - Tod!« Bei jedem Wort schlug sie mit ihrer zierlichen Hand auf den Tisch. »Ich will, daß Sie am Leben bleiben, hören Sie! Ich habe es satt, es ekelt mich an!« Mit einem Ausdruck der Qual schloß sie die Augen. »Es gibt keinen ändern Grund, warum ich Sie am Leben wissen will, als daß ich die Toten allmählich satt habe. Geben Sie diese Sache auf, gehen Sie fort, überlassen Sie alles sich selbst!«
»Warum wollen Sie, daß ich fortgehe? Ja, ich weiß schon, Sie haben es gesagt... «
»Sie könnten ins Ausland reisen, für vier Monate, für zwei Monate, ja, selbst für einen Monat - das würde genügen.« Alles Blut war aus ihren Wangen gewichen, ihr Busen hob und senkte sich. »Ich will Ihnen etwas sagen«, begann sie von neuem, atemlos. »Eines Abends hätten sie Sie beinah gefaßt. Mich hatte man ausgesandt, um Sie am Schießen zu hindern. Sie erinnern sich doch der Nacht? Und ich erzählte Ihnen das Märchen, daß man mich entführen wollte. Sie durchsuchten mich - ich kam darauf, als Sie mich fragten, in welchem Theater ich gewesen sei. Es ist mir gleichgültig, was Sie jetzt tun. Im Gegenteil, ich wünschte, Sie sperrten mich ein und behielten mich, bis alles, alles vorüber ist. So, jetzt wissen Sie es - haben Sie verstanden, was ich gesagt habe? Ich war dabei, als man Sie umbringen wollte!«
»Wer war der Mann?« Sie warf ungeduldig den Kopf zurück. »Das kann ich Ihnen nicht sagen - Sie wissen genau, daß ich das nicht sagen kann. Aber ich war dabei - ich - ich!« Hysterisch schlug sie sich mit der geballten Faust auf die Brust. »Genügt das nicht? Können Sie mich nicht verhaften? Deshalb kam ich. Deshalb - das heißt, um Sie zu warnen.« »Wer war der Mann?« fragte er nochmals.
»Sie sind ein Narr! Glauben Sie auch nur einen Augenblick, daß ich es Ihnen sage?«
»War es Ihr Bruder?«
»Mein Bruder war in jener Nacht in Little Heartsease, das wissen Sie am besten, denn Sie haben Erkundigungen eingezogen. Gleich am nächsten Tag fuhren Sie hin, und einer Ihrer Detektive fragte nicht nur die Angestellten und Kellner, sondern gleich auch noch alle Gäste aus.« »Henry?« fragte er.
»Henry!« Ihre Lippen verzogen sich, doch wurde sie sofort wieder ernst. »Ich habe mich in große Gefahr begeben, dadurch, daß ich Sie aufsuchte. Sie beobachten, seit ich hier bin, andauernd meine Hände, nicht wahr? Trotzdem hätte ich Sie dreimal töten können. Sie denken, daß ich prahle? Aber es ist die Wahrheit.«. Sein Gesicht drückte Zweifel aus. »Sie fürchten mich nicht, weil ich eine Frau bin?« fragte sie. »Und Sie würden zögern, mir den Revolver vorzuhalten? Aber Sie kämen auch gar nicht erst dazu!«
Sie erhob ihre behandschuhte Hand über den Kopf und schien mit den Fingern zu schnalzen. Ein grelles Licht blitzte auf, das ihn sofort blind machte und zurücktaumeln ließ. Als er die Augen wieder öffnete, konnte er vor lauter tanzenden Sternen nichts anderes unterscheiden. Nach einer Weile sah er die dicke, weiße Rauchwolke, die an der Decke schwebte.
, »Magnesium«, erklärte sie sachlich. »Meine Augen waren geschlossen, als ich es entzündete, doch Ihre waren offen. Ich hätte Sie wie einen Hund niederschießen können, wenn ich gewollt hätte. Nun, glauben Sie mir wohl?«
Der Wetter holte tief Atem. »Sie können darauf wetten, daß ich Ihnen glaube«, versicherte er. »Das ist ein neuer Trick für mich, Miss Cravel!«
»Ein neuer? Sie haben hundert neue!« sagte sie verächtlich. »Dreimal haben sie Sie verfehlt, aber zum Schluß werden sie Sie doch noch kriegen! Wollen Sie mich nun verhaften? Ich bin nicht verrückt, im Gegenteil, ich bin noch nie so klar gewesen wie heute. Aber ich bin damit fertig - völlig fertig!«
Er nahm den Brief aus dem Schreibtisch und zeigte ihn ihr. Sie las nur ein oder zwei Zeilen und gab ihn zurück.
»Ich weiß«, meinte sie. »Werden Sie gehen?«
Er nickte.
»Am Sechzehnten? Was versprechen Sie sich davon? Sie ahnen ja nicht, was Sie in Heartsease erwartet!« Sie zog die geschwärzten Handschuhe aus und nahm ein neues Paar aus der Handtasche. »Aber ich kann nichts mit Ihnen anfangen. Ich befürchtete es. Wo ist die Sanders?«
»In einer Privatklinik«, antwortete er, obschon es sie eigentlich nichts anging.
»Ist sie dort sicher?« fragte sie
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