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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Vaters Angelegenheiten zu durchforschen, und wahrscheinlich hatte Sir Godley auch nur in einer Anwandlung von Ordnungsliebe alte Rechnungen sortiert und Überflüssiges verbrannt. Dennoch bückte er sich und stocherte in dem Aschenhäufen herum. Ein kleines Briefbündel war offenbar als Ganzes ins Feuer geworfen worden, so daß er in der Mitte einige Blätter fand, die angesengt, aber nicht ganz verbrannt waren. Das Briefblatt, von dem am meisten erhalten war, enthielt noch das Datum vom 12. Januar 1889. Die Adresse war bis auf den bruchstückhaften Schluß: ›...hagen‹ zerstört. Er drehte das versengte Blatt um und las einige Satzfetzen und vereinzelte Wörter in einer prächtigen Handschrift: ›... das wenige, was du tun kannst... Hilf, Bruder... Krise...‹
    Anscheinend war an diesen Brief ein Schriftstück länglichen Formats angeheftet gewesen. Long hielt die verkohlten Überreste ans Licht. Die Tintenschrift war zum Teil noch lesbar. Es handelte sich um ein auf seinen Vater gezogenes Akzept, der Name des Ausstellers war nicht mehr zu erkennen. Er warf es in den Kamin zurück. Der Diener hatte ihn die ganze Zeit beobachtet.
    »Sie brauchen meinem Vater nicht zu sagen, daß ich in seinen Sachen gestöbert habe, Johnny!«
    Der Mann, der während seiner langen Dienstzeit oft zwischen dem jungen Herrn und vielen Unannehmlichkeiten gestanden hatte, nickte.
    »Was denken Sie, wohin er gegangen ist, Sir?« »Spazieren«, sagte der Wetter kurz.
    Er trat vors Haus, ging bis zum nächsten Briefkasten und fand in nächster Nähe davon den unvermeidlichen Wachtposten.
    Der Polizist hatte Sir Godley gesehen, mit ihm gesprochen, und seine Auskunft lautete ziemlich beunruhigend.
    »Ich muß sagen, daß Ihr Vater sich sehr seltsam benahm.
    Während ich mit ihm sprach, kam ein Taxi vorbeigefahren, und ich glaube, er erkannte den darin sitzenden Herrn. Ich habe ihn auch gesehen - ein alter Herr mit weißem Haar, einem großen schwarzen Schlips und einer Hornbrille.«
    Der Wetter stutzte. Das war eine recht zutreffende Beschreibung des Professors.
    »Was tat mein Vater?«
    »Das ist meiner Ansicht nach eben das Seltsame. Er rannte über die Straße, sprang in ein anderes Taxi, und das letzte, was ich sah, war, wie er dem Fahrer Anweisungen gab. Mir schien es, als wollte er den alten Herrn einholen.«
    Arnold Long ging verwirrt ins Haus zurück. Er sagte dem Diener ein paar beruhigende Worte und setzte seinen Weg nach Dorset Square fort. Die Überspanntheit seines Vaters konnte er sich schwer erklären. Aber war es wirklich Überspanntheit, die Sir Godleys Handeln bestimmt hatte?
    Der Professor! Die einzige Gestalt in dem todbringenden Reigen, die er nicht kannte - das Gehirn und das Herz der Bande des Schreckens! Er kreuzte Oxford Street, ging die Baker Street hinauf und kam an einer Reihe von Häusern vorbei, die jeder Romanliebhaber kennt. Vor sich hin lächelnd, überlegte er sich, wie wohl jener legendäre Phantasiedetektiv diesen Fall gelöst hätte.
    Er hörte eine Turmuhr schlagen und schaute auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Halb elf! Er wollte so schnell wie möglich nach Dorset Square, sich überzeugen, ob alles in Ordnung sei, und dann zurückfahren, um seinen Vater zu erwarten.
    Die Gegend war ziemlich verlassen. Reges Treiben herrschte nur vor dem Great Central-Bahnhof, wo Taxis die Theaterbesucher absetzten, die aufs Land zurückkehrten. Vor dem Eingang der Privatklinik begrüßte ihn der eine Detektiv. »Nichts ist vorgefallen, Sir!« meldete er. »Sie haben das hysterische Mädchen fortgeschafft, sie war eine richtige Plage.« »Ja, die Hysterische - ich weiß schon, wen Sie meinen.« Der zweite Beamte drinnen in der Halle hatte sich, zum Zeitvertreib, nützlich gemacht - er öffnete, wenn es läutete, die Tür. Auch er wußte nichts zu berichten, und die Schwester, die gerade die Treppe herabkam, meldete, daß Nora Sanders ruhig schlafe. »Ich habe eben, bevor ich herunterkam, einen Blick ins Zimmer geworfen, weil ich fürchtete, daß die andere Patientin, die inzwischen weggebracht worden ist, sie gestört haben könnte.«
    »Kann ich sie sehen?«
    Er wußte selbst nicht genau, warum er dieses Ansinnen stellte. Die Schwester zögerte.
    »Ich weiß nicht, ob es der Oberschwester recht sein wird. Jedenfalls dürfen Sie nur hineinschauen, nicht sprechen.«
    Long folgte der Schwester die Treppe hinauf und fühlte sich etwas lächerlich. Vor Noras Tür mahnte sie ihn nochmals zur Ruhe, dann ließ sie

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