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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihn eintreten.
    Im Zimmer brannte ein abgeblendetes Licht und ließ undeutlich die Gestalt im Bett erkennen. Der Rücken war der Tür zugekehrt. Eine einzelne Locke ragte zwischen Kissen und Bettdecke hervor. Eine Locke?
    Seine Stirn legte sich in Falten. Die Locke war schwarz. Mit zwei Schritten hatte er das Bett erreicht, legte die Hand auf die schmale Schulter und schüttelte sie. Das Mädchen schlief nicht. Erschrocken blickte es den Inspektor an. Es waren braune Augen, und das Gesicht hatte einen strengen, bedrückten Ausdruck.
    »Mr. Long - was machen...«, stammelte die Schwester und stockte, als sie das Gesicht auf dem Kissen sah. »Das ist nicht Miss Sanders!« stieß sie hervor.
    Sie war es nicht.
    Nora Sanders fuhr zu dieser Stunde in einem schnellen Krankenwagen nach Berkshire, wo der Geschäftsführer von Heartsease darauf wartete, sie in Empfang zu nehmen - und diesmal würde sie es nicht mit Jackson Crayley zu tun haben!

30
    Long erriet, was geschehen war, noch bevor das Mädchen im Bett Entschuldigungen zu stammeln begann.
    »Stehen Sie auf und ziehen Sie sich an! Ich verhafte Sie wegen Beihilfe.« Und der Schwester befahl Long: »Lassen Sie eine Pflegerin kommen, die hier bleibt, bis diese Frau zum Abtransport bereit ist.«
    Später ging er mit der Nachtschwester hinunter, und sie erzählte ihm, wie alles gekommen war.
    Das Mädchen war am Nachmittag auf Empfehlung eines Arztes eingeliefert worden. Anscheinend hysterisch, hatte es bis zum späten Abend gewimmert und geschrien. Als der ›Arzt‹ vor dem Abendessen vorsprach, bat ihn die Oberin, die Patientin wieder wegzunehmen, denn sie störe die anderen Kranken, und er hatte versprochen, später einen Krankenwagen vorbeizuschicken. Der Krankenwagen kam dann auch in Begleitung von zwei uniformierten Trägern, und man legte das Mädchen unter Aufsicht des Arztes auf eine Tragbahre.
    »Bis zu diesem Augenblick war ich zugegen«, betonte die Nachtschwester. »Aber der Doktor bat mich, noch eine Decke zu holen. Ich. ging hinunter und war kaum drei Minuten weg...«
    »Und während dieser Zeit haben die Träger Miss Sanders betäubt oder sonstwie zum Schweigen gebracht und sie an Stelle des Mädchens auf die Bahre gelegt. Haben Sie einen Aufschrei gehört?«
    »Ja, gerade, als ich bei der Treppe wieder ankam. Ich dachte, es wäre Mrs. Dennsey.«
    Der Wetter war bleich geworden.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Ich kann Ihnen keinen Vorwurf machen. Ich hätte etwas Derartiges erwarten sollen, als ich hörte, daß am Nachmittag diese merkwürdige Patientin eingeliefert worden war. Ihr Zimmer lag doch neben dem von Miss Sanders?«
    Ihm blieb nichts weiter übrig, als die Meldung nach Scotland Yard weiterzugeben und alle Polizeireviere zu veranlassen, nach dem Krankenwagen Ausschau zu halten, dessen Nummer sich der Beamte, der vor der Klinik Dienst tat, gemerkt hatte.
    Seinen Vater hatte der Wetter vollständig vergessen, bis ihn der Diener um drei Uhr nachts in Scotland Yard anrief. »Sir Godley ist hoch nicht zurückgekehrt.«
    Dem Wetter lief es eiskalt über den Rücken. Er lehnte sich im Stuhl zurück. Er brauchte seinen ganzen Mut und seine Entschlossenheit, um jedes persönliche Mitgefühl von sich abzuschütteln. Er war jetzt nur Kriminalbeamter, der das Verschwinden eines Mannes namens Godley Long und der Sekretärin Nora Sanders aufzuklären hatte.
    Diese beiden waren nicht die einzigen, die in dieser Nacht unauffindbar blieben. Miss Revelstoke war früh am Abend zu einer Gesellschaft gegangen und um drei Uhr ebenfalls noch nicht zurück. Das gleiche galt für Henry, den Rechtsanwalt, der sie anscheinend begleitet hatte.
    Ein Mann jedoch war auf seinem Posten. Als der Wetter um vier Uhr Heartsease anrief, antwortete Mr. Cravel. »Sind Sie es, Long? Ist irgend etwas geschehen?«
    »Ich versuche seit zwölf Uhr, Sie zu erreichen. Wo sind Sie gewesen?«
    »Seit zwölf versucht, mich zu erreichen? Das ist eine Lüge! Ich schlafe seit elf, und das Telefon ist neben meinem Bett. Was wollen Sie?«
    Es war nicht gerade die Stimme eines Schlaftrunkenen. Sie klang klar und laut.
    »Ich muß Sie sprechen«, sagte Long. »Ich komme hinaus. Ist Ihre Schwester auch dort?« Es entstand eine Pause.
    »Nein, meine Schwester ist nicht hier. Sie ist in der Stadtwohnung, Sie kennen die Adresse?«
    »Ich bin in einer Stunde bei Ihnen.«
    Der große Coup, den die Bande in aller Eile abwickeln wollte, sah aus - erst einmal hatten sie sich Monkfords Geld durch die

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