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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der Stirn befestigtes Watteviereck und etwas abgeschürfte Haut deuteten auf den Absturz hin. Dem Benehmen und der Gesprächigkeit nach handelte es sich zweifellos um den alten Wetter Long.
    »Sie hatten also eine Unterhaltung mit meinem Berkshire-Kollegen - dem Inspektor aus Windsor? Ein guter Kerl, etwas arm an Einfällen. Wie gefällt Ihnen seine Kronzeugenidee?« »Wo kommen Sie her?«
    »Woher ich komme? Aus dem Jenseits - wissen Sie, Cravel, Sie sind ein liederlicher Leichenaufseher! Wenn Sie wissen wollen, wo das Jenseits liegt, will ich es Ihnen verraten. Es liegt in Nr. 3. Vielleicht wäre ich dort wirklich hinübergeraten, aber zufällig war der allerbeste Samariter da.«
    »Wo ist Nora?«
    »Sie meinen wohl Miss Sanders? Sie ist auf dem Weg nach London. Sie sind ein kolossaler Dummkopf, Cravel! Was glauben Sie, zu welchem Zweck sich der Inspektor eine Viertelstunde lang mit Ihnen in Ihrem Büro unterhalten hat? Inzwischen konnten wir Miss Sanders fortschaffen. Mein Freund hatte sich schon früh am Morgen Ihren Hauptschlüssel geborgt, und ich machte mir, als Sie unten waren, die Gelegenheit zunutze, Ihr Zimmer zu untersuchen. Es freut mich, daß Sie nicht dazwischengekommen sind, denn sonst hätte ich unter Umständen einen Weg einschlagen müssen, der der Gerichtsbarkeit einen Teil ihrer Arbeit erspart haben würde. - Sie wissen, warum ich jetzt hier bin?« »Ich kann es mir denken.«
    Cravel war wieder ganz ruhig. Angesichts der handgreiflichen Gefahr war seine Furcht wie ausgelöscht.
    »Ich bin gekommen«, sagte der Wetter, »weil ich erfahren möchte, wie Monkford getötet wurde. Wenn Sie selbst nicht der Täter waren, haben Sie eine kleine Chance.«
    »Ich werde Zeuge der Staatsanwaltschaft!« erwiderte Cravel höhnisch. »Glauben Sie auch nur einen Augenblick, daß ich der Mann bin, der seine Freunde verrät?« Er dachte einen Augenblick nach. »Sie hatten also den Hauptschlüssel? Ich vermißte ihn nicht, bis mich der verdammte Inspektor hinunterschickte, um den Schlüssel zu Nr. 3 zu holen.« »Und während Sie ihn unten suchten, habe ich die Tür von Nr. 3 von innen geöffnet und mich der erstaunten Polizei vorgestellt. Sie erinnern sich, der Inspektor ging allein ins Zimmer, um es zu durchsuchen. Er wußte, daß drei Leute darin versteckt waren. Außerdem gab es mir die Möglichkeit, ihm zu sagen, was er weiterhin tun sollte.«
    »Wo ist meine Schwester?« fragte Cravel plötzlich. »Sie ist mit einem meiner Freunde weggefahren.« »Verhaftet?« Long nickte.
    »Ich glaube, sie kommt leicht davon, aber sie wird auch die einzige sein. Jackson Crayley hätte ebenfalls eine gute Chance gehabt, doch Sie griffen dem Gesetz vor. Sie fällten das Urteil und vollstreckten es!«
    Cravel wich dem Blick des Wetters aus und schaute zu Boden. Röte stieg ihm ins Gesicht, aber es war nicht Schamröte. Dann schnellte sein Kopf in die Höhe.
    »Sie wollen wissen, wie Monkford getötet wurde? Unter diesen Umständen ist es das beste, wenn ich es Ihnen - sage.«
    »Haben Sie ihn erschossen?«
    »Nein, ich habe ihn nicht erschossen.«
    »Hat einer der anderen ihn erschossen?«
    »Nein - er hat sich selbst erschossen.« Als er Longs ungläubiges Lächeln sah, wiederholte er hartnäckig: »Ich behaupte, er hat sich selbst erschossen.« »Man hat aber keine Waffe gefunden.«
    »Die Waffe wurde gefunden - Sie erkannten sie nur nicht, als Sie sie in der Hand hielten. Interessiert es Sie?«
    Long nickte. Sie verließen das Büro. Vor der Tür zu Monkfords Zimmer sagte Cravel:
    »Geben Sie mir mal meinen Hauptschlüssel!« Nachdem er ihn erhalten hatte, schloß er auf und zeigte, während sie eintraten, lachend auf das gähnende Loch im Boden. »Halten Sie sich in einiger Entfernung davon! Heute früh hätten wir hier beinah ein Unglück gehabt.«
    Der Wetter, der selbst viel Sinn für Witz hatte, mußte den Humor dieses Mannes, den er an den Galgen bringen wollte, bewundern.
    »Die Sache war sehr einfach und doch geistreich«, begann Cravel zu erklären, »aber wie alle einfachen und geistreichen Sachen auf der Welt...« Er brach plötzlich ab und beugte den Kopf vor. »Mein Telefon klingelt! Kann ich hinuntergehen?« fragte er vorsichtig.
    Long nickte, denn an die Möglichkeit einer Flucht war nicht zu denken, da das Haus von allen Seiten bewacht wurde.
    Allein geblieben, schaute er sich im Zimmer um. Der aufgebrochene Fußboden, das Bett an der Wand gegenüber -wie geschickt war doch die Falle für ihn gelegt worden.

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