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0480 - Champagner-Party bei Capone

0480 - Champagner-Party bei Capone

Titel: 0480 - Champagner-Party bei Capone Kostenlos Bücher Online Lesen
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möchte wissen…«
    Er verstummte. Denn schlagartig waren in der Halle sämtliche Lampen erloschen. Sämtliche Fahrstühle fielen aus. Kein Kontrollanzeiger-Lämpchen wies aus, wo sich dieser oder jener Lift gerade befand. Klimaanlagen und Ventilatoren verstummten. Ein Gebäude von der Größe und Weitläufigkeit einer kleinen Stadt war plötzlich ohne elektrische Energie.
    ***
    Vier Minuten vorher hatte ein Bursche, von dem sich später herausstellte, daß er Allan David hieß, den ersten Schnellaufzug betreten. Der Lift war wie üblich von fast zwanzig Leuten besetzt. Vorn, dicht neben der Bedienungsplatte, stand der Fahrstuhlführer, ein 36jähriger schmächtiger Mann, dem die Liftführeruniform ein wenig zu eng war.
    David zupfte ihn am Ärmel.
    »Lassen Sie niemand mehr aussteigen«, sagte er gleichmütig.
    Der Fahrstuhlführer runzelte die blasse Stirn.
    »Warum?«
    David zeigte auf den Firmennamen, der in der Bedienungsplatte eingraviert war.
    »Clinson Bros. Wir müssen eine Betriebs-Sicherungsprüfung der Schnellaufzüge vornehmen. Es wird nicht lange dauern.«
    »Warum macht ihr so was nicht nachts?« murrte der Fahrstuhlführer, hielt in der zehnten Etage, ließ ein paar Leute aussteigen und verwehrte den draußen Wartenden den Zutritt: »Sorry, Herrschaften. Dieser Lift ist vorübergehend außer Betrieb. Eine Sicherheitsprüfung. Sie müssen sich ausnahmsweise einmal mit den langsameren Kollegen befördern lassen.«
    In der sechszigsten Etage waren die letzten Leute ausgestiegen.
    »Was machen wir jetzt?« fragte der Fahrstuhlführer.
    »Fahren Sie abwärts«, befahl David und lauschte auf das Geräusch der sinkenden Kabine. »Wir werden zuerst den Non-Stop prüfen. Drücken Sie ihn, na, sagen wir mal: kurz vor der zwölften.«
    Der Fahrstuhlführer nickte. Allmählich begann es ihm selbst Spaß zu machen. Wenn man jahrelang mit den Bedienungsknöpfchen spielt, reizt es einen schließlich, auch einmal den einen einzigen Knopf zu drücken, den man sonst nie betätigt hat. Kurz nach der dreizehnten Etage drückte er den roten Alarmknopf. Polternd und heftig rüttelnd kam der Lift fast augenblicklich zum Stillstand. Ihre Füße ragten bereits ins zwölfte Stockwerk hinein.
    »Die Verzögerung gefällt mir nicht«, murmelte David, zog ein kleines Buch und blätterte in einer Tabelle.
    »Weiter?« fragte der Fahrstuhlführer.
    David schüttelte den Kopf.
    »Nein. Wir machen jetzt eine Belastungsprobe für die Relais am Motor.«
    »Aha«, sagte der Fahrstuhlführer, verstand aber nichts.
    »Wir warten fünf Minuten«, erklärte David. »Wenn die Relais fünf Minuten aushalten, würden sie auch ein paar Stunden durchstehen. Für den Katastrophenfall, verstehen Sie?«
    »Ja, natürlich«, sagte der Fahrstuhlführer. Aber es stand in seinem Gesicht, daß er nichts begriff. Was kein Wunder war, denn es gab nichts zu begreifen. Allan David sah auf seine Uhr, als wollte er die Fünf-Minuten-Frist kontrollieren.
    Gleich darauf erlosch in der Fahrstuhlkabine das Licht. Zufrieden steckte David seine Logarithmentafel wieder ein. Mit Fahrstühlen hatte sie nicht das geringste zu tun. Aber woher soll ein kleiner harmloser Fahrstuhlführer wissen, was eine Logarithmentafel ist? Woher hätte dieser Liftführer wissen sollen, daß David, statt seiner Tabelle in der undurchdringlichen Finsternis nur einen lederbezogenen Totschläger aus dem Jackett zog? Es war zehn Uhr und zwei Minuten, und fast auf die Sekunde genau zur gleichen Zeit wurden in vier Schnellaufzügen die Fahrstuhlführer niedergeschlagen.
    ***
    »Verdammt noch mal!« fluchte Winter, als plötzlich die Lampen erloschen. »Können Sie sich denken, was das bedeuten soll, Mr. Cotton?«
    Ich sah mich in der riesigen Halle um. Durch die breiten Schwingtüren an den drei verschiedenen Eingängen fiel genug Tageslicht herein, daß man noch immer alles erkennen konnte. Dennoch herrschte in der Mitte der Halle ein Zwielicht wie in der Zeit der Abenddämmerung.
    »In einem Hause wie diesem wird es genug lohnende Objekte geben, die sich Gangster für einen Überfall ausgesucht haben könnten. Das Gespräch der Männer, die ich belauscht hatte, scheint auf etwas hinzudeuten. Und einen Beamten vom Geheimdienst des Schatzamtes bringt man schließlich nicht aus Langeweile um. Ich finde, wir sollten das Risiko auf uns nehmen, und wir sollten so viele Cops zusammentrommeln, wie wir nur irgend können. Wenn nichts passiert, werden wir die Blamage schon

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