0480 - Champagner-Party bei Capone
Mordkommission im Hause gäbe. Aber Winters Leute konnten wir in unsere Arbeit eingliedern.
»Trommeln Sie Ihre Leute zusammen, Winter«, bat ich. »Sobald die Cops vom Revier eingetroffen sind, schicken Sie ein paar davon mit einem Ihrer Männer zu der unterirdischen Zufahrtsstraße. Bis auf weiteres verläßt niemand dieses Gebäude, und es wird auch niemand mehr hereingelassen. Bei dringenden Fällen können die Cops eine Ausnahme machen, aber erst nachdem sie die Personalien des Mannes festgestellt haben, den sie hineinlassen.«
»Geht in Ordnung«, sagte Winter und griff wieder zum Telefon.
Jemand berührte meinen linken Ärmel. Ich sah mich um.
»Hywood läßt sofort fünfzig Mann aus seinen Bereitschaften schicken«, sagte Phil. »Aber er wird bei den Party-Gästen nichts erwähnen. Falls sich unsere Sorge als Seifenblase erweist, brauchen wir wenigstens nicht das Gelächter der Bosse zu befürchten.«
Ich grinste zufrieden. Hywood mochte äußerlich tolpatschig wie ein Grisly wirken, er konnte, wie er gerade bewiesen hatte, durchaus feinfühlig sein.
In der Halle hatte sich inzwischen eine Menschenmenge von fast vierhundert Leuten gesammelt, die alle ratlos vor der endlosen Reihe der Lifttüren standen. Ich gab Phil einen kleinen Stoß:
»Schick die Leute hinaus. Mach ihnen klar, daß die Stromversorgung ausgefallen ist und sie folglich nicht in die oberen Stockwerke können. Scheuche Sie hinaus, bevor die Cops alles abriegeln.«
Phil bedachte mich mit einem bösen Blick.
»Hast du noch mehr solch schöner Jobs auf Lager?« knurrte er, schob aber ab und begab sich zu der wartenden Menge. Gleich darauf sah ich ihn auf einzelne Gruppen einreden. Sie lösten sich schnell auf.
»Das hat uns gerade noch gefehlt«, knurrte Winter neben seinem Telefon.
»Was ist los?«
»Ein Mann in der 78. Etage hat einen Herzanfall. Er müßte sofort in ein Hospital!«
»Warum nicht?« fragte ich.
Winter verdrehte die Augen.
»Was, glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis zwei Krankenträger mit einer Trage zu Fuß im 78. Stock angekommen sind — wenn sie es je schaffen?«
»Teufel, ja«, brummte ich. »Sie haben recht.« Mir fiel ein, daß ich irgendwo mal von den Leuten gelesen hatte, die im Empire State Buildung einem Herzschlag erlegen waren, weil sie leichtsinnigerweise gewettet hatten, sie könnten die rund hundert Etagen, zu Fuß hinaufsteigen. »Rufen Sie den Hausarzt an«, sagte ich. »Er soll versuchen, ob er es schafft, über die Treppen hinauf in die 78. Etage zu kommen.«
»Das wird ihm aber Spaß machen«, sagte Winter und wählte wieder einmal.
Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Sie zeigte genau sechs Minuten nach zehn.
Als Winter den Arzt verständigt hatte, war mir etwas eingefallen.
»Es muß doch hier ein Einwohnerverzeichnis geben«, sagte ich.
»Da drüben auf den Tafeln stehen die Namen aller Leute, die bei uns Räume gemietet haben. Privatpersonen oder Firmen. Warum?«
»Kommen Sie, Winter. Wir gehen sie zusammen durch.«
»Was versprechen Sie sich davon, Cotton?«
»Ein paar Anhaltspunkte. Wenn es sich um einen Überfall handelt, kommen nur Leute in Frage, wo bares Geld oder etwas zu holen ist, das sich schnell in bares Geld umsetzen läßt.«
Wir stellten uns vor die beweglichen Tafeln der verschiedenen Stockwerke und begannen, uns den Kopf über ein mögliches Ziel für einen Überfall zu zerbrechen. Wir dachten an einen.
In Wahrheit führten sie sechs Überfälle zur gleichen Zeit aus.
***
Der G-man Steve Dillaggio hatte vom Einsatzleiter im Distriktgebäude den Auftrag erhalten, mit zwei Kollegen den Überfall auf das Postamt im Lorraine-Building soweit abzuschließen, daß man die Akten umgehend dem Bundesanwalt zur Anklageerhebung übergeben konnte. Da alle Täter auf frischer Tat ertappt worden waren, schien die ganze Angelegenheit schnell und leicht erledigt werden zu können.
Steve, der trotz seines italienischen Namens mit seinem schütteren flachsblonden Haar wie ein Skandinavier aussieht, hatte zuerst den Abtransport der Verhafteten veranlaßt, danach einen Kollegen zu jenem Hospital geschickt, wo der angeschossene Hauspolizist eingeliefert worden war, damit man gleich ein ärztliches Gutachten zu den Akten legen konnte, während Steve selbst zusammen mit Ray Norton die ersten Vernehmungen der Postbeamten durchführte.
»Schreib dir zunächst die Personalien der beiden Beamten an den hinteren Schaltern auf«, sagte Steve zu Norton. »Ich übernehme die beiden
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