0480 - Champagner-Party bei Capone
begegnen würde, wenn er aus dem Lift aussteigt, in dem eine Leiche liegt. Sonst hätte er das Risiko bestimmt nicht auf sich genommen.«
»Das schränkt den Kreis der Verdächtigen ja fast auf die Hausangestellten ein«, murmelte Winter bestürzt.
»Es spricht einiges für diese Annahme«, gab ich zu. »Natürlich kann es auch jemand gewesen sein, der früher einmal für die Hausverwaltung gearbeitet hat. Vielleicht hat er das Opfer hierhergelockt, eben weil er eine Möglichkeit wußte, ungesehen die Tat auszuführen und auch noch ungesehen zu verschwinden.«
»Ich finde«, sagte Phil, »wir sollten erst einmal wartep, was die Mordkommission an konkreten Fakten ermittelt. Todeszeit, genaue Ursache und so weiter. Wir brauchen handfeste Anhaltspunkte, bevor wir wirksam ermitteln können.«
»Eines können wir jetzt schon in die Wege leiten«, entgegnete ich.
»Und zwar?« fragte Phil.
»Die Suche nach seinem Hut«, antwortete ich.
Sie sahen mich beide verdutzt an. Dann zündete es bei Phil.
»Natürlich«, rief er. »Der Mann trug immer einen Hut. Er hat die typischen Druckstellen an den Schläfenhaaren. Aber im Lift lag kein Hut. Andererseits hatte der Mann mit Sicherheit eine Kopfwunde. Wahrscheinlich ist der Hut dabei heruntergefallen. Der Hut müßte am Tatort liegengeblieben sein, wenn der Mörder ihn nicht entfernt hat.«
»Was er leicht hätte tun können«, brummte Winter.
»Wieso leicht?« fragte ich.
»In fast allen Räumen sind die Klappen der Müllansauger. Wenn er den Hut ein bißchen zusammenknüllt und durch die Klappe steckt, ist er ein paar Minuten später bereits verbrannt.«
»Wenn«, sagte ich. »Auch ein Mörder denkt nicht immer an alles.«
Wir waren unterdessen immer weiter die Stufen hinangestiegen und befanden uns schon fast auf der Höhe des Erdgeschosses, als Lieutenant Winter plötzlich stehenblieb und mit gerunzelter Stirn zu Boden blickte.
»Was ist los, Winter?« erkundigte sich mein Freund.
Winter zeigte auf die staubbedeckten Stufen.
»Da!'Da sind doch jede Menge Leute herumgestiefelt!«
»Stimmt«, bestätigte ich und erzählte ihm, was ich vor ein paar Minuten erst zufällig aus dem Treppenschacht gehört hatte.
Winter sah mich aus großen Augen an.
»Verdammt«, knurrte er. »Das gefällt mir gar nicht. Irgend etwas stimmt da nicht. Erstens käme kein Mensch aus dem Hause auf den Gedanken, die Treppen zu benützen. Und wenn es sich nur um den Weg ins nächsthöhere oder -tiefere Stockwerk handelte, würde jeder dafür den Lift benutzen. Und dann die Sache mit dem Uhren-Vergleichen! Das kommt mir verdammt spanisch vor, G-men.«
»Na ja«, gab ich zu, »ich wunderte mich auch ein bißchen. Aber was wollen Sie? Es ist nicht verboten, trotz zwanzig oder was weiß ich, wieviel Lifts ein Treppenhaus hat, die Treppe zu benutzen. Wer weiß, was die Leute vorhatten. Vielleicht war es ein Gesangverein, der unverhofft vor irgendeiner Tür auftauchen und ein Geburtstagsständchen bringen wollte.«
»Das passiert bei uns sehr oft«, räumte Winter ein. »Aber mit dem Uhrenvergleichen? Cotton, ich war Soldat. Wenn die Uhren verglichen wurden, dann gab es eine dicke Sache.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, es herauszufinden. Kommen Sie.«
»Was wollen Sie tun?«
»Es war von den Schnell-Lifts' die Rede, von den Fahrstühlen, die nur in jedem zehnten Stockwerk halten. Sehen wir uns diese Dinger einmal an.«
Wir verließen das Treppenhaus im Erdgeschoß und begaben uns durch die Korridore in die Halle. Winter zeigte uns den Weg. Als wir vor der Reihe der Fahrstuhltüren standen, schüttelte Winter den Kopf.
»Das gibt es doch gar nicht«, sagte er.
»Was?« fragte Phil.
Winter zeigte auf die beleuchteten Stockwerkanzeiger. Bei den Schnell-Lifts wurden nur die Stockwerke eins, zehn, zwanzig und so fort angezeigt. Alle vier Schnellaufzüge befanden sich in Ruhestellung, aber kein einziges Lämpchen leuchtete auf einer der Zehnerzahlen. Beim ersten brannte die Kontrollanzeige etwas rechts von der Zehn, ein sicheres Zeichen dafür, daß der Lift im zwölften oder dreizehnten Stockwerk hielt, wo er normalerweise gar nicht halten durfte. Der zweite Lift zeigte etwas rechts von der Dreißig an, der dritte Lift mußte knapp unterhalb des fünfzigsten Stockwerks stehen und der letzte endlich ein bißchen höher als die siebzigste Etage.
»Alle vier stehen«, knurrte Winter, »aber kein einziger steht richtig! Das soll doch der Teufel holen! Ich
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