0480 - Der Doppel-Zombie
wechselte ich meinen Standort. Der Doppel-Zombie sollte kein Ziel bekommen. Er besaß zwar den mächtigen Grabstein, aber ich konnte mich auf meine Schnelligkeit verlassen, obwohl ich nicht hundertprozentig in Form war, die harte Fesselung hatte meinen Kreislauf beeinträchtigt.
Jilette verfolgte mich. Er hielt den schweren Grabstein mit dem Totenschädel wieder hoch über seinen Kopf. Auf dem Ein-Grab-Friedhof begann unsere gegenseitige Jagd. Er ließ mich nicht aus den Augen, suchte nach einer Möglichkeit, mich mit einem Wurf zu treffen, aber ich blieb nicht stehen.
Inzwischen hatte ich auch die Beretta gezogen. Sie war wieder trocken. Ich war gespannt, wie Jilette auf eine Silberkugel reagierte, die zudem noch geweiht war.
Bisher hatten die Zombies dem geweihten Silber nicht widerstehen können. Ich hoffte, daß es sich bei diesem Doppel-Zombie ebenso verhielt und suchte nur noch nach einem günstigen Ziel.
Ein Teil seines Körpers wurde durch den Grabstein verdeckt. Er ahnte wohl, daß ich etwas vorhatte und hielt ihn nun als Schutz vor sich. Noch immer zeigte sich der Himmel bedeckt. Ein graues, dickes Wolkenband lag auf ihm und nahm mir die Sicht auf die Gestirne, die auch keine Helligkeit spenden konnten.
An der schmaleren Seite dieses ungewöhnlichen Friedhofs blieb ich stehen, hob meinen rechten Arm und schoß.
Ich hatte auf die linke Schulter gezielt, den Schuß aber etwas verrissen. Die Kugel hieb gegen den Grabstein, wo sie eine Schramme hinterließ, mehr nicht.
Vielleicht hatte der Abschußknall bei Jilette irgendwelche Instinkte geweckt. Jedenfalls blieb er nicht mehr stehen und war auch nicht so vorsichtig. Er rannte plötzlich auf mich zu.
Mit gewaltigen Schritten wuchtete er sich voran. Seine großen Füße stampften über den Boden, so daß er anfing zu zittern. Er war verdammt schnell, hatte seine Arme vorgestreckt und damit auch den Grabstein.
Dann warf er ihn.
Damit hatte ich eigentlich nicht so hundertprozentig gerechnet. Ich kam zwar noch weg, allerdings nur haarscharf und hörte, wie der schwere Grabstein gegen das Eisengitter krachte.
Mochten die Stäbe auch noch so stark sein, der Wucht des kraftvoll geschleuderten Grabsteins hielten sie nicht stand. Mit einem wahren Donnergetöse brandete er dagegen, die Stäbe bogen sich nach außen und knickten schließlich weg.
Jetzt war Jilette deckungslos.
Mit bloßen Fäusten wollte er mich angreifen, kreiselte auch schon herum und walzte auf mich zu.
Ich ließ ihn zwei Schritte kommen.
Dann schoß ich.
Einmal, zweimal, dreimal…
Ich sah, wie die Kugeln trafen und die mächtige Gestalt mit den orangefarbenen Haaren nicht weiterging. Sie führte Bewegungen aus wie jemand, der zu Beginn eines Tanzlehrgangs stand, bei dem noch alles eckig und kantig wirkte.
Jilette schritt zurück.
Jede Bewegung wurde bei ihm zu einer regelrechten Qual. Er konnte seine Hände nicht ruhig halten.
Die Arme gerieten ins Flattern, sein gesamter Körper zitterte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihn die Schwäche zu Boden riß.
Ich ließ die Beretta sinken. Wahrscheinlich würde ich sie nicht mehr brauchen, nicht für das Monster Jilette.
Dann kippte er.
Mit dem Rücken schlug er dort auf, wo sich das Grab seines Vorgängers befunden hatte. Flach blieb er liegen, Arme und Beine vom Körper abgespreizt.
Ich lud erst die Beretta nach, bevor ich mich ihm näherte. Dabei schaute ich auch in die unmittelbare Umgebung, doch wir beide waren allein auf dem Friedhof.
Vor seinen Füßen blieb ich stehen. Ich holte die Lampe hervor und leuchtete ihn an.
Bleich wie der Tod sah er aus. Die Augen waren in die Höhlen hineingerutscht. Er bewegte sich nicht mehr. Ich konnte mir ein hartes Lächeln nicht verkneifen.
Er war geschafft.
Silberkugeln hatte ich nur benötigt, mehr nicht. Wer hätte das gedacht? Er lag noch immer vor mir, aber etwas hatte sich verändert. Diese Stätte war ein Ort des Unheils. In der Tiefe lauerte die höllische Kraft, und die zeigte sich auch.
Ich sah den feinen Nebel, der plötzlich aus dem Boden drang. Gleichzeitig verfärbte sich die Erde.
Das Wintergras, längst nicht mehr satt und grün, bekam einen anderen Farbton. Es wurde zuerst dunkler, dann nahm es eine braune Farbe an, die überwechselte in ein fast schon tiefes Schwarz, während sich der Rauch vermehrte und einen Gestank abstrahlte, der mich an verbrennende Felle erinnerte.
Mit den Händen wedelte ich ihn vor meinem Gesicht weg. Ich wollte weiterhin sehen, was sich
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