0480 - Satan mischt die Karten
technikorientierten 20. Jahrhunderts einfach vergessen haben. Nicht zu vergessen, ersetzte Parascience all das hochtrabende Gewäsch, das sogenannte Psychologen von sich geben, wenn sie andere Menschen beeindrucken wollen. Dabei wechseln ihre Erkenntnisse dauernd. Parascience dagegen ist universell und allgemeingültig; es ist perfekt, exakt, und daher nicht den Meinungsschwankungen von Forschern unterlegen, die selbst nicht so genau wissen, was sie eigentlich wollen. Parascience braucht niemanden durch Geschwätz zu beeindrucken; Parascience wirkt einfach durch sich selbst.«
»Warum habe ich nie etwas davon gehört?« fragte Marina mit leichtem Mißtrauen.
»Die sogenannten Experten schweigen uns gern tot, oder sie verbreiten Lügenmärchen«, erwiderte Regbach. »Mal ganz im Ernst - wären Sie zu mir gekommen, wenn ich statt ›Psychoanalyse und Therapie‹ ›Parascience‹ an meinem Türschild stehen hätte?«
»Bisher haben Sie noch keinen Beweis für die Wirksamkeit Ihrer Lehre erbracht, Doktor«, erwiderte Marina trocken.
»Sie werden es erleben«, versicherte Regbach. »Sie werden erleben, wie einfach Parascience ist. Alles wird auf das Wesentliche im Menschen reduziert, alles ist völlig klar. Ich versichere Ihnen - Sie werden es nicht bereuen, daß Sie zu mir gekommen sind. Bitte, wollen Sie nun endlich kommen? Um so eher kann die Vorbereitung, die Einstimmung auf unsere heute abend stattfindende Sitzung erfolgen.«
Marina folgte ihm zögernd. Er führte sie an einer Art Pförtnerloge vorbei, hinter deren Glaswand eine Frau mit geschlossenen Augen saß. »Ich begrüße Sie im Parascience- Center und wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt, Frau Brest«, sagte die vermeintlich Schlafende, ohne die Lider zu heben.
»He, woher weiß sie, wer ich bin, woher weiß sie, daß gerade wir beide hier gehen?« stieß Marina verblüfft hervor. »Sie hat ja nicht einmal hergesehen.«
»Sie wendet etwas von dem an, was Parascience ihr vermittelt«, sagte Regbach leise. »Normalerweise nutzen wir höchstens ein Zehntel unseres Gehirns. Wir alle, vom einfachsten Kretin bis hin zum Supergenie. Parascience aber lehrt uns, auch die restlichen 90 Prozent zu aktivieren - wenigstens teilweise und nach und nach. Wenn Sie sich intensiv damit befassen, wenn Sie an unseren Schulungen teilnehmen, werden Sie Dinge vollbringen, von denen Sie früher vielleicht nur träumen konnten.«
»Gedankenlesen, fliegen, zaubern…«
»Das alles«, versicherte Regbach, »ist möglich.«
Sie sah ihn prüfend an. Nein, er machte sich nicht über sie lustig. Was er sagte, war die Wahrheit. Unmittelbar vor ihr tat sich ein Abgrund auf, eine Unendlichkeit des Verstehens und der unerforschten Fähigkeiten, ein unübersehbares, weites, neues Land, das darauf wartete, erforscht zu werden -das Land in ihr. An ihre Alpträume dachte sie schon kaum noch.
Es war Dr. Regbach, der sie wieder daran erinnerte, als sie ihn fragte: »Und - und das kann jeder lernen? Einfach so?«
»Jeder«, bestätigte Regbach. »Sofern sein Bewußtsein geklärt und er selbst bereit ist, im Unbegreiflichen die Wirklichkeit zu sehen. Aber ehe Sie daran denken können, jene mentalen Fähigkeiten zu erlernen, Frau Brest, werden wir erst einmal die Ursache für Ihre Alpträume finden und beseitigen müssen.«
Sie nickte. Plötzlich drängte es sie, das alles hinter sich zu bringen. Sie wollte einen Schritt vorwärts gehen, und dieser Schritt mußte so groß wie nur eben möglich sein.
Sie war froh, Dr. Regbach kennengelernt und sich ihm anvertraut zu haben!
***
An Peter Brests Arbeitsplatz schlug das Telefon an. Er hob ab und meldete sich.
»Sie ist jetzt im Center«, sagte eine ihm wohlbekannte Stimme.
»In Ordnung, Bernd«, erwiderte Brest. »Dann können wir ja davon ausgehen, daß alles genau nach Plan verläuft.«
»Ja. Sie besitzt ein außerordentlich hohes Potential, wie du ja schon vermutet hast, nachdem sie auf die Traumbilder so positiv ansprach. Wir werden dafür sorgen, daß dieses Potential optimal genutzt werden kann.«
»Das will ich auch hoffen«, gab Peter Brest zurück und unterbrach das Gespräch. Dann widmete er sich wieder seiner Arbeit.
Alles lief bestens; es ging voran!
***
Carsten Möbius kam seinen Freunden und Kampfgefährten aus alten Tagen freudestrahlend entgegen. »Schön, daß ihr wohlbehalten angenommen seid«, sagte er. »Ich hatte allerdings früher mit euch gerechnet. Hatte das Flugzeug Verspätung? Kann ich mir bei diesem
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