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0480 - Satan mischt die Karten

0480 - Satan mischt die Karten

Titel: 0480 - Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in ein paar Tagen nach Frankreich weiterfliegt. Sie können sich übrigens auch etwas ausdenken. Ihre Trust-Gruppe war heute doch nicht völlig ausgelastet, nicht? Gehen Sie mit den Leuten noch einmal in Klausur und versuchen Sie im Trance-Zustand Möglichkeiten entwerfen zu lassen. Acht Hirne arbeiten effektiver zusammen als eines. Die Leute werden hinterher ja nichts davon wissen.«
    Der Supervisor nickte. »Wie Sie meinen, Herr Berger.«
    Als Berger wieder allein war, versetzte er sich für fünf Minuten in eine Tiefschlafpause, um einer leichten Müdigkeitswelle zu begegnen. Die glühende, andauernde Sommerhitze und die nervliche Anspannung, die derzeit auf ihm lastete, machte ihm zu schaffen; zudem hatte er in den vergangenen Nächten wenig geschlafen. Das war der Nachteil des Systems; je höher man in der Parascience -Hierarchie stieg, desto mehr Verantwortung war zu tragen und desto intensiver war auch das Arbeitspensum. Die Mentoren brauchten sich nur um ihre Schützlinge zu kümmern, die Lehrer um ihre kleinen Gruppen in den Kursen. Die Supervisors hatten schon eine wesentlich größere Verantwortung zu tragen; sie suchten nicht nur die Kandidaten mit PSI-Begabung aus, um sie in siebenköpfigen Gruppen zusammenzufassen und sich ihrer Kräfte zu bedienen, sondern sie trugen auch Sorge, daß ihre Experimente den gewünschten Verlauf nahmen.
    Und er, Berger, war für das gesamte Parascience -Center Frankfurt verantwortlich, für alles, was hier geschah. Das schloß ein Umfeld von mehreren hundert Kilometern in jeder Richtung ein. Er hatte lange gebraucht, um in diese Position zu gelangen; er hatte sich sehr engagiert und ohne die Mentalübungen der Parasience- Lehre, die er immer wieder an sich selbst anwenden mußte, hätte er es nie fertiggebracht, diesen Streß so locker zu überstehen. Aber sein Ehrgeiz ging noch weiter. Er wollte in die Europa-Zentrale nach England, möglicherweise bis in das World-Center in den USA. Die Karriere lohnte sich; je höher er aufstieg, desto länger würde er leben. Schon jetzt war seine Lebensspanne höher als die eines jeden anderen »normalen« Menschen. Parascience verfügte über Möglichkeiten, die sich kaum jemand vorstellen konnte, der nie etwas davon gehört hat. Die unteren Ränge, die Kunden, die Kurse belegten und eine Menge Geld dafür bezahlten, waren ahnungslos. Sie merkten nicht einmal, daß sie ausgebeutet wurden. Einige von ihnen hatten das Zeug dazu, selbst zu Ausbeutern zu werden. Das ließ sich meist schon in den ersten Sitzungen herausfinden. Aus diesen Menschen rekrutierte Parascience die Kanditaten, die entweder für PSI-Trusts oder als Führungskräfte herangezogen und aufgebaut wurden. Schritt für Schritt, Jahr für Jahr. Bis sie selbst in den Genuß höherer Privilegien kamen, hatten sie aber zwischenzeitlich für Kursgebühren und »Fortbildungsmaßnahmen« zwischen zehn- und hunderttausend Mark bezahlt…
    Die Mafia, das organisierte Verbrechen, und die Drogenkartelle, glaubten, die Welt in den Griff zu bekommen. Und merkten dabei nicht, daß sie selbst schon längst unterwandert wurde. Parascience hatte es nicht eilig. Der Begründer dieser Lehre war längst tot, aber der Mechanismus, den er ins Leben gerufen hatte, um reich und mächtig zu werden, hatte sich längst zu einer Lawine verselbständigt, die immer größer wurde und nicht mehr zu stoppen war. Tauchten Gegner auf, vernichtete man sie.
    Wenn es Berger gelang, diesen Zamorra unschädlich zu machen, der Parascience inzwischen schon zweimal Steine in den Weg gelegt hatte, dann bedeutete das für ihn einen gewaltigen Karriereschub. Vielleicht würde er dann etwas von dem Glanz, der auf ihn fiel und ihm den Weg in die Eurozentrale nach London öffnete, auch auf den Supervisor lenkten, der mit seinem Trust maßgeblich dazu beigetragen hatte.
    Vielleicht.
    Aber noch war nicht aller Tage Abend, und Bert Berger hielt nichts davon, das Fell des Bären zu verkaufen, ehe er es ihm abziehen konnte.
    ***
    Der Mann, der sich mit einem einfachen »Ich bin Holger« vorgestellt hatte, kümmerte sich ziemlich intensiv um Marina Brest. Er wich während der ganzen Zeit über kaum einmal von ihrer Seite, besorgte ihr Getränke, führte sie in die Kantine, wo sie sich an einem lauschigen Plätzchen weiter unterhielten, während Marina ihren allmählich zu knurren beginnenden Magen mit einer ausgezeichneten Mahlzeit wieder zum Verstummen brachte. Holger schien jede Frage, die sie stellen wollte, schon im

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