0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
Streifenwagen hinüberging, steckte ich mir eine Zigarette an.
Ich überlegte noch, ob möglicherweise auch Ernie mit in den Ambulanzwagen musste.
Er selbst beseitigte jeden Zweifel. Der hünenhafte Sergeant musste ihn festhalten, weil er so tobte. Mich empfing er mit den unflätigsten Schimpfworten.
»Ich glaube, er will auch noch Fußfesseln haben«, bemerkte der Sergeant.
»Einverstanden«, nickte ich.
Der Sergeant gab seinem Fahrer einen Wink. Ein weiteres Kopfnicken war alles, was die beiden brauchten, um sich zu verständigen.
Ernie erkannte jetzt, dass für ihn das Rennen gelaufen war.
»Ich sage nichts ohne meinen Rechtsanwalt!«, brüllte er mich an. Dann verzog er sein Gesicht beleidigt. Offensichtlich hatte er sich vorgenommen, mit mir tatsächlich nicht zu sprechen.
»Sie werden Gelegenheit haben, auf dem gesetzlichen Wege Ihren Anwalt zu verständigen. Sie wissen aber, dass Sie verpflichtet sind, auch ohne Anwalt Ihre Personalien anzugeben.«
Er sah mich spöttisch an und schwieg. Deutlich erkannte ich jetzt die Narbe an der linken Kinnseite.
»Schweigen Sie nur, Ernie Venez. Es gibt andere Dinge, die genug über Sie aussagen«, nickte ich ihm zu.
Unerwartet brach er sein Schweigen. »Ich bin nicht Ernie Venez. Ich heiße Ernie Madrida.«
Einen Moment war ich verblüfft. »Auch gut, Madrida. Von mir aus können Sie Ernie Madrida heißen. Es ist sogar sehr interessant für mich zu sehen, wie unsere Justiz mit einem Mörder fertig wird, der einige Morde begangen hat, nachdem er hingerichtet wurde.«
In seinen Augen glomm ein gefährliches Feuer.
In diesem Moment meldete sich der Polizeifunk auf dem Spezialkanal. Mit einem Sprung war der hünenhafte Sergeant am Gerät. Knapp meldete er sich. Ich konnte nicht verstehen, was ihm mitgeteilt wurde.
»Zentrale, hören Sie!«, brüllte er in das Mikrofon. »Er ist hier, hier bei mir.«
Er reichte mir den Hörer des Gerätes.
»Für Sie!«, brüllte er so, dass man es vermutlich auch ohne Funk bis in die Centre Street gehört hat.
Ich nahm ihm den Hörer ab und meldete mich.
»Mr. Cotton«, sagte eine mir fremde Stimme, »das FBI bittet Sie, jeden anderen Einsatz abzubrechen und sofort zum Districtgebäude zu kommen. Höchste Alarmstufe für das gesamte FBI!«
***
Ein Bienenhaus, in das ein Feuerwerkskörper gefallen ist, muss eine direkt ruhige Angelegenheit gegen das sein, was sich bei meiner Ankunft im Districtgebäude abspielte.
Vom Streifenwagen der Stadtpolizei hatte ich mich an meinem Jaguar absetzen lassen. Jetzt gönnte ich mir noch eine Minute, um mich in einem Waschraum einigermaßen menschenwürdig wieder herzurichten. Meinem Spiegelbild sah ich jetzt nichts mehr an. Trotzdem tat mir noch alles weh.
Ich biss die Zähne zusammen und ging zurück auf den Flur. Als Erster lief mir Steve Dillaggio über den Weg.
»Was ist denn hier los?«, wollte ich von ihm wissen.
Er grinste und winkte ab. »Du kennst ja unsere Vorschriften. Jeder, er eine Ahnung davon hat, kann uns an der Nase herumführen. Für jedes Märchen gibt es gleich Großalarm. Phil hat da vorhin einen Spinner auf gefangen. Als der nicht mehr wusste, was er unserem Freund erzählen sollte, hat er etwas von einer Wasserstoffbombe gefaselt. Du kannst dir vorstellen, was jetzt los ist. Der Boss hat schon mit Washington gesprochen, und die haben zurückgemeldet, dass sie jetzt mit dem Pentagon sprechen. Wie ich unseren Laden hier kenne, wird Mr. High dir vermutlich den Auftrag geben, dich mit einer Rakete ins Weiße Haus schießen zu lassen. Vermutlich musst du mit dem Präsidenten sprechen.«
Steve hat bekanntlich eine Haut wie ein Elefant. Deshalb war auch er der Einzige, der sich gar nicht sonderlich auf regte.
Bei Mr. High war es anders. Zuerst berichtete ich über die Sache mit dem Lieferwagen. Dann begann er.
»Die Geschichte klingt zwar außerordentlich unglaubwürdig, Jerry«, sagte er, »Aber wir müssen ihr auf jeden Fall nachgehen. Angeblich streiten sich zwei Syndikate hier in New York um eine Wasserstoffbombe. Den ersten Hinweis hat Phil bei der Vernehmung eines gewissen Scotty Rock, ein Mann…«
»Ich weiß Bescheid«, warf ich ein.
»Dieser Scotty Rock gibt als Grund für die Gangsterschießereien in den letzten Tagen an, dass sich die Syndikatsbosse Busato und Nero um eine H-Bombe streiten, die ein gewisser Lulla vor einigen Wochen in Nevada gefunden haben will. Inzwischen haben wir Scotty Rock ein zweites Mal vernommen. Ich hatte zufällig einen Mann
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