0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
klargestellt. Auch Scotty Rock schien das jetzt begriffen zu haben.
»Sie müssen mich verstehen, Officer. Ich habe keine Lust, bei dieser verteufelten Affäre auch meinen Kopf zu verlieren. Jeder, der in diesem Eall etwas weiß und seinen Mund nicht hält, kann sein Testament machen. Einige haben sogar schon ins Gras gebissen, obwohl sie nichts wussten.«
»Es ist uns bekannt, Rock, dass innerhalb weniger Tage elf New Yorker Gangster durch ihre Kollegen ins Jenseits befördert wurden. Wenn wir uns darum kümmern, dann sehen Sie daraus, dass wir zum Schutze jedes Bürgers da sind. Auch dann, wenn dieser Bürger möglicherweise selbst ein Verbrecher ist. Wir können aber nur dann anderen helfen, wenn wir wissen, was überhaupt gespielt wird. Ist das klar?« Phil schaute Scotty Rock durchdringend an.
»Ich will Ihnen ja helfen«, sagte Scotty Rock leise.
»Gut«, nickte Phil. »Dann sagen Sie bitte, was Sie wissen. Beispielsweise, welcher der beiden Ernies heute Mittag beteiligt war. Ernie Venez oder Ernie Madrida?«
»Ernie Madrida natürlich«, sagte Scotty Rock.
»Wieso natürlich?«, schoss Phil sofort nach.
»Ich kenne gar keinen anderen Ernie. Ich kenne nur Ernie Madrida.«
Phil hatte sich, nachdem er Scotty Rock im Zellenbau abgeliefert hatte und bevor er ihn wieder zur Vernehmung kommen ließ, mit Mr. High und dann auch noch mit Neville unterhalten. Er war in großen Zügen über das informiert, was in seiner Abwesenheit im Districtgebäude über den Fall gesprochen und festgestellt worden war. Deshalb konnte er jetzt auch noch eine Frage stellen.
»Können Sie mir Ernie genau beschreiben?«
»Was heißt genau beschreiben? Ernie Madrida hat den Spitznamen ›01ive‹. Der kommt daher, weil er eine so komische gelblichgrüne Gesichtsfarbe hat. Er ist schwarzhaarig, mittelgroß und schlank. Außerdem hat er eine Narbe.«
Phil gab nicht zu erkennen, dass ihn gerade diese Narbe am meisten interessierte. »So, eine Narbe…«, wiederholte er.
Scotty nickte eifrig. »Ja, eine Narbe an der linken Kinnseite.«
Jetzt schaute Phil doch überrascht hoch. »An der linken Kinnseite?«
Scotty nickte. Er bemerkte nicht die Überraschung, die seine Mitteilung bei Phil und auch bei Joe Brandenburg hervorgerufen hatte.
»Irren Sie sich bestimmt nicht?«, drängte Phil.
Scotty Rock schüttelte energisch den Kopf.
»Wir werden später auf diese Narbe zurückkommen, Rock. Es interessiert mich noch eines. Für wen arbeitet dieser Ernie Madrida zurzeit?«
Scotty überlegte lange, ehe er seinen Mund wieder aufmachte. »Sie behalten mich doch auch hier?«, wollte er dann erst noch wissen.
»Natürlich behalten wir Sie hier«, sagte Phil.
»Wegen was?«, forschte Scotty Rock weiter. Er wollte offenbar ganz sichergehen.
Phil konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Vorausgesetzt, dass sich im Verlaufe der Ermittlungen gegen Sie nicht noch mehr herausstellt, haben wir vorerst gegen Sie die Sache mit dem Policeman im Columbuspark, die falsche Anschuldigung gegen mich, die schon erwähnte Begünstigung und die vermutliche Teilnahme an Bandenverbrechen. Außerdem müssen Sie uns ständig als Zeuge zur Verfügung stehen. Reicht Ihnen das?«
Der Verbrecher nickte.
»Also, für wen arbeitet Ernie Madrida zurzeit?«
»Für John Busato, die Zwiebel.«
Phil pfiff überrascht durch die Zähne. Wenn das stimmte, was Scotty Rock eben angegeben hatte, so hatte er damit einen der bisher nicht zu überführenden Großen der Unterwelt ans Messer geliefert. Busato betrieb offiziell einen Windel verleih. Es war ein offenes Geheimnis, dass seine verschiedenen Filialen Gangsterstützpunkte waren. Zu beweisen war ihm das nicht. Den Beinamen die »Zwiebel« hatte Busato, weil er sich rühmte, wo er auftauche, bleibe kein Auge trocken. Phil kannte Busatos Karteikarte fast auswendig. Wie jeder G-man. Busato war innerhalb der letzten Jahre rund zwanzigmal verhaftet gewesen. Jedes Mal war er spätestens nach der Gerichtsverhandlung wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ein ganzes Rechtsanwaltsbüro arbeitete allein für ihn. Sechs Strafverteidiger, aber nur zwei Zivilanwälte waren in diesem Büro tätig.
Phil ließ Rock nicht merken, was diese Aussage für ihn bedeutete.
»Und die elf Gangster, die bisher erschossen wurden - für wen arbeiteten die?«
»Zwölf waren es«, sagte Scotty Rock leise. »Sechs davon arbeiteten für Picky Nero.«
Jetzt konnte sich Phil nicht mehr beherrschen.
»Wollen Sie mir Märchen erzählen?«,
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