0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
wir im Moment nichts dazu sagen können, und fügen Sie hinzu, dass wir uns um die Sache kümmern, so weit es in unserer Macht steht.«
Der Beamte wiederholte die Anweisung und verließ das Büro wieder.
»So, und für Sie ist jetzt Feierabend, Teddy. Den jungen Fleischhower werde ich an seinen Vater weitergeben. Ich erzähle Ihnen dann, wie es gewesen ist. Wir sehen uns ja morgen früh wieder.«
Darin allerdings hatte sich Captain Thyr ebenso getäuscht wie in seiner Vermutung hinsichtlich des Generals.
***
»Empörend!«, rief Mary Teasers aus der Küche, wo das Kaffeewasser brodelte.
»Was findest du empörend, liebes Schwesterlein?«, rief Linda Winnaccer lachend zurück. Sie stellte diese Frage, obwohl sie die Anschauung ihrer Schwester kannte. Deshalb wurde sie von Mary Teasers Antwort nicht überrascht. »Empörend ist es, dass man nachts um vier brutal deinen Mann aus dem Bett reißt, damit er sich um irgendeine blödsinnige und vermutlich total überflüssige Sache kümmert. Ich habe es dir schon immer gesagt, sorge dafür, dass Lester irgendwo, am besten hier in Washington, eine solide Stelle als Beamter mit einer festen Arbeitszeit bekommt. Ich kann mich nun einmal nicht daran gewöhnen, dass meine kleine Schwester als Soldatenfrau ruhelos durch die halbe Welt zieht. Lester kann doch jederzeit…«
Ein schrilles Klingeln an der Haustür unterbrach den Redestrom Mary Teasers.
Unwillkürlich fuhr Linda Winnaccer bei dem schrillen Geräusch zusammen.
Mary Teasers aber hatte ihr Thema augenblicklich vergessen. »Mir scheint, du warst heute nicht die letzte Überraschung. Ich habe es dir noch gar nicht gesagt, aber Frank, unser ganz kleiner Bruder, hat mir vorige Woche aus Texas geschrieben, dass er auch demnächst kommt. Vielleicht ist er es schon.«
Mary Teasers eilte zur Haustür.
Linda Winnaccer hörte undeutlich das Murmeln einer Männerstimme. Dann glaubte sie, einen erschreckten Aufschrei ihrer Schwester zu vernehmen.
Sie dachte noch darüber nach, was es wohl sein könnte, als in der Diele Schritte laut wurden.
»Linda!«, erklang die vorwurfsvolle Stimme Mary Teasers.
Die Offiziersfrau fuhr herum. In der Tür standen zwei Männer in Zivil.
»Mrs. Winnaccer?«, sagte der eine.
Bevor sie antworten konnte, griff der Sprecher in die Tasche, holte ein Lederetui heraus und klappte es auf. »FBI!«, sagte er.
»FBI?«, wiederholte Linda Winnaccer erstaunt.
»Ja, FBI. Mrs. Winnaccer, wo ist ihr Mann?«
»Empörend!« ließ sich Mary Teasers jetzt wieder vernehmen. »Das kann es auch nur bei Offizieren geben.«
Sicher hätte sie erneut mit ihrem Lieblingsthema begonnen, wenn ihr nicht der zweite FBI-Beamte ein Zeichen gegeben hätte.
»Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht, was das bedeuten soll«, sagte Linda Winnaccer.
»Mrs. Winnaccer, ich glaube, es ist besser, wenn wir uns an anderer Stelle unterhalten. Wir haben unseren Wagen vor der Tür«, sagte der Sprecher der beiden G-men.
»Soll das bedeuten, dass ich festgenommen bin?«, fragte Linda Winnaccer erregt.
Der G-man schüttelte den Kopf. »Nein, es geht lediglich um die Klärung einer Frage. Ich halte es aber für besser, wenn wir die möglicherweise dienstlichen Angelegenheiten Ihres Mannes unter vier Augen besprechen.«
»Es tut mir leid, aber über dienstliche Angelegenheiten meines Mannes kann ich weder unter vier Augen noch überhaupt sprechen«, sagte Linda Winnaccer entschlossen.
Der G-man behielt das letzte Wort. »Das ist uns bekannt, Mrs. Winnaccer, deshalb halte ich es auch für notwendig, dass wir das Gespräch nicht hier fortsetzen. Bei uns haben wir die Möglichkeit, notfalls einen Offizier der Air Force hinzuzuziehen.«
Bei Mary Teasers war der Redestrom inzwischen völlig versiegt. Sie saß in der Küche neben dem Elektroherd mit dem brodelnden Kaffeewasser und schaute ratlos von einem der beiden G-men zum anderen.
Linda Winnaccer ging zu ihrer Schwester. Sie strich ihr über die Haare. »Ich weiß zwar nicht, was gespielt wird, aber es kann ja schließlich nur ein Irrtum sein. Ich fahre jetzt mit den beiden Herren zu deren Dienststelle und bin sicher, ganz schnell wieder bei dir zu sein.«
Der G-man drängte zum Aufbruch, und zehn Minuten später befand sich Linda Winnaccer in einem Büro des FBI Washington.
Ein dritter Beamter nahm sie hier in Empfang.
Er stellte die gleiche Frage, die schon vorher sein Kollege gestellt hatte. »Mrs. Winnaccer, wo befindet sich ihr Mann?«
Linda Winnaccer überlegte
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