0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
kurz, um eine passende Antwort zu finden. Es musste eine Antwort sein, die sie im Hinblick auf die ihr bekannten Geheimhaltungsbestimmungen verantworten konnte, die ihr aber andererseits auch keinen weiteren Ärger bereiten sollte.
»Major Winnaccer ist dienstlich unterwegs«, sagte sie dann förmlich.
»Es tut mir leid, Mrs. Winnaccer, aber Mr. Winnaccer gilt zurzeit als vermisst. Er ist bis jetzt nicht bei seiner Dienststelle erschienen und hat sich auch nicht entschuldigt. Die Suche nach ihm wurde von seiner Dienststelle ausgelöst. Also, Mrs. Winnaccer. Ich muss darauf bestehen, von Ihnen eine andere Antwort zu erhalten.«
Linda Winnaccer war irritiert. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie wieder eine Antwort geben konnte. »Auch mir tut es leid, aber ich kann Ihnen keine andere Antwort geben.«
Der Beamte erkannte, dass die Frau besondere Gründe haben musste, nicht offener zu sein. Er versuchte es deshalb auf eine andere Art.
»Mrs. Winnaccer, wir haben inzwischen festgestellt, dass Sie um acht Uhr zwanzig in Washington angekommen sind. Dies bedeutet, dass Sie New York um sieben Uhr fünfundzwanzig verlassen haben. Können Sie mir sagen, wann Sie Major Winnaccer zum letzten Mal gesehen haben?«
Die Frau überlegte. »Das war heute Morgen, kurz nach vier Uhr«, sagte sie zögernd.
»Wo?«
»In unserem Haus, in Mt. Vernon.«
Der Beamte nickte. »Und dann?«
»Ich weiß wirklich nicht, ob ich das sagen darf«, sagte Linda Winnaccer jetzt unsicher.
»Mrs. Winnaccer, Sie befinden sich hier beim FBI. Wir sind, wie Sie wissen eine Bundesbehörde und damit in jedem Falle zur Geheimhaltung verpflichtet. Außerdem bearbeiten wir diesen Fall im Auftrag, beziehungsweise auf Ersuchen der Air Force. Sie können mir also bedenkenlos sagen, was heute Nacht vorgefallen ist.«
Noch einmal legte Linda Winnaccer ratlos eine Hand auf ihre Stirn. »Er ist abgeholt worden«, sagte sie dann leise.
»Von wem?«, fragte der Beamte.
»Mein Gott, ich weiß es doch nicht!«, sagte die Offiziersfrau. »Es war kurz nach vier, da klingelte es. Lester schaute aus dem Fenster, drehte sich um und sagte zu mir: ›Hoher Besuch mitten in der Nacht - ein leibhaftiger General !‹ Er schlüpfte dann in seinen Bademantel und ging, um die Tür zu öffnen. Nach wenigen Minuten kam er zurück und sagte, ein General und ein Colonel seien gekommen, um ihn in einer geheimen Sache abzuholen. Er zog seine Uniform an und bat mich, ihm seinen kleinen Koffer für eine etwa vierundzwanzigstündige Abwesenheit zu packen. Das ging schnell, denn solche Dinge kommen bei Lester öfter vor.«
»Ein General, sagen Sie?«, hakte der Beamte noch einmal nach.
Linda Winnaccer nickte eifrig. »Ja, es war ein General. Ein Drei-Sterne-General. Ich habe ihn selbst gesehen, als ich Lester aus dem Fenster nachschaute. Der zweite Offizier war ein Colonel, und am Wagen stand ein Sergeant.«
Der Beamte machte sich einige Notizen.
»Darf ich Sie bitten, sich einige Minuten zu gedulden?«, sagte er und verließ den Raum. Linda Winnaccer war allein. Erst jetzt kam ihr zum Bewusstsein, was diese Vernehmung zu bedeuten hatte. Mit Lester war irgendetwas Geheimnisvolles geschehen. Bis jetzt hatte sich die Frau aufrecht gehalten. Jetzt brach sie zusammen. Leise weinte siq vor sich hin.
Sie bemerkte gar nicht, dass der Beamte wieder den Raum betreten hatte.
Er berührte sie sacht an der Schulter. »Mrs. Winnaccer!«
Sie fuhr hoch.
»Ich kann Ihnen leider im Moment nichts sagen«, sagte der Beamte leise. »Ich muss Sie aber bitten, sich vorerst hier zu unserer Verfügung zu halten. Es ist eine Anweisung der Air Force.«
»Das heißt«, sagte sie leise und schluchzend, »dass Sie mich jetzt doch in Haft nehmen?«
Der Beamte überlegte sich kurz seine Antwort. Dann nickte er. »Ja, Mrs. Winnaccer, wir müssen Sie in Haft nehmen. Aus Gründen Ihrer persönlichen Sicherheit.«
»Persönlichen Sicherheit?«, meinte sie verblüfft.
Der Beamte nickte. »Mrs. Winnaccer, wir müssen leider annehmen, dass Ihr Mann von Gangstern entführt wurde, um ihn zu einer bestimmten Handlung zu zwingen. Ihr Mann ist als untadeliger Offizier bekannt. Er wird die von ihm verlangte Handlung nicht begehen. Darüber besteht kein Zweifel. Die Gegenseite wird aber alles tun, um ihn unter Druck zu setzen. Dazu gehört es nach unserer Erfahrung in erster Linie, sich der Angehörigen solch wichtiger Leute zu bemächtigen. In diesem Fall wären Sie das -Verzeihung - Objekt. Wir müssen also
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