0483 - Das Girl, das zuviel wußte
sein Funkgerät einzuschalten.
Ich beugte mich vor.
Im gleichen Moment hielt er auch eine Waffe in der Hand.
»Nicht mit mir, Freundchen!« warnte er. »Ich bin schon mit ganz anderen Burschen fertiggeworden!«
»Okay!« sagte ich. Ich legte Eags Waffe neben mich auf den Sitz und sagte so ruhig es ging:
»Rufen Sie Ihre Zentrale an und das FBI und meinetwegen auch Ihre Großmutter, aber wenn Sie dann am Tod eines Mannes schuld sind, machen Sie nicht mich verantwortlich!«
»Hm«, überlegte er, schielte nach der Waffe auf dem Sitz und nickte dann. »Gut, ich riskiere es!«
Er legte den Gang ein und zeigte mir, was Riskieren bei ihm hieß. Er jagte seinen Wagen durch die Straßen, daß wir die Kurven nur auf zwei Rädern nahmen. Er behielt dabei seine Waffe vor sich auf den Knien, drehte sich aber nicht mehr zu mir um.
Als wir Chinatown erreicht hatten, mußte er etwas mit dem Gas zurückgehen und fragte mich:
»Wo wollen Sie denn genau hin?«
»In die Park Row, kennen Sie dort zufällig ein Lokal, das Jenny’s oder so ähnlich heißt?«
Es war ein Versuch. Die Park Row lag nicht weit von der Lagerhalle entfernt, die der Gang gehörte, und wenn ich dort ein Lokal oder eine Bar mit dem Namen Jenny fand, dann konnte das der Ort sein, zu dem der Mann mit dem karierten Hütchen Hank Davis bestellt hatte. Denn der Name mußte eine direkte Beziehung zu der Straße haben, sonst hätten Jones und Bertie der Bemerkung von Davis nicht so große Bedeutung zugemessen.
»Zu Jenny’s Spelunke wollen Sie?« fragte der Taxifahrer gedehnt. »Dann nehmen Sie aber besser Ihre Kanone in die Hand!«
***
Als wir vor der Kneipe bremsten, verstand ich den Fahrer. Er drehte sich um, grinste mir schwach zu und sagte:
»Ich bleibe hier, falls Sie Hilfe brauchen!«
»Danke«, sagte ich und stieg aus.
»Und um auf mein Geld zu warten«, rief er hinter mir her.
Ich blieb stehen.
»Erledigen Sie Ihre Anrufe, und lassen Sie einen FBI-Wagen herkommen. Mein Name ist Jerry Cottonf«
Ich verstand seine Antwort nicht mehr, denn ich hatte die Eingangstür erreicht.
Es war eine dunkelblau gestrichene schmale Tür aus einfachem Holz. Rund herum hing eine Girlande aus roten und blauen Glühbirnen, von denen aber etwa nur jede fünfte brannte. In einem Schaukasten waren ein paar halbnackte Männer fotografiert, die sich vor Muskeln kaum halten konnten und auf Siegerpodesten standen wie bei der Olympiamedaillen-Verleihung.
Die ganze Straße gehörte nicht gerade zu den ruhigen Wohngegenden. Aber der Lärm, der aus Jenny’s Kneipe drang, übertraf alles.
Frauengekreisch und Männergrölen, dazwischen Knallen und klirrendes Glas.
Das Schild aus angestrahltem Blech verkündete:
»Jenny’s Body-Building-Club«.
Ich stieß die Tür auf und kam in einen kleinen Vorraum, in ‘dem die Luft heiß und dick zum Schneiden war. Es gab zwei dicht nebeneinanderliegende Türen, und obwohl ich sicher gewesen war, daß das öffnen der Tür den Lärm aus dem Lokal kaum übertönt haben konnte, standen wie auf Signal plötzlich zwei Männer vor mir. Format wie etwa im Schaukasten.
Ich hatte Eags Revolver in der Jak kentasche und meine eigene 38er neu nachgeladen in der Schulterhalfter. Aber ich wollte den beiden Rausschmeißern weder die Waffen noch meinen Ausweis zeigen, wenn es sich umgehen ließ, denn wenn das Alarmsystem an der Tür so gut funktionierte, dann hatten die beiden vermutlich auch die Möglichkeit, andere Spuren zu beseitigen, bevor ich auch nur das eigentliche Lokal betreten hatte.
Ich hatte Berties Pontiac draußen nicht gesehen. Entweder war ich also im falschen Lokal, oder Bertie hatte telefoniert. Oder keins von beiden traf zu.
Dann hatte ich eine Chance. Und Hank Davis.
Ich grinste freundlich.
»Habe einen verdammten Durst und verfluchte Langeweile. Bei euch hört es sich nach lustigen Leuten an«, sagte ich und deutete auf eine der beiden Türen, hinter denen das Lokal liegen mußte.
Die beiden Muskelpakete vor mir schwiegen. Sie musterten mich von oben bis unten, machten aber keinen Versuch, mich zu filzen.
Vermutlich hielten sie sich für stark genug, um . einem ganzen Maschinengewehr entgegenzutreten.
Vielleicht war es auch nicht ihr Job. Reden war auch nicht ihr Job, denn sie sagten kein Wort. Sie standen wie zwei Zementtürme vor mir und starrten mich ausdruckslos an.
»Ein kühler Drink und gute Stimmung, das ist es, was ich brauche, das wird mich wieder etwas aufmöbeln!« fuhr ich fort. Die Boys schwiegen und
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