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0484 - Die Rächerin aus Aibon

0484 - Die Rächerin aus Aibon

Titel: 0484 - Die Rächerin aus Aibon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinem Gesicht zeichnete sich zuerst das Wissen ab, danach sofort die schreckliche Angst, die er erlebte. Seine Augen öffneten sich so weit, als wollten sie aus den Höhlen springen. Er schnappte nach Luft, drehte sich auf die. Seite und hämmerte mit den Fäusten gegen den Sargrand.
    Eine Chance, das Glas zu zerstören, bekam er nicht.
    Jarveena kümmerte sich nicht um ihn. Sie hatte Muriel den Rücken zugedreht, die drei Kordeln genommen, beugte sich etwas vor und setzte sich in Bewegung.
    Die Bänder strafften sich.
    Im nächsten Augenblick begannen auch die Särge zu rutschen. Sie schleiften über den Boden, und dieses Geräusch kam Muriel vor wie eine grauenvolle Totenmusik.
    Jarveena ging davon.
    Zwei Särge waren leer.
    Einer nicht. In diesem furchtbaren Gefängnis erlebte Lester Conway die Hölle. Jarveena hatte vom schrecklichen Tod durch Ersticken gesprochen. Den würde Lester erleiden. Muriel wußte nicht, wie lange die Luft in seinem Gefängnis noch reichte. Vielleicht für eine halbe Stunde, vielleicht auch weniger.
    Und sie konnte ihm nicht helfen.
    Muriel sah die Frau mit den gläsernen Särgen davongehen. Sie hatte Muriel den Rücken zugewandt, ging mit den drei Totenkisten davon und verschwand plötzlich, als hätte es sie nie gegeben.
    Muriel sah noch das blasse, grüngelbe Leuchten, dann war von Jarveena und den drei Särgen nichts mehr zu sehen.
    Als letzten Eindruck nahm Muriel die Füße ihres Bruders wahr. Sie befanden sich in strampelnden Bewegungen und hämmerten gegen den Sargrand.
    Einen Erfolg erreichte er nicht.
    Lebend würde Muriel ihren Bruder nicht wiedersehen…
    ***
    Sie lag auf dem kalten Boden. Regungslos, ohne überhaupt einen Finger bewegen zu können. Ihr Blick war gegen den Himmel gerichtet, wo die Bläue von dunklen Wolken unterbrochen wurde und nur wenig Sonne hindurchließ. Für die Jahreszeit war es einfach zu kalt. Das Wetter spielte verrückt, es setzte alles außer Kraft und drückte auf das Gemüt der Menschen.
    Auch Muriel Conway empfand die Kälte.
    Wieso spürte sie plötzlich dieses Schaudern? Sie richtete sich auf - und war überrascht, daß es klappte. Die Starre war von ihr abgefallen, wie Laub von den Zweigen eines Baumes, wenn der Herbstwind es schüttelte. Muriel blieb sitzen, preßte ihre Hände gegen das Gesicht und dachte zunächst darüber nach, wie es möglich war, daß sie hier auf dem Pflaster des Hofs saß?
    Da überfiel sie die Erkenntnis!
    Die Erinnerung kehrte mit all ihren grausamen Einzelheiten zurück. Das Vergangene lief noch einmal wie ein Film vor ihrem geistigen Auge ab, und ihr Gesicht verlor noch den Rest an Farbe.
    Es gab Lester nicht mehr.
    »Lester!« Der Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Er zitterte über den Hof, doch eine Antwort bekam sie nicht.
    Schwankend stand Muriel auf. Gebückt rief sie noch einmal nach ihrem Bruder, aber auch diesmal bekam sie keine Antwort. Allmählich wurde ihr klar, daß sie das Schreckliche nicht geträumt hatte.
    Es war eine Tatsache gewesen. Man hatte ihren Bruder vor ihren Augen in den gläsernen Sarg gesteckt und ihn mitgenommen. Irgendwohin, in eine andere, fremde Welt, aus der die Unbekannte gekommen war, die sich Jarveena genannt hatte. Muriel wunderte sich, daß ihr der Name noch einfiel. Aber das Geschehen steckte einfach zu tief in ihr.
    Ihr Schreien war gehört worden. Die Fahrertür des parkenden Trucks öffnete sich. Noch etwas verschlafen aussehend, stieg der Fahrer aus dem Wagen und rieb seinen Nacken.
    »Miß Conway, ist was?«
    Sie starrte den Mann an und schüttelte den Kopf.
    »Aber ich habe Sie doch schreien gehört?«
    »Nein!« sprach sie schrill. »Nein, nein.« Sie winkte ab. »Bitte, gehen Sie. Bleiben Sie weg. Steigen Sie ein…« Mehr sagte sie nicht, drehte sich um und lief auf die Büro-Baracke zu.
    In der offenen Tür stieß sie fast mit Benson zusammen, der die Toilette verlassen hatte. Er stoppte und drückte sich gegen die Wand, während Muriel an ihm vorbeihastete.
    »Miß Conway, was ist denn los?« Benson rief die Frage stotternd hinter der Frau her. »Ich hörte Sie schreien oder rufen. Ist etwas passiert?«
    Muriel gab keine Antwort. Die furchtbaren Erinnerungen strapazierten ihr Nervenkostüm. Sie stand dicht vor einem Zusammenbruch und überlegte verzweifelt, was sie noch tun konnte.
    Sie mußte handeln, die Polizei anrufen, sie mußte den Beamten erklären, was hier geschehen war, und als sie sich auf den Schreibtischstuhl fallen ließ, hatte sie wieder alles

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