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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein Kostenlos Bücher Online Lesen
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weckte ihn. Er schlurfte barfuß zur abgeschlossenen Tür und sah hinaus, ohne etwas zu bemerken. Er sah nur irgend etwas Weißes in der Toreinfahrt schräg gegenüber. Es machte ihn neugierig. Er ging in seine Loge zurück und zog die Schuhe an. Dann nahm er den Schlüssel, durchquerte noch einmal die nicht gerade kleine Halle, schloß die Tür auf und ging quer über den recht breiten Broadway. Bis er am Tatort ankam, müssen wenigstens fünf, vielleicht sogar sieben oder acht Minuten vergangen sein.«
    »Mehr als genug Zeit für den Mörder«, brummte ich. »Wenn wir von der Annahme ausgehen, daß der Mörder wußte, das Geld seines Opfers befinde sich in der Handtasche, dann brauchte er meiner Meinung nach nicht mehr als eine oder höchstens zwei Minuten, um zu schießen, die Handtasche aufzureißen, das Geld herauszunehmen und zu verschwinden.«
    »Stimmt«, meinte Tibby. »Und wenn er ein flinker Junge war, kann er es sogar in weniger als einer Minute getan haben.« Ich wandte mich an Stone: »Was ist mit dem Durchsuchungsbefehl? Haben Sie ihn besorgt, während ich bei Herning war?«
    Stone zog seine mittlere Schreibtischschublade auf und schwenkte ein Blatt Papier. Ich nickte zufrieden. Phil bot Zigaretten an. Wir bedienten uns. Eine Weile rauchten wir schweigend. Dann klingelte irgendwann das Telefon. Stone nahm ab und reichte mir gleich darauf den Hörer.
    Es war Mr. High, unser Distriktchef. Ich informierte ihn vom Stand der Dinge.
    »Was ist mit einer Sonderkommission, Jerry?« fragte er.
    »Im Augenblick ist es dazu noch zu früh, Chef«, erwiderte ich. »Ich wüßte gar nicht, was für Arbeit wir den Leuten übertragen sollten.«
    »Wie Sie meinen, Jerry. Aber denken Sie daran, daß der Fall von Washington als besonders dringlich angesehen wird!«
    »Von mir auch, Chef«, sagte ich hart. »Wer fünfmal einen Revolver zieht und für ein paar Dollar kaltblütig mordet, dem muß das Handwerk schnellstens gelegt werden. Trotzdem können wir im Augenblick mit einer Sonderkommission noch nichts anfangen.«
    »Ich verlasse mich auf Ihr Urteil, Jerry. Ich werde bis gegen zehn Uhr im Büro sein. Sollte sich in diesem Fall noch irgend etwas ergeben, rufen Sie mich an! Wenn sich später etwas Wichtiges ereignet, lassen Sie mich zu Hause anrufen, gleichgültig, wieviel Uhr es gerade ist.«
    »Okay, Chef.«
    Stone legte den Hörer zurück auf die Gabel. Phil blies kunstgerecht einen Rauchring, sah ihm versonnen nach, wie der Rauch sich gemächlich verflüchtigte, und dann erklärte er plötzlich: »Ich habe eine Idee.«
    Wir sahen ihn gespannt an.
    »Der Täter war in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober im Will County in Illinois«, zählte Phil an seinen Fingern auf, »am 16. Dezember in Newark, am 22. Januar in Miami und mit Sicherheit heute nacht in New York. Es ist nicht anzunehmen, daß er überall an diesen verschiedenen Plätzen eine private Wohnung unterhält. Also muß er woanders geschlafen haben. In einem Hotel, einem Motel, einer Pension oder etwas ähnlichem.«
    Ich winkte ab. »Sämtliche Schlafgelegenheiten dieser Art sind im Will County, in Newark und in Miami von der Polizei überprüft worden, Phil. Hast du das nicht in den Berichten gelesen?«
    »Natürlich habe ich es gelesen«, brummte Phil halb beleidigt. »Aber sie sind unabhängig voneinander geprüft worden! Verstehst du den Unterschied?«
    »Ich begreife, offen gestanden, nicht, was dein ›unabhängig voneinander‹ bedeuten soll, alter Junge.«
    »Niemand hat die Hotelanmeldungen aus Miami mit denen von Newark verglichen. Oder die aus Newark mit denen vom Will County.«
    »Der Täter wird sich kaum mit dem richtigen und überall mit demselben Namen eingetragen haben, wenn er wirklich in einem Hotel übernachtet hätte.«
    »Mag sein. Aber du weißt selbst, wie oft Leute ihre Anfangsbuchstaben beibehalten, wenn sie sich einen anderen Namen zulegen. Die Frage wäre, ob es im Will County, in Newark, in Miami und hier bei uns zur jeweils fraglichen Zeit eine Hotelanmeldung gibt, die die gleichen Anfangsbuchstaben hat. Oder sonst etwas Übereinstimmendes.«
    Ich grinste breit. »Sehen Sie, Stone«, sagte ich, »deshalb schätze ich diesen Burschen so: Einmal im Jahr hat er eine brauchbare Idee. Das ist mehr, als viele Leute Zeit ihres Lebens zustandebringen.«
    »Ich«, sagte Phil mit einem deutlichen Blick zu mir, »ich kenne einen Mann, der in zehn Jahren nicht einmal eine brauchbare Idee hat.«
    Ich telefonierte mit der Zentrale in

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