Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0484 - Stygias Todespendel

0484 - Stygias Todespendel

Titel: 0484 - Stygias Todespendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
jetzt denken? War diese Schwärze, in der er nichts sah und nichts hörte, das sogenannte Leben nach dem Tod? Vielleicht hatte er nur noch nicht den Trick herausgefunden, sich in dieser Jenseitswelt zu orientieren?
    Er versuchte, die Augenlider zu öffnen und schaffte es nicht.
    Er versuchte, seine Ohren zu benutzen. Da waren immerhin Geräusche.
    Er versuchte sie einzuordnen. Himmlisch oder höllisch waren sie jedenfalls nicht, sondern recht irdisch. Jemand nieste. Dann vernahm Ted Worte in afrikaans. Ein paar Brocken dieser Kunstsprache, die sich aus dem Burischen entwickelt hatten, verstand er zwar, aber nicht genug, um mitzubekommen, worum sich die Unterhaltung drehte. Immerhin machte es ihm klar, daß er noch unter den Lebenden weilte, und zwar in Südafrika. Die Engel im Himmel würden den Teufel tun, sich in afrikaans zu unterhalten, und die Teufel umgekehrt hatten das auch nicht nötig.
    Abermals versuchte Ted, die Augen zu öffnen. Es gelang ihm immer noch nicht. Er konnte sich auch nicht bewegen. Er konnte nicht einmal einen Laut von sich geben.
    Plötzlich spürte er eine Berührung.
    Jemand zog sein linkes Augenlid hoch. Nur für ein paar Sekunden, dann wurde es wieder geschlossen. In diesem kurzen Moment sah er über sich einen Neger im grünen Medizinerkittel.
    Wieder wechselten zwei Männer Worte. Instrumente klirrten gegeneinander. Krampfhaft versuchte Ted sich zu bewegen, wenigstens aus eigener Kraft die Augen noch einmal zu öffnen! Aber er schaffte es einfach nicht!
    Und schon wieder fremde Worte. Plötzlich verstand er einen Teil davon. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.
    Der Mann im Medizinerkittel wollte herausfinden, woran Ted gestorben war!
    Nein! Innerlich bäumte er sich verzweifelt auf. Ich bin doch nicht tot! Ich lebe noch!
    Aber er würde nicht mehr lange leben.
    Den Angriff aus dem Unsichtbaren, wer auch immer dafür verantwortlich sein mochte, hatte er überstañden. Aber jetzt griff der Tod zum zweiten Mal nach ihm.
    Sein Gehör war plötzlich überscharf. Er registrierte deutlich, wie der Arzt nach dem Skalpell griff. Ted wunderte sich, warum ihm nicht der Schweiß ausbrach, aber das hatte wohl denselben Grund, aus dem er nicht atmete! Er wollte schreien, aber er brachte keinen Ton heraus. Er konnte nicht einmal die Lippen bewegen.
    Er spürte den leichten, kaum merklichen Druck, mit dem das Skalpell seine Haut berührte.
    Dann erfolgte der erste Schnitt!
    ***
    Zamorra sprach mit dem für »Tendyke’s Home« zuständige Offizier, einem grauhaarigen Leutnant, der entweder bei den turnusmäßigen Beförderungen vergessen worden war oder sich bei seinen Vorgesetzten unbeliebt gemacht hatte. Von ihm erfuhr er, daß die Militärpolizei den seltsamen Todesfall untersuchte und der Leichnam nach Miami gebracht worden war. »Können Sie dafür sorgen, daß ich den Leichnam sehen kann?« wollte Zamorra wissen.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte der Grauhaarige. »Das ist allein Sache der MP.«
    »Sie könnten mir vielleicht eine Empfehlung geben«, schlug Zamorra vor, »damit ich bei dem zuständigen Offizier offene Türen finde.«
    »Kann ich nicht, Sir«, bedauerte der Leutnant. »Selbst wenn ich verstände, aus welchem Grund Sie als Zivilist sich in die Ermittlungen einschalten wollen, könnte ich in diesem Fall nichts für Sie tun. Die MP ist ein ganz eigener Verein.«
    »Aber sie untersucht einen Todesfall, der sich bei der Nationalgarde abgespielt hat und nicht bei der Army?«
    »In der Praxis spielt das kaum eine Rolle, Sir«, erwiderte der Leutnant. »Die MP ist in diesen Angelegenheiten auch für uns zuständig.«
    »Das hätte ich dir auch gleich sagen können«, stellte Tendyke fest, der hinzukam. »Warum hast du nicht mich gefragt?«
    »Weil du zwar der Mann bist, der sein Grundstück für die Unterbringung der Obdachlosen zur Verfügung stellt, aber du hast nicht die Kommandogewalt über die Hilfstruppen und Aufpasser.«
    »Ich werde dir vorführen, was ich habe«, sagte Tendyke. »Ich übernehme das. Du willst nach Miami, sagte Monica? Ich komme mit. Ich kenne die zuständigen Leute. Ich bringe dich mit denjenigen zusammen, mit denen du reden mußt, um an den Toten heranzukommen. Schließlich kennen sie mich mittlerweile, und darüber hinaus dürfte der Name Tendyke derzeit mehr Türen öffnen als der Name Zamorra und der Titel Prozessor.«
    »Und deine Aufgaben hier, die dir nicht einmal Zeit zum Telefonieren lassen?« fragte Zamorra spöttisch.
    Tendyke zuckte mit den

Weitere Kostenlose Bücher