Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Mein Killer war ein Gentleman

0485 - Mein Killer war ein Gentleman

Titel: 0485 - Mein Killer war ein Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Kleid einer Nurse. Sie trug allerdings ein anderes Abzeichen auf ihrer Brosche, sie konnte nicht zu den Nurses gehören, die normalerweise hier im Medical Center Dienst machen.
    »Hallo!« sagte ich erst einmal.
    Sie lächelte mich direkt mütterlich an. »Ich freue mich, daß du wieder beieinander bist, mein Junge. Ich bin Schwesternhelferin bei der Nachbarschaftshilfe. In den beiden letzten Nächten habe ich bei Ihnen Wache gehalten.«
    »Danke«, sagte ich. Sie gehörte also zu einer der vielverschmähten Frauenorganisationen und sie nahm hier freiwillig, um die Nurses zu entlasten, den langweiligsten und anstrengendsten Dienst auf sich.
    »Kein Dank«, lächelte sie. »Ich muß danken, daß ich mithelfen konnte, Sie dem Leben wiederzugeben. Aber ich habe es in meinen Karten gelesen. Und ich habe im großen Stationsbuch gelesen, wo Sie wohnen. Meine Karten lügen nie!«
    Das war zwar jetzt weniger meine Wellenlänge, aber ich wollte zu der netten alten Dame nicht unhöflich sein. »So«, sagte ich deshalb und schaute sie interessiert an, »auch das steht in den Karten, wo ich wohne?«
    »Nein«, schüttelte sie den Kopf, »das nicht. Aber daß zwei Menschen, die ganz nahe beieinander wohnen, etwas zustößt, und daß sie trotzdem großes Glück haben, das stand drin.«
    Jetzt kam ich nicht mehr mit. Sie sprach in Rätseln, aber ich blickte sie dennoch verständnisvoll an.
    »Ja«, nickte sie, »erst ist Ihnen das passiert, und ein paar Stunden später war Ihr Nachbar der Glückliche im Unglück!«
    »Ach?« Nun war ich wirklich auf die Fortsetzung ihres Berichtes gespannt. Sie ließ mich aber noch einen Augenblick warten und ging erst einmal zurück auf den Gang.
    Nach drei Minuten war sie wieder da. »Ja«, sagte sie, »er fuhr mit seinem Auto. Ein Cadillac ist es. Im Cortlandt Park fuhr ein anderer Wagen in ihn hinein. Der Cadillac ist total zerstört; er brannte aus. Doch ein gütiges Geschick half dem Mann.«
    »Ihm passierte nichts?« fragte ich.
    »Doch. Aber er wird wieder gesund werden. Jeder sagt, daß es ein Wunder ist, daß ihm nicht mehr passierte. Es muß ein furchtbarer Zusammenstoß gewesen sein!«
    »Was passierte mit dem anderen Wagen?«
    Sie winkte ab. »Gemeine Menschen gibt es. Der andere Wagen fuhr einfach davon und — aber was ist denn?«
    Ich dachte wieder an das Gespräch mit Tony Boone und fuhr in meinem Bett hoch. Irgend etwas in meinem Blick erschreckte die Schwesternhelferin so, daß sie an die Wand zurückwich.
    »Einem Nachbarn von mir passierte das?« fragte ich sie noch einmal.
    Sie nickte wortlos.
    »Und der Mann liegt auch hier im Medical Center?«
    Wieder nickte sie. »Hier auf der Station!«
    »Wie heißt er denn?« fragte ich und versuchte, meine Erregung nicht allzu erkennbar werden zu lassen.
    »Thumbstick«, antwortete sie. »Franklin Thumbstick. Ein feiner Mensch, mein Junge, wirklich ein feiner Mensch, obwohl er ein sehr reicher Mann ist. Vor ein paar Tagen erst habe ich eine Story über ihn in der Zeitung gelesen!«
    ***
    »Ja, Phil — so ist es nun halt einmal. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir praktisch nicht nur halb Manhattan, sondern ganz New York in unsere Untersuchungen einbeziehen!«
    Mr. High stand vor dem Stadtplan, der die eine Wand seines Büros bedeckte. Mit dem Zeigestock machte er eine alles umfassende Bewegung. »Der Kanal verläuft seitlich unter der Eighth Avenue und knickt dann an der West 14th Street im Verlauf der Greenwich Avenue ab. Nach 100 Yard macht er einen erneuten Knick und führt zum Hudson — wobei er fast ganz Greenwich Village unterquert. Es gibt insgesamt 114 Möglichkeiten, in den Kanal hineinzukommen. Die bequemste davon liegt am Subway Station. Man braucht dort nur mit einem Vierkantschlüssel eine Eisentür zu öffnen.«
    Phil trat -an die große Karte und maß anhand der Planquadrate die Entfernung zwischen jener Subway Station und der Kanalmündung am Pier 48 ab. »Das ist fast genau eine Meile, Chef«, sagte er.
    »4800 Fuß«, nickte Mr. High. »Ich weiß, was sie damit sagen wollen. Auch da decken sich unsere Meinungen: Ich glaube nicht, daß die Sprengladung schon dort in den Kanal kam und sich selbst überlassen wurde. Es geschah zweifellos später. Wir wissen aber nicht, wo.«
    »Wir wissen aber, von wem!« trumpfte Phil auf.
    Und wieder schüttelte Mr. High den Kopf. »Phil, wir vermuten es. Ein Mann wurde im Kanal von der Druckwelle der Explosion getötet. Wir identifizierten ihn als Charly Dark, vor vier Monaten

Weitere Kostenlose Bücher