0485 - Mein Killer war ein Gentleman
Zügen: In dem Moment, als Williamson gerade auf der Bordleiter stand und Sie sich unter Wasser an der Leiter festhielten, detonierte hinter dem Gitter des Kanalschachtes eine starke Sprengladung. Vermutlich Dynamit.«
»Der Koffer!« sagte ich.
»Welcher Koffer?« fragte Mr. High erstaunt.
»Als wir auftauchten, sah ich im Kanalschacht ein Ding heranwirbeln, das wie ein Koffer aussah. Ich wollte es Williamson noch sagen, aber er war schon Über mir.«
»Das war Ihr Glück!« atmete Mr. High auf. »Mensch, Jerry, wenn sie mit Williamson das Ding noch untersucht hätten…«
Ich mußte ihn ziemlich verständnislos angeschaut haben.
»Jerry«, sagte er eindringlich, »die Explosion war so stark, daß der Kanalschacht auf einer Länge von fast 20 Yard völlig einstürzte. Der tote Mann mit dem Betonklotz muß geradezu pulverisiert worden sein…«
»Woher wissen Sie das alles so schnell?« fragte ich verständnislos.
»Schnell?« wunderte er sich. »Wir hatten immerhin 48 Stunden Zeit, uns genau umzusehen!«
»48 Stunden?« Ich machte Anstalten, mich aus dem Bett zu schwingen. »Wer läßt mich denn hier 48 Stunden schlafen, wenn es draußen…«
Sofort war Doc Matthews wieder aktiv. Er drückte mich ins Kissen zurück. »Jerry, Sie müssen vernünftig sei. Bleiben Sie bitte ruhig liegen!«
»Mir fehlt doch nichts!« protestierte ich. »Unheilbar!« kommentierte Phil.
»Was soll mir denn fehlen?«
»Sie haben eine Konstitution wie ein Bär«, sagte Dr. Matthews. »Deshalb will ich Ihnen auch das sagen, was ich keinem anderen Patienten zu diesem Zeitpunkt sagen würde. Sie hatten ein unglaubliches Glück, daß der Polizeitaucher Williamson Sie bereits nach sechs Minuten fand. Sie schwebten in ihrem Taucheranzug im Hafenbecken. Die Luftleitung war abgerissen, sie waren von der Umwelt hermetisch abgeschlossen. Man holte Sie heraus und brachte Sie hierher. Und als Sie hier ankamen, Jerry, waren Sie klinisch tot. Trotz der künstlichen Beatmung und der Herzmassage im Ambulanzwagen. Wir haben hier weitergemacht — Herzmassage, Sauerstoffzelt. Und das Wunder geschah. Ihr Herz begann wieder zu arbeiten, Sie begannen auch wieder zu atmen. Fragen Sie aber nicht, wie! Ich kann Ihnen bei Gelegenheit einmal die Kurven unserer Meßgeräte zeigen.«
Er machte eine Pause und drehte sich nach der Kreuzung zwischen Dampfmaschine, Computer und Feuerwehrauto um.
»Das ist unsere Herz-Lungen-Maschine, Jerry. Dieser Apparat arbeitete rund 44 Stunden lang für Sie. Es war Schwerarbeit, mein Lieber. Oft genug sah es hoffnungslos aus. Erst jetzt haben wir sie knapp über den Berg. Aber jetzt bleiben Sie erst mal liegen, bis sich Ihr Herz und ihr Atemzentrum wieder eingespielt haben. Sie bleiben liegen, hier neben dieser Maschine, die wir möglicherweise noch einmal brauchen. Klar?«
»Aber…«, wollte ich etwas sagen. »Was Doc Matthews eben sagte, Jerry, ist ein Befehl«, unterstrich Mr. High mit Nachdruck. Er fügte hinzu: »Wir haben uns in den letzten Tagen und Nächten gerade genug Sorgen um Sie gemacht.«
»Hat es sich wenigstens gelohnt?« fragte ich.
Er verstand mich nicht gleich, sondern schaute mich fragend und verwundert an.
»Ich meine — aber nein, Sie haben es ja gerade gesagt. Der Tote im Kanalgitter konnte nicht geborgen werden. Es war also alles vergeblich.«
»Nein, Jerry. Es war nicht vergeblich, Sie wissen ja, daß Lieutenant McPhearson das Unterwasserfoto hatte. Aufgrund dieses Bildes konnte der Mann inzwischen identifiziert werden. Mehr wissen wir allerdings auch nicht. So, und nun Schluß mit dienstlichen Gesprächen!«
***
Mr. High, Phil und die anderen Besucher waren längst weg, und ich lag in meinem Bett. Der Tag neigte sich bereits wieder seinem Ende zu. Vor ein paar Minuten war die Nurse dagewesen und hatte mir allerlei Medikamente gegeben. Normalerweise hätte ich mich geweigert, das Zeug zu schlucken. Aber Doc Matthews hatte mir versprochen, am nächsten Tag wieder eine Generaluntersuchung mit mir anzustellen, und wenn dann alles in Ordnung war, wollte er mich wenigstens aufstehen lassen. Für den Preis schluckte ich schon mal ein paar Pillen und Tropfen.
Ich lag auf dem Rücken und starrte zur Decke. Alles das, was ich in den letzten Stunden gehört und erfahren hatte, ging mir noch einmal durch den Kopf. Ich hatte tatsächlich ein fast unglaubliches Glück gehabt, und wenn…
»Guten Abend!« sagte eine Stimme von der Tür her.
Ich fuhr hoch. In der Tür stand eine ältere Frau im
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