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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wieder hinter mir her. Beziehungsweise ihr ruheloser Geist. Sie mußte wohl aus Versailles verschwinden, da hat ein Geisterjäger sie verscheucht. Auch so ein verflixter Engländer. Colonel Christopher Sparks heißt er, behauptete sie.«
    »Ach, der«, seufzte Zamorra.
    »Ihr kennt diesen Flegel, deMontagne?« stieß Cristofero hervor.
    »Wir Kollegen kennen und schätzen uns alle«, sagte Zamorra.
    »Seid so gut - wenn Ihr ihn wieder trefft, so trefft ihn richtig - mit der Faust am Kinn, in meinem Auftrag. Hätte er Versailles nicht exorziert, wäre mir diese Begegnung erspart geblieben! Sollte dieser Sparks mir jemals über den Weg laufen, werde ich ihn häuten und wenden lassen. Vielleicht verkaufe ich ihn auch als Sklaven in die Neu-England-Staaten.«
    »Die Sklaverei ist seit mehr als 125 Jahren abgeschafft«, erinnerte Zamorra.
    Cristofero winkte ab. »Das habt Ihr mir auch früher schon erzählt. Aber eines begreife ich nicht: als man die Sklaverei abgeschafft hat, was hat man danach mit den Sklaven getan?«
    »Sie freigelassen.«
    »So viele auf einmal? Das ist doch sicher nicht gutgegangen. Ach, bis jetzt ist jede Hochkultur zugrundegegangen, sobald sie die Sklaverei abschaffte; man sieht’s an den Ägyptern, den Griechen, den Römern und überhaupt. Aber ich sehe die Ungeduld in Euren bezaubernden Rehaugen brennen, Mademoiselle Nicole. Um zu unserem Thema zurückzukommen: Ich beauftragte meinen naschhaften, zauberkundigen Freund, mittels seiner Künste Madame Beauforts Geist davon zu überzeugen, daß ein weiterer Aufenthalt in Pembroke-Castle für sie nicht ratsam sei. Dem Earl of Pembroke mißfiel dies außerordentlich, und wir gerieten darüber in argen Streit. Doch statt sich wie ein Mann meiner Duellforderung zu stellen, zog er es vor, mich abzuschieben. Dieser elende, feige Hund! Typisch Engländer!«
    Zamorra seufzte. »Er hätte Ihre Forderung nicht einmal annehmen dürfen, wenn er es gewollt hätte, Señor Fuego. Duelle sind schon seit ein paar Jahrhunderten verboten.«
    »Ach was«, knurrte Don Cristofero. »Verboten waren sie auch zu meiner Zeit, aber wir haben sie trotzdem durchgeführt. Aber heute hat jeder Angst davor, gegen solche schwachsinnigen Verbote zu verstoßen. Damals ließ man sich nur einfach nicht dabei erwischen, das ist alles! Der Teufel soll Eure Zeit holen, Zamorra. Verbote hier, Verbote da. Alles, was sich über die Jahrhunderte als gut erwiesen hat, wird verboten. Wo soll das hinführen? Eines Tages wird noch das Atmen verboten, oder das Leben.«
    Er schüttelte sich erneut und ließ die leere Flasche einfach auf den Teppich fallen.
    »Es gibt etwas, das nie verboten werden wird«, kicherte der Gnom in seiner Ecke.
    Finster wandte Cristofero den Kopf. »Und das wäre? Rede Er, Schlauberger.«
    »Das Steuerzahlen«, grinste der Namenlose.
    »Das ist ja auch etwas für das gemeine Volk«, brummte Cristofero selbstzufrieden, kippte in den Sessel zurück, ließ die Augenlider zuklappen und verfiel in inbrünstiges Schnarchen.
    Nicole rieb sich die Hände. »Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert«, stellte sie fest. »Wir haben noch eine halbe Stunde bis Mitternacht. Komm, cheri, machen wir Ted Ewigk die Aufwartung.«
    »Und was ist mit unserem Cognacfaß auf Beinen? Der kann doch nicht hier liegenbleiben.«
    Der namenlose Gnom erhob sich.
    »Keine Sorge, erhabener Herr deMontagne«, sagte er. »Das mache ich schon. Ich bringe ihn zu Bett. Dasselbe Zimmer wie damals?«
    »Dasselbe Zimmer wie damals«, nickte Zamorra. »Raffael wird dir helfen, mein Freund.«
    »Ach, das schaffe ich schon allein, Herr«, versicherte der Gnom zuversichtlich.
    Don Cristofero unterbrach sein Schnarchen kurz und kicherte im Schlaf. »Der Mönch«, murmelte er undeutlich. »Das Männlein in der braunen Kutte - hicks…«
    Der Gnom spuckte in die Hände. »Auf geht’s!«
    ***
    Plötzlich glaubte Sula Solonys Schritte zu hören, die sich näherten. Sie hob den Kopf und lauschte. In der Tat, da kam jemand.
    Sie erhob sich und trat vor das Fenster der Tür. Im Korridor war es immer noch dunkel.
    Aber da - war da nicht ein schwacher Lichtschimmer?
    Plötzlich erkannte sie es. Das Wesen, das sich in der Finsternis näherte und dessen Schritte sie vernommen hatte, brauchte nicht viel Licht; es konnte in der Dunkelheit wie ein Weichpelzschnurrer sehen. Ein Augenpaar glühte wie Bernstein, und aus einer offenen Handfläche floß ein blasser Schein, der nicht sehr weit reichte.
    Der Unheimliche blieb direkt

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