0487 - Griff aus dem Nichts
Erklärungen ein. Bisweilen führte das zu seltsamen Effekten, wenn einer dieser Zauber plötzlich zu wirken begann. Zu Nicoles Erleichterung waren es harmlose Aktionen.
Sie konnte den Schwarzen nur zu gut verstehen. Er litt unter seinen ständigen Fehlschlägen, und es war ein absoluter Schock für ihn gewesen, als er damals seinen Herrn und sich in die Neuzeit versetzt hatte. Nun schien er auch noch seinen Herrn und Beschützer verloren zu haben, ausgerechnet durch einen von ihm selbst durchgeführten Zaubertrick! Mit seinem wirren Gerede und seiner Panik versuchte er nur, die Gedanken an seine persönliche Zukunft zu verdrängen. Er hatte Angst, panische Angst! Was sollte aus ihm selbst werden, wenn es niemanden mehr gab, der seine schützende Hand über ihn hielt?
Nicole sah sich das Zimmer an, in dem noch die Gläser und Flaschen standen. Über den mit Kreidestaub verunreinigten Teppich konnte sie nur den Kopf schütteln. Es war ärgerlich, momentan aber unwichtig. Cristofero war mitsamt dem Sessel verschwunden…
Nicole winkte Ted Ewigk. »Pflanz dich mal da hin«, bat sie und deutete auf einen der anderen Sessel. Schulterzuckend tat der Reporter ihr den Gefallen. Nicole ging neben dem Sessel in die Hocke, schließlich streckte sie sich liegend daneben aus.
»Bei Gelegenheit kannst du mir mal verraten, was du mit deinen Turnübungen bezweckst«, meinte der Blonde. »Werden das Trockenübungen für deine nächste Stunde in autogenem Training?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich versuche nur, die richtige Perspektive zu finden.«
»Ich verstehe«, sagte Ted verständnislos. Schließlich richtete Nicole sich wieder auf. »Ich glaube, ich weiß jetzt, was diese Erscheinung war, die mich im Blumenkeller betäubt hat. Das war kein Angriff von außen«, sagte sie.
»Doch nicht etwa der Sessel mit Cristofero?« ahnte Ted.
»Eben der. Er muß schwebend in der Luft zwischen den Blumen materialisiert sein und hat mir dabei das Ding verpaßt, das mich für ein paar Minuten schlafenlegte. Unserem schwarzen Freund ist mal wieder einer seiner Zaubertricks böse ausgerutscht.«
»Du meinst also, er hat Cristofero nicht in das Gästezimmer, sondern zu den Blumen versetzt? Das dürfte aber einen Fehlwinkel von mindestens 180 Grad betragen.«
»Bei dem Namenlosen ist das fast schon normal«, sagte sie. »Ich verstehe zwar nicht, wie er das fertiggebracht hat, aber ich sehe keine andere Lösung. Der Schatten, den ich noch bemerkte, als mich der Schlag traf, paßt ziemlich genau zu einem Sessel mit Mann.«
»Schön«, sagte Ted. »Das erklärt die eine Sache. Aber dadurch wissen wir immer noch nicht, wo Zamorra - und sein schrulliger Ahnherr - jetzt stecken. Zamorra wollte doch zu mir.«
»Aber wohin wollte Cristofero?« überlegte Nicole. »Möglicherweise hat er den Transport verfälscht.«
»Das könnte bedeuten, daß sie beide an irgend einem Ort stecken, den wir nicht kennen. Und«, fuhr Ted fort, »es muß ihnen etwas zugestoßen sein. Denn sonst wäre Zamorra, mit oder ohne den Spanier, doch so schnell wie möglich zurückgekehrt.«
»Um so wichtiger dürfte es sein, ihn zu finden«, sagte Nicole.
Die Sache hatte nur einen kleinen Haken.
Sie konnten Zamorra nicht folgen, weil sie sein bzw. Cristoferos Ziel nicht kannten! Solange sie sich nicht auf ein bestimmtes Ziel konzentrierten, blieben die Regenbogenblumen harmlose Riesenblüten.
»Ich finde einen Weg«, versicherte Nicole und verschwand in Richtung ihrer Zimmerflucht, um sich umzuziehen. Ted Ewigk fragte sich, wie dieser Weg aussehen konnte.
Er sah keine Lösung.
***
Yomoy verneigte sich vor Robor.
»Landaron ist der Entführung des Mädchens angeklagt worden. Er stellt keine Gefahr mehr dar.«
Robors Augen wurden schmal.
»Man trug mir zu, er sei geflohen.«
»Bedauerlicherweise konnte ich es nicht verhindern«, sagte Yomoy. »Aber was macht das schon? Er ist ein Gejagter, ein Ausgestoßener. Vogelfrei. Seine Flucht beweist seine Schuld. Er kann uns nicht mehr gefährlich werden. Selbst wenn er seine Geschichte jemandem erzählen würde - niemand wird ihm glauben.«
Robor nickte versonnen.
»Es ist schon merkwürdig«, sagte er, »daß zur gleichen Zeit zwei Fremde unsere Welt betreten haben.«
»Zwei Fremde?« stieß Yomoy hervor. »Wirklich Fremde? Aus einem anderen Universum?«
»Zumindest jener, den wir gefangennehmen konnten, stammt nicht aus unserer Welt. Das Gewebe seiner Kleidung ist fremdartig. Ein solches Material dürfte es
Weitere Kostenlose Bücher