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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wenn sie ihn auf die Folterbank schnallten! Dann war alles zu spät. Dann würde niemand mehr die Machenschaften der Priesterschaft entlarven können. Denn bei den Folterungen war grundsätzlich ein Bruder vom Stein zugegen. Das Gesetz schrieb es vor. Ob die Miliz Geständnisse erzwang oder die Exekutoren des Königs, ein Priester mußte immer als Zeuge zugegen sein. Und in Landarons Fall würde jener Priester schon dafür sorgen, daß dem ehemaligen Vizehauptmann keine Wahrheiten abgepreßt wurden, sondern daß er Lügen erfand und sie beschwor.
    Wenn er wirklich etwas für Sula tun wollte, dann gab es nur noch eine Möglichkeit.
    Er stolperte.
    Aus der Fallbewegung heraus drehte er sich und zeigte den beiden Kriegern, warum sie nur einfache Soldaten waren, er dagegen Offizier. Er wäre ihnen selbst dann noch überlegen, wenn sie zu fünft gewesen wären. Er kannte alle kämpferischen Tricks, und was noch wichtiger war: er wußte, wie man diesen Tricks entgegenarbeitete. Er hatte sie teilweise selbst entwickelt! Was diese beiden Soldaten konnten, wußte er. Sie gehörten zu seiner Schwadron. Er selbst hatte sie das Kämpfen gelehrt.
    Und weil er ihr durchaus beliebter Vorgesetzter gewesen war, rechnete er damit, daß sie zurückhaltend kämpften.
    Sie kamen nicht einmal mehr dazu, zu schreien oder gar ihre Signalgeber zu benutzen und Verstärkung herbeizurufen. Als nach drei Sekunden Landaron wieder auf den Beinen stand, lagen die beiden Krieger bewußtlos vor ihm.
    Er bedauerte, daß er gegen sie kämpfen mußte. Sicher hatten sie sich nicht freiwillig gegen ihn gewandt, sondern auf Befehl des ranghöheren Hauptmanns. Für ihn seinerzeit ein weiteres Argument, das Militär von innen heraus umzuwandeln und vom Instrument des Krieges zu etwas anderem zu machen. Aber das alles konnte er sich jetzt abschminken.
    Er nahm die Waffen der beiden Krieger an sich, auch ihre Signalgeber. Einem nahm er den Schultermantel. Daß da das falsche Abzeichen und der falsche Name eingestickt waren, würde kaum jemandem auffallen. Landaron stürmte aus dem Gebäude. Nicht weit entfernt sattelten gerade ein paar Krieger ihre Pferde. Landaron ging auf sie zu. Natürlich erkannten sie ihn sofort als ihren Vizehauptmann, und zu seinem Glück hatte es sich noch nicht in der Garnison herumgesprochen, daß man ihm zum Verbrecher stempeln wollte.
    »Ich brauche dieses Pferd«, sagte er. »Beschaff dir ein anderes, Krieger. Danke!«
    Er schwang sich vor den Augen des verdutzten Mannes in den gerade aufgelegten und festgezurrten Sattel und war kaltblütig genug, sich von dem Krieger auch noch die Steigbügel auf die richtige Länge einstellen zu lassen. Als Offizier brauchte er schließlich nur zu befehlen. Erklärungen abzugeben hatte er nicht nötig. Meist tat er es trotzdem, und deshalb war der Krieger jetzt etwas verblüfft über Landarons kommentarloses Verhalten. Landaron gab dem Pferd die Sporen. Er jagte durch das Tor nach draußen.
    Da gellte hinter ihm der Alarm.
    Jetzt erst hatte der Hauptmann die Flucht bemerkt! Möglicherweise hatte es zwischen ihm, dem Priester und dem Greis noch einen Disput gegeben, vielleicht hatten sie auch noch das Quartier durchwühlt, um Beweismaterial sicherzustellen - oder zu vernichten, je nachdem, wie es in den Kram paßte -, und sicher hatte der Hauptmann darauf vertraut, daß Landaron als guter Soldat sich resignierend fügen würde.
    Oder - hatte der Hauptmann damit gerechnet , daß sein Stellvertreter fliehen würde, und hatte ihm die Chance dazu gegeben?
    Nichts war unmöglich.
    Der Alarm jedenfalls kam zu spät. Landaron würde nun schon dafür sorgen können, daß ihn niemand wieder einfing.
    Er war frei.
    Deshalb konnte er jetzt versuchen, etwas für Sula zu tun. Die Sache hatte nur einen Nachteil. Er durfte nicht auf die Hilfe anderer rechnen.
    Denn er war vogelfrei.
    ***
    Nicole Duval traf bei ihrer Ankunft im Château Montagne auf ein heilloses Chaos im Umfeld des schwarzhäutigen Gnoms. Der Verwachsene war außer sich vor Sorge um seinen spurlos verschwundenen Herrn, und liebend gern hätte er ihn wieder zurückgezaubert, wußte aber nicht, wie! Seinem Bekunden nach hatte er sofort einen Gegenzauber probiert, der aber nicht wirksam geworden war. Verzweifelt rang der Schwarze um eine Erklärung. Raffael Bois saß wie erschlagen auf einem Stuhl; er fühlte sich dem völlig überdrehten Gnom gegenüber hilflos. Unablässig flocht der Namenlose Zaubersprüche oder deren Fragmente in seine wirren

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