0488 - Die Mumie und der Totengott
folgen, denn Suko machte ihnen einen sehr entschlossenen Eindruck.
»Und immer hübsch langsam und der Reihe nach«, sagte der Inspektor. »Ich will keinen Ärger.«
Die rechts des Mädchens stehenden Männer machten den Anfang.
Sie kannten sich wohl aus. Mit sehr steif wirkenden Schritten und mit vom Körper abgespreizten Armen schritten sie auf die Tür zu, durch die ihr Herr und Meister gekommen war.
Sie öffnete sich, wenn jemand eine bestimmte Stelle auf dem Boden berührte.
So auch jetzt.
Suko hörte das Summen. Ein offenes Viereck erschien, er schaute hinein und in die dahinter liegende Dunkelheit eines Kellerganges.
Natürlich wußte er auch, daß die Gefahr noch nicht gebannt war.
Diesen Fanatikern traute er alles zu, momentan jedoch machten sie nicht den Eindruck, als wollten sie sich mit ihm anlegen. Der Reihe nach und sehr brav verließen sie den ungewöhnlichen Raum.
»Es hat auch keinen Sinn«, erklärte Suko mit lauter Stimme, »wenn Sie sich im Keller verbergen. Mein Finger liegt am Abzug. Er befindet sich dicht vor dem Druckpunkt. Ich würde immer schneller sein als einer von Ihnen.«
Niemand gab ihm eine Antwort. Die zweiten Sechs bereiteten sich auf den Rückzug vor.
Auch sie gingen sehr gesittet. Niemand unternahm etwas. Suko wunderte sich darüber. Er kannte Menschen dieser Art. Sie waren Fanatiker und setzten oft sinnlos ihr Leben aufs Spiel. Hier allerdings verhielten sie sich ungewöhnlich ruhig.
Noch drei mußten den Tempelraum verlassen.
Suko wandte sich an den Lord. »Sie können sich auch schon langsam in Bewegung setzen.«
Ralston nickte. Er hatte sich wieder gefangen und seine ursprüngliche arrogante Haltung eingenommen. Mit einer steif wirkenden Bewegung drehte er Suko den Rücken zu und tat den ersten kleinen Schritt.
Dann den zweiten, den dritten…
Auch Suko ging vor.
Er ließ den Abstand stets gleich, war nicht zu nah und auch nicht zu weit entfernt. Sein Blick war dabei auf den Rücken des Lords gerichtet. Das war in diesem Augenblick ein Fehler. Suko hätte auch in die Höhe schauen sollen, wo auf der nach vorn offenen Speicherkante jemand hockte und darauf wartete, eingreifen zu können.
Es war James Shariz, der sich von Sukos Attacke wieder erholt hatte. Der Mann steckte voller Haß. Hätte er eine Schußwaffe besessen, er hätte sie rücksichtslos eingesetzt. So aber war er auf einen anderen Gegenstand angewiesen, der ihm nach einer kurzen Suche in die Hände gefallen war.
Ein Kantholz.
Etwa unterarmlang, aber doppelt so dick wie ein Arm. Wenn dieses Holz mit der entsprechenden Wucht traf, konnte es einen Menschen glatt töten. Darauf baute Shariz.
Je mehr Menschen den Tempelraum verließen, um so besser war es für ihn. Dann lief er nicht Gefahr, einen seiner Brüder zu erwischen, denn er wollte den Chinesen.
Shariz richtete sich auf. Das Kantholz hielt er mit beiden Händen am oberen Rand fest. Daß ihm dabei ein Splitter ins Fleisch gefahren war und eine blutende Wunde hinterlassen hatte, interessierte ihn kaum. Sein finsterer, haßerfüllter Blick war in die Tiefe gerichtet. Er drückte die Arme noch um eine Idee weiter vor, denn das Kantholz sollte so fallen, daß es auf direktem Weg den Chinesen erwischte.
Er ließ ihn noch gehen…
Zwei Schritte, drei – und…
Das Holz fiel!
Shariz hätte jubeln können, als er sah, daß es den direkten Weg nahm. Es mußte den Chinesen einfach erwischen, der völlig ahnungslos zu sein schien.
So ahnungslos nun doch nicht.
Suko vernahm plötzlich über sich ein Geräusch, das einfach nicht in den Keller paßte. Ein leichtes Sausen, und er sah einen Schatten, als das Kantholz den Lichtstreifen durchraste.
Der Inspektor hechtete vor und gleichzeitig zur Seite. Er erwischte den Lord noch an der Hüfte, schleuderte ihn dadurch zur Seite, aber er selbst hatte Pech.
Zwar erwischte ihn das Wurfgeschoß nicht am Kopf, doch Schulter und Rücken reichten ebenfalls aus, um den Inspektor völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Suko fiel der Vergleich mit dem berühmten Pferd ein, das ihn getreten hatte.
Ein furchtbarer Schmerz wühlte durch seinen Rücken. Er wunderte sich darüber, daß er sich trotzdem noch auf den Beinen halten konnte und taumelte neben der Tür auf die Wand zu.
Lord Ralston schrie, als säße eine altersschwache Sirene in seinem Hals. Es waren Warnschreie, die auch seine Helfer mobilisierten, doch auch Ralston wuchs in diesen Augenblicken über sich hinaus.
Er war der erste, der seine
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