0488 - Eine Frau wie Dynamit
Piloten gab es ernste Spannungen wegen seiner Tochter«, sagte der Mexikaner, der sich inzwischen weitgehend beruhigt hatte. Er sprach jetzt schroff, mit geballten Fäusten. Dabei blickte er Stokley herausfordernd an. »Nicht ich bin ein Erpresser, Sir. Sie sind wie ein Erpresser auf getreten! Haben Sie Blake nicht zwingen wollen, daß er die Hände von Ihrer Tochter läßt?«
»Ich werde Ihnen meinen Anwalt auf den Hals hetzen«, sagte Stokley wütend. »Sie haben kein Recht, meine Privatangelegenheiten an die Öffentlichkeit zu zerren! Sie haben Ihre Schweigepflicht aufs gröbste verletzt!«
»Schweigepflicht, Schweigepflicht!« sagte Labriola verächtlich. »Ich bin kein Arzt! Ich kenne keine Schweigepflicht!«
»Stimmt es, was Mr. Labriola über den Inhalt des Gespräches zwischen Ihnen und Mr. Blake sagte?« erkundigte ich mich bei Stokley.
»Es stimmt« gab Stokley zu. »Blake war hinter meiner Tochter her. Die beiden trafen sich heimlich, hinter meinem Rücken. Blake wünschte Anita zu heiraten. Nun, Blake war fast vierzig Jahre alt, und Anita ist noch nicht einmal zwanzig. Ich behaupte, daß er sie auf widerwärtige Weise verführt hat. Vor allem hat er mein Vertrauen enttäuscht. Er hat mich hintergangen. Ja, ich war gegen diese Ehe, und ich bin sicher, daß jeder andere Vater an meiner Stelle die gleiche Entscheidung getroffen hätte.«
»Quatsch!« ließ sich Labriola vernehmen. »Sie hatten nur Angst um Ihr kostbares Geld! Das haben Sie ihm deutlich genug gesagt!«
Stokley schüttelte ärgerlich den Kopf. »Er verdreht die Dinge«, meinte er.
»So habe ich es keinesfalls ausgedrückt. Ich habe nur klipp und klar gesagt, daß ich Mitgiftjäger nicht ausstehen kann.«
»Sie betrachteten Mr. Blake demnach als Mitgiftjäger?« fragte ich.
»In gewissem Sinne, ja.«
»Vorhin erklärten Sie, Blake sei nicht materiell eingestellt gewesen«, warf Phil ein.
Stokley lächelte. »Denken Sie doch einmal nach. Tom wollte Anita heiraten. Anita ist verwöhnt. Tom wußte, daß er meine Tochter auf die Dauer nicht mit dem hätte halten können, was er für Liebe hielt. Er brauchte für diese Ehe ein bißchen mehr, nämlich Geld. Blake hätte Anita nur dann einen gewissen Luxus bieten können, wenn ich der Ehe meinen Segen gegeben hätte.«
»Ja, aber Blake hat sich Ihren Forderungen nicht gebeugt!« sagte Labriola heftig. »Er hat Ihnen klargemacht, daß er zu seiner Liebe stehen wird! Wer weiß, vielleicht mußte er deshalb sterben?«
Stokley straffte sich und atmete schnaufend durch die Nase. »Meine Herren, Sie haben gehört, was dieses Individuum mir vorzuwerfen wagt!« stieß er erregt hervor. »Damit ist der Tatbestand der üblen Nachrede erfüllt. Ich werde diesen schmutzigen Verleumder und Erpresser gerichtlich belangen lassen!«
»Gehen wir ins Haus«, schlug ich vor. »Mein Kollege und ich möchten einige Worte mit Ihrer Tochter wechseln.«
»Das ist ausgeschlossen. Kommen Sie später noch einmal wieder«, sagte Stokley. »Anita ist mit den Nerven völlig am Ende. Ihre Fragen würden sie nur unnötig auf regen.«
»Wir werden taktvoll und behutsam vorgehen«, versicherte ich dem Millionär.
Er zögerte, dann gab er den Weg ins Hausinnere frei. »Aber dieser Kerl kpmmt mir nicht noch einmal über die Schwelle!« fügte er drohend hinzu.
»Darauf lege ich nicht den geringsten Wert«, knurrte der Mexikaner.
Phil und ich betraten die Halle.
Wir hörten, daß das Telefon klingelte. Irgendwo im Hause wurde der Hörer abgenommen.
Dann ertönte ein lauter Schrei. Es war der Schrei eines Mädchens. Fast unmittelbar darauf folgte ein dumpfer Fall. Stokley starrte uns an, erschreckt und fassungslos. Dann stürmte er die Treppe zum obersten Stockwerk hinauf. Wir folgten ihm.
Stokley trat eine nur angelehnte Tür mit dem Fuß auf und blieb abrupt stehen.
Anita Stokley lag auf dem Boden, bewußtlos. Das Gesicht hatte sie dem Teppich zugewandt.
Neben ihr, auf dem kleinen runden Tisch, stand das Telefon. Der Hörer schwang an der weißen Plastikkordel in der Luft hin und her wie ein Pendel.
Ich war mit wenigen Schritten am Telefon. Ich nahm den Hörer ans Ohr. »Hallo?« sagte ich. »Hallo?«
In der Leitung knackte es.
Der Teilnehmer hatte aufgelegt.
***
Stokley bemühte sich um seine Tochter. Er bettete sie auf die Couch. Anita hob die Lider und schaute sich erstaunt um. Sie schien Mühe zu haben, das Geschehen zu begreifen. »Du bist angerufen worden, Liebling«, sagte Stokley. »Irgend etwas muß
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