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0488 - Eine Frau wie Dynamit

0488 - Eine Frau wie Dynamit

Titel: 0488 - Eine Frau wie Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fingerspitzen auf die blankgescheuerte Holzplatte. »Was Sie da sagen, klingt ziemlich drohend, kleines Fräulein«, murmelte sie. Im nächsten Moment ließ sie die Hand vorschnellen und erfaßte mit sicherem Griff die Krokodilledertasche. Schwer atmend blickte sie hinein. Dann lachte sie. Es klang ein bißchen hysterisch. »Ich dachte schon, Sie wären auf die verrückte Idee gekommen, mit einer Pistole aufzukreuzen!«
    Virginia drückte die Zigarette in einem Ascher aus. »O nein«, sagte sie. »Ich besitze keine Pistole. Ich wüßte nicht einmal, wie man sich so ein Ding beschafft.«
    Dolores Martinez setzte sich. Sie stellte die Tasche auf den Tisch und starrte Virginia in die Augen. »Ich habe Sie durchschaut. Sie wollen mir nur Angst machen. Sie sind gekommen, um mich einzuschüchtern. Sie haben es sich großartig ausgedacht, das Ganze, nicht wahr? Es ist Ihr Wunsch, als strahlende Siegerin zu Ihrem Tom zurückzukehren, als das clevere, raffinierte Weibchen, dem es gelungen ist, aus einer Gegnerin so eine Art von Kleinholz zu machen. Ein reizender Plan, eine verständliche Absicht. Aber Sie haben Pech, meine Liebe. Ich spiele nicht mit. Sie mögen bei Männern Erfolg haben, aber nicht bei einer Frau, die weiß, was sie will!«
    Virginia nahm langsam das seidene Halstuch ab, das den oberen Abschluß ihres resedagrünen Leinenkostüms bildete. Sie hielt das Tuch zwischen beiden Händen.
    »Ich werde Sie töten!« sagte sie ruhig.
    Dolores Martinez’ Augen weiteten sich. In ihnen zeichnete sich eher Verblüffung als Furcht oder Erschrecken ab. »Töten?« echote sie. »Wie stellen Sie sich das vor?«
    Virginia erhob sich. Sie trat an das Fenster und blickte hinaus. Draußen brannte die Sonne erbarmungslos auf die weißgetünchten Häuser der Stadt. Hier drinnen sorgte eine Klimaanlage für angenehme Frische.
    Virginia wandte sich um. »Ich bin keine Mörderin«, sagte sie und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Aber wer ist das schon? Niemand kommt als Verbrecher auf die Welt. Und ich morde nicht, um mich materiell zu bereichern. Ich morde, um meine Liebe zu beweisen.«
    »Sie spinnen!« sagte Dolores Martinez. »Im übrigen wiederholen Sie sich! Noch eines möchte ich Ihnen vor Augen halten: Mord bleibt selten ungesühnt. Sie sind jung und hübsch. Es,wäre ein Jammer, wenn soviel Schönheit in einer heißen, stickigen Zelle verkommen müßte. Ein Trost zu wissen, daß Sie sich nur in eine Rolle hineinzusteigern versuchen, der Sie gar nicht gewachsen sind!«
    »Wetten, daß?« fragte Virginia.
    Sie blieb plötzlich stehen, genau hinter Dolores Martinez. Sie warf das Seidentuch um den Hals der Frau und zog die Enden blitzschnell zu. Dolores Martinez’ Hände schossen hoch, sie zerrten an dem glatten, würgenden Gewebe, aber sie hatte nicht die Kraft, sich davon zu befreien.
    Virginia zog die Enden so straff, wie es nur ging. In ihren Augen leuchtete es triumphierend, als sie spürte, wie der Körper unter ihr schlaff wurde, wie er sich nur noch schwach bewegte, wie nur noch letzte Reflexe aufzubegehren versuchten. Sie ließ die Enden locker, ohne das Tuch abzunehmen.
    Dolores Martinez hing kraftlos in dem Stuhl, nur von der Lehne und der Sitzfläche gestützt. Ihr Atem kam scharf und rasselnd. Sie brauchte Minuten, um wieder einigermaßen fit zu sein. Ihre Finger griffen automatisch nach dem würgenden Tuch, aber Virginia zog es sofort straff, um der abwehrenden Hand keinen Ansatzpunkt zu geben.
    »Hören Sie auf, bitte!« ächzte Dolores Martinez. »Sie bringen mich ja um!«
    »Genau das will ich«, sagte Virginia. Sie hatte Sich gar nicht sonderlich anzustrengen brauchen, aber auch sie atmete jetzt schwer, wie nach einer kräfteraubenden körperlichen Arbeit. »Ich habe mir vorher alles genau überlegt. Eines Tages wird man Sie in der Wohnung finden. Vielleicht in drei Tagen, vielleicht erst in zwei Wochen. Niemand wird dann mehr in der Lage sein, das genaue Todesdatum festzustellen. Man wird sich fragen, wie es zu dem Mord gekommen ist. Da Ihr Mann nicht dasein wird, muß man zwangsläufig zu der Auffassung kommen, daß er der Täter war. Ist das nicht großartig? Man wird einen Toten des Mordes beschuldigen, und da Tote sich bekanntlich nicht wehren können, werde ich mit diesem Mord ungestraft davonkommen!«
    »Sie machen mir Angst!« keuchte Dolores Martinez, und diesmal schüttelte sie tatsächlich das Grauen. »Sie sind eine Bestie!«
    »Sie etwa nicht? Sie haben mein Handeln erst herausgefordert!«

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