0489 - Der Rächer des Schwarzen Tods
Bösen, aber die Kraft, die mir das Leben gibt. Wissen Sie eigentlich, Lady, wie gut es tut, wenn man gestorben ist und trotzdem lebt?«
»Sie sind ein Zombie?«
Er lachte leise. »Ich sehe schon, Sie kennen sich aus. Ja, ich bin so etwas Ähnliches wie ein Zombie. Oder sagen wir besser: Ich bin ein lebender Toter.«
»Wann sind Sie gestorben?«
»Vor rund achtzig Jahren.«
»Und woran?«
»Man hat mich aufgehängt. Man führte mich zum Galgen und legte mir die Schlinge um den Hals.«
Er zeichnete die Bewegung mit den langen Fingern seiner linken Hand genau nach. »Aber sie haben sich geirrt, diese miesen Bastarde, all die Heuchler und Widerlinge. Ja, sie haben sich geirrt, ich war besser. Ich habe den Tod überlisten können, indem ich ihn mit seinen eigenen Waffen schlug.« Er hielt den Schlangenkopf noch höher. »Durch sie.«
»Wer sind Sie?« fragte Glenda. »Weshalb hat man Sie aufgehängt? Sie müssen Schreckliches getan haben.«
»Ich bin ein Zauberer gewesen.«
»Das kann nicht alles sein.«
»Stimmt, ein Mörder bin ich auch.«
Glenda reagierte nicht. Sie war auch nicht überrascht, denn mit einem ähnlichen Geständnis hatte sie gerechnet.
»Sie sagen nichts?«
»Was soll ich Ihnen antworten? Es muß ja einen Grund gehabt haben, daß man Sie tötete.«
»Ja, nach vierzehn Toten…«
Sie hörte die Antwort, aber sie wollte einfach nicht begreifen. Glenda kam sich vor wie eine Puppe, der man etwas gesagt hatte. Sie starrte den Mann an und schüttelte den Kopf. Ihr Mund öffnete sich, Worte drangen trotzdem nicht hervor, aber sie spürte den harten Druck im Magen.
Vierzehn Tote!
Ein Mensch, der vierzehnmal gemordet hatte. Konnte das überhaupt noch ein Mensch sein?
»Sie… Sie haben den Tod verdient!« brachte Glenda schließlich mühsam hervor. »Mehr als das.«
»Bin ich denn tot?«
»Ja und nein.«
»Ich lebe wieder«, erklärte er. »Ja, ich lebe. Und ich werde weiterleben, darauf können Sie sich verlassen. Der Schrecken beginnt von vorn, nur habe ich jetzt eine andere Aufgabe übernommen. Ich werde den Schwarzen Tod rächen.«
Glenda nickte und fragte gleichzeitig: »Was haben Sie mit ihm zu tun gehabt? Der Schwarze Tod ist schon vor Jahren ausgelöscht worden. Warum wollen Sie ihn rächen?«
»Weil er mich faszinierte und es die Hölle hinnehmen konnte, daß er einfach von der Bildfläche verschwand.«
»Hat er Ihnen den Auftrag gegeben?« fragte Glenda.
»Nein, der Teufel!«
»Dann stecken Sie also mit ihm zusammen?«
»Stecken und steckten. Damals in meinem ersten Leben hat er mir schon die Kraft gegeben. Sie wissen ja, daß der Höllenfürst Seelen braucht. Die habe ich ihm eben besorgt, verstehen Sie? Die Toten, das waren Opfer für den Teufel. Er hat mir ein langes, ewiges Leben versprochen. Ich hatte keine Angst vor dem Ende, und ich bin zurückgekehrt, eben durch die Kraft der Hölle. Asmodis hat mir eine neue Aufgabe zugeteilt, und er hat mich mit besonderen Kräften ausgestattet, wie ich Ihnen schon demonstrierte. Ich werde den Schwarzen Tod rächen, und zwar muß der Mensch, dem es gelang, ihn zu vernichten, ebenfalls sterben. Nichts anderes kommt dabei in Frage.«
»Jetzt weiß ich Bescheid«, flüsterte Glenda.
»Richtig, und Sie sind der Lockvogel.«
Glenda kannte diese Art von Situationen. Sie waren ihr einfach nicht fremd. Und sie versuchte, cool und überlegen zu reagieren. »Schön«, sagte sie. »Wenn Sie auf der Seite des Schwarzen Tods oder der Hölle stehen und John Sinclair in ihre Klauen bekommen möchten, wobei Sie mich als Geisel einsetzen, müssen Sie den Geisterjäger auch herlocken. Ob Ihnen das gelingen wird, ist fraglich.«
»Ich habe bereits mit ihm gesprochen.«
»Und?«
Blake grinste breit. »Er kennt schon meinen Namen. Sinclair ist nicht dumm. Er wird auch den Weg finden, um zu mir zu kommen, und ihn wird etwas ganz Besonderes erwarten.«
»Eine Falle.«
»Nein, eine Disco und eine Show!«
Wieder hatte Blake es geschafft und Glenda sprachlos gemacht. »Was haben Sie da gesagt? Disco, Show, Teufel - wie soll ich das alles unter einen Hut bekommen?«
»Das ist einfach, Lady, wenn Sie daran denken, daß ich in meinem ersten Leben als Magier und Zauberer aufgetreten bin. Der unheimliche Mr. Blake. Damit wurde geworben, und die Zuschauer strömten in Scharen zu meinen Auftritten. In Sälen, in Zelten, ich war überall zu finden. Nur habe ich mich der heutigen Zeit angepaßt. Ich trete an diesem Abend eben in einer Disco
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