0489 - Der Rächer des Schwarzen Tods
Zeit so etwas wie eine Erinnerung gekommen?«
»Nein.«
»Du hast keinen Anhaltspunkt gesehen?«
Ich ließ die Hände wieder sinken. »Sorry, Suko, gar nichts. Dieser Mann aber muß ein Mensch mit dämonischen Kräften gewesen sein. Vielleicht steht ein mächtiger Dämon hinter ihm, der ihn beschützt. Ich kann einfach nichts ausschließen.«
»Doch nicht van Akkeren?«
»Das ist auch kein Dämon. Möglicherweise Baphometh, obwohl ich davon auch nicht überzeugt bin. Ich gehe eher davon aus, daß dieser Unbekannte sein eigenes Süppchen kocht. Der war gekleidet wie jemand aus dem letzten Jahrhundert. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, wobei ich mich natürlich auch irren kann.«
»Ähnlich wie Jack the Ripper?«
»Fast.«
»Und weiter?«
Ich hob die Schultern. »Was sollen wir tun? Durch die Stadt laufen und ihn suchen?«
Suko lächelte schmal. »Da mußt du schon in eine andere Dimension gehen.«
Das Telefon meldete sich. Wir zuckten beide zusammen. Ohne darüber gesprochen zu haben, wußten wir beide, wer uns da angeläutet hatte. Ich wartete mit dem Abheben des Hörers so lange, bis Suko das an das Telefon angeschlossene Bandgerät angeschlossen hatte, dann meldete ich mich mit einem etwas zittrig klingenden »Sinclair!«
Zuerst hörte ich nichts. Dann ein Geräusch, das sehr fern klang und schwer zu identifizieren war. Es verstärkte sich jedoch, und ich vernahm ein leises Weinen.
»Wer ist da?«
Das Weinen verstummte. »John?«
Ich saß kerzengerade. »Glenda!« rief ich, und über meinen Rücken rann ein Schauer. »Glenda, wo bist du?«
»John«, vernahm ich ihre schluchzende Stimme. »John, ich weiß es doch nicht. Es ist alles so furchtbar, so schrecklich. Er… er hat mich mitgenommen.«
»Wo bist du, Glenda? Von wo aus telefonierst du…?«
»Es ist so dunkel. Ich glaube, ich bin bei den Toten, John. Ja, bei den Toten.«
»Was?«
Sie gab keine Antwort mehr. Über den Schreibtisch hinweg schaute mich Suko gespannt an. Die kalte Haut auf meinem Rücken festigte sich. Ich schluckte, aber den Kloß bekam ich dabei einfach nicht aus der Kehle weg.
Dann hörte ich die Stimme des Fremden, die ich schon vom Band her kannte. »Hallo, Sinclair, ich habe sie geholt. Sie kennen mich doch - oder?«
»Und wie.« Ich holte schnaufend Atem. »Weshalb haben Sie Miß Perkins entführt? Warum nicht mich, wo ich schließlich dicht neben ihr gesessen habe?«
Während ich diese Frage stellte, telefonierte Suko auf einer anderen Stelle, die für Fangschaltungen zuständig war. Wir mußten herausbekommen, von wo das Gespräch geführt wurde.
»Eine gute Frage, Sinclair, eine sehr gute sogar. Sie kommen noch an die Reihe, zunächst einmal gebe ich mich mit Mrs. Perkins zufrieden. Ich lasse wieder von mir hören.«
»Wer sind Sie?«
Ein schauriges Lachen hallte durch den Hörer und traf mein Ohr, so daß ich das Gesicht verzog.
»Eine gute Frage, Sinclair, auf die ich auch eine Antwort gebe. Ich bin der Rächer des Schwarzen Tods.«
»Haben Sie auch einen Namen?«
»Sicher.«
»Dann…«
Er hatte schon aufgelegt. Aus der Muschel drang nur mehr das Freizeichen, und Suko hob die Schultern. »Tut mir leid, John, tut mir schrecklich leid, aber die Zeit war zu knapp.«
»Ich weiß.«
Suko kam auf Glenda zu sprechen. »Was hat sie gesagt, John? Habe ich richtig verstanden? Sie ist bei den Toten?«
»Ja.«
»Was bedeutet das?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht hat der Rächer des Schwarzen Tods sie ins Jenseits entführt.«
Meine Augen wurden schmal. »Ich erinnere mich, daß sie vor Jahren schon einmal verurteilt wurde und in Asmodinas Todeslabyrinth umherirrte.«
»Hatte das etwas mit dem Schwarzen Tod zu tun?«
»Nein.«
»Wir sollten uns an die Beschreibung halten. Du hast ihn gesehen, John. Du bist ein Zeuge. Er ist auffällig. Möglicherweise gibt es ihn schon lange, ist er eine magische Legende, wie Shimada eine war…«
»Ja, natürlich.« Ich griff schon zum Hörer.
»Wen willst du anrufen?«
»Deine Worte habe mich auf eine Idee gebracht. Wer kennt sich mit Dämonen aus?«
»Weiß ich nicht.«
»Lady Sarah Goldwyn. Ich werde sie fragen, ob sie etwas Zeit für mich hat.«
Suko lächelte breit. »Die Idee ist gut!«
Ich drückte mir beide Daumen, daß sie und Jane Collins, die bei ihr wohnte, zu Hause waren. Bei diesem herrlichen Wetter eigentlich unwahrscheinlich, aber ich hatte Glück.
Sarah Goldwyn hob selbst ab und jubelte meinen Namen in den Hörer. »John, mein Junge, du
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