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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Land geworfen hatten, ließen sich nicht so einfach beiseiteschieben. Dazu bedurfte es schon eines besonders großen Lichtes. Was Saranow bedauerte, war, daß Präsident Jelzin offenbar vergessen hatte, wem er es eigentlich verdankte, heute an der Spitze des russischen Volkes zii stehen.
    Trotzdem drückte Saranow ihm die Daumen. Er mußte es einfach schaffen! Schon allein, weil Saranow sich mittlerweile so sehr an die gelockerten Zügel in Sachen Forschung und Lehre gewöhnt hatte. Ein Rückfall in die alten Zeiten der permanenten Bespitzelung und des gegenseitigen Austricksens würde ihn sehr deprimieren.
    Er stieg aus dem Dienstwagen. Abzuschließen brauchte er ihn nicht. Den Tschaika klaute niemand. Moderne westliche Wagen waren das bevorzugte Ziel der Diebesbanden. Einen Spritsäufer wie die »Schwalbe« wurde niemand mehr los. Dafür war das Benzin inzwischen viel zu teuer - es sei denn, man bezahlte mit Devisen. Aber die, die statt mit Rubel auf Dollarbasis oder mit Deutscher Mark abrechneten, fuhren ohnehin schon ganz andere Autos…
    Saranow betrachtete die Klingelzeile des Mietshauses. Davidoff. Fünfter Stock. Die Haustür war offen. Saranow drückte trotzdem auf den Klingelknopf. Wenn Davidoff daheim war, sollte er ruhig merken, daß Saranow auf sein Verschwinden aufmerksam geworden war und nach ihm schaute.
    Kein Türsummer. Saranow trat dennoch ein. Er wuchtete seine zwei Zentner Lebendgewicht die Treppenstufen hinauf und träumte offenen Auges von westlichem Standard. Da hätte er mit dem Aufzug nach oben fahren können.
    Ein wenig außer Atem erreichte er den fünften Stock, knapp unter dem Dach. Eine 1-Zimmer-Wohnung reihte sich an die andere. Ganz am Ende des Korridors war Davidoffs Unterkunft. Saranow drückte auch hier noch einmal auf die Klingel, und als sich nach fünf Minuten des Wartens immer noch nichts rührte, drückte er probeweise einmal auf den Türgriff. Natürlich hätte es sein können, daß Davidoff gar nicht zu Hause war, daß Saranow einem gewaltigen Irrtum unterlag. Aber warum war dann die Wohnungstür nicht abgeschlossen?
    Saranow fühlte sich nicht als Einbrecher, als er die 1-Zimmer-Wohnung betrat.
    Die Tür war offen, und wie hätte er sich noch besser bemerkbar machen können?
    Links eine winzige Abstellkammer, rechts die Garderobe, geradeaus das Zimmer. Bad oder wenigstens Toilette gab es hier nicht; dafür aber sanitäre Gemeinschaftseinrichtungen am anderen Ende des Korridors. Fünfzehn Mietparteien, die für viele Rubelchen in diesen Kammern hausten, durften sich um die Reihenfolge der Benutzung streiten.
    Saranow war froh, daß seine gesellschaftliche Stellung ihm eine etwas größere, komfortablere Wohnung gewährte. Drüben in Akademgorodok, der Stadt der Wissenschaften und der Wissenschaftler, besaß er zudem eine Bungalowbaracke für sich allein und somit noch mehr Platz als in Moskau.
    Von Davidoff war nichts zu sehen. Aber er war hiergewesen! Saranows Riecher hatte ihn also nicht im Stich gelassen! Auf dem Tisch lag der Aluminiumkoffer. Er war aufgefetzt worden. Aber nirgendwo lag Werkzeug, mit dem man das widerstandsfähige Material in dieser Form hätte zerstören können. Befremdet betrachtete Saranow den Koffer. Er sah aus, als habe ein Mini-Elefant seine Stoßzähne hineingehackt und dann gedreht und gerissen.
    Die Türkisspinne befand sich natürlich nicht mehr darin!
    »Tschort wos mi«, murmelte Saranow. »Die Spinne in Europa spurlos verschwunden, und jetzt ist auch noch dieses Prachtstück weg!« Was wurde hier gespielt? Und welche Rolle hatte Davidoff in diesem Spiel?
    »Brüderchen Zamorra wird sich bestimmt dafür interessieren«, murmelte Saranow und sah sich nach einem Telefon um. Selbstverständlich hätte er Davidoff die Kosten für das Auslandsgespräch erstattet. Aber Davidoff gehörte nicht zu den Privilegierten, die ein Telefon besaßen.
    »Na schön«, murmelte der Parapsychologe. »Dann muß ich jetzt nur noch herausfinden, wo Wassilij steckt.«
    Ein wuchtiger Fausthieb streckte ihn nieder. Er hatte nicht einmal den Luftzug bemerkt, der hinter ihm entstanden war.
    ***
    »Schau mal, wen ich hier habe!« sagte Ted Ewigk.
    Nachdem er die Abschirmung kontrolliert hatte, war er in den Keller hinabgestiegen und hatte das Arsenal der Dynastie aufgesucht, das sich in einer Dimensionsfalte befand, um sich auszurüsten. Er hatte tatsächlich die Absicht, via Regenbogenblumen dem unheimlichen Eindringling auf die Spur zu kommen. Woher sollte er auch

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