Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0489 - Sie luden mich zum Morden ein

0489 - Sie luden mich zum Morden ein

Titel: 0489 - Sie luden mich zum Morden ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
verloren. Sie wollten ihn als Geisel auf ihrer Flucht benutzen.
    Und dann?
    Es war eine verzweifelte Lage.
    Ich schätzte ab, wie weit die Dose von der Tür entfernt liegen konnte. Das Atmen wurde mir immer schwerer. Der Hustenreiz war entsetzlich. Ich mußte die Dose erreichen können, mußte sie weiter wegschleudern.
    Doch ich verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Zwecklos. Das Gas waberte in der Hütte umher. Es gab keine Fenster, die ich aufreißen konnte, um Durchzug zu machen.
    »Durchzug!« sagte ich leise vor mich hin.
    Die Hütte war alt und baufällig. Ich tastete mich in der Dunkelheit zur Rückwand und drückte dort mit beiden Händen vorsichtig gegen die einzelnen Bretter.
    Fast hätte ich vor Freude gejubelt. Eines der Bretter hing so locker an seinen sicher’ verrosteten Nägeln, daß es bereits beim ersten Versuch hinausfiel.
    Lautlos legte ich es auf den nassen Rasen. Hastig griff ich nach dem nächsten Brett. Es hing fester, aber ich konnte es bewegen. Das Holz der Querbalken war locker. Die Nägel ließen sich herausziehen wie ein warmes Messer aus der Butter. Es dauerte nur Sekunden, bis ich auch das zweite Brett beiseite legen konnte.
    Ich machte weiter mit meinem Abbruchunternehmen. Ein drittes Brett. Und ein viertes. Die Öffnung war jetzt breit genug für den Jungen und mich.
    Schnell drehte ich mich wieder um und tastete mich zurück zu dem offenbar bewußtlosen Ritchie. Vorsichtig nahm ich ihn auf beide Arme und hob ihn hoch. Am Luftzug spürte ich, wo die von mir geschaffene Öffnung war. Ich legte Ritchie auf den Boden und ging auf die Knie. Behutsam schob ich den Jungen durch die Öffnung nach draußen. Dann kroch ich hinterher.
    Mit tiefen Zügen atmete ich die frische Luft ein. Der Hustenreiz und die leichte Benommenheit, die mich in den letzten Minuten erfaßt hatten, vergingen. Ich legte Ritchie flach auf den Rücken und faßte ihn an beiden Handgelenken. Vorsichtig darauf bedacht, jedes Geräusch zu vermeiden, bewegte ich seine Arme nach den Regeln der künstlichen Beatmung. Er sollte auch einige Atemzüge frische Luft, in die Lungen bekommen.
    Ich tastete nach seinem Puls. Er war kräftig und regelmäßig. Besondere Gefahr bestand für das Kind offenbar nicht. Mir fiel es wie ein Stein vom Herzen. Daß Ritchie jetzt regungslos und stumm war, stellte nur die Folge des in den letzten Stunden Erlebten dar. Er schlief.
    Mir war es nur recht. Schlafende Kinder weinen nicht und sie plappern nicht.
    Beides konnte ich nicht gebrauchen. Ich mußte jetzt versuchen, auf der Rückseite der Hütte wegzukommen und erst einmal den Jungen in Sicherheit zu bringen. Ich wollte es sogar riskieren, daß die Verbrecher vorübergehend entkommen konnten. Hauptsache, das Kind war in Sicherheit. Diesen Jellow — es war fast ein Witz, dieser Zusammenhang mit meinem Yellow Cab und dem Mann, der sich Jellow nannte — und den Mann, den er mit Bear angerufen hatte, würden wir ohnehin bekommen.
    Ich blickte in die Dunkelheit und zum Himmel. Von oben kam, nicht mehr so stark, aber ausdauernd, immer noch der Regen. Die schwarzen Wolken hingen so tief, daß vom Himmel einfach nichts zu sehen war. Es war alles nur schwarz und dunkel. Von der Umgebung waren auch keine Konturen zu sehen. Zwei oder drei Meter vor mir konnte ein Baum stehen — ich würde dagegenrennen.
    Die Verbrecher hatten das idealste Wetter erwischt, das es überhaupt geben konnte. Es hatte nur einen Nachteil für sie. Ebensowenig, wie ich sie sehen konnte, war ich zu entdecken. Das war allerdings ein schwacher Trost. Sie hatten schließlich Maschinenpistolen. Sie brauchten die heißen Bienen nur durch die Nacht schwirren zu lassen. Ihre Aussicht, mich dabei zu treffen, war jedenfalls wesentlich größer als meine Chancen.
    Ich bückte mich nach Ritchie und nahm ihn auf die Arme. Im Schlaf legte er eine Hand um meinen Hals. Ich spürte sein Gewicht nicht, denn er erschien mir leicht wie eine Feder. Aber er war trotzdem eine Belastung, denn ich brauchte beide Hände, um ihn zu halten.
    So ging ich langsam in die verregnete Dunkelheit hinein. Ganz in der Ferne grollte ein Donner. In der Ferne drüben im Westen, wo Manhattan liegen mußte. Nie ging das Licht in Manhattan aus, und an klaren Abenden sieht man die Lichtglocke der Stadt schon aus 50, 60 Meilen Entfernung.
    Ich sah nichts. Ich tappte mit dem Jungen auf dem Arm wie durch schwarze Watte. Irgendwo, jetzt noch rechts von mir, mußte mindestens ein Wagen stehen. Mindestens der neue Ford,-

Weitere Kostenlose Bücher