Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Gelände war allerdings auch sehr einfach, denn es gab weder am Boden liegende knackende Äste noch trockenes Laub, das bei einer Berührung raschelte. Matt fragte sich, ob die Diener jeden Tag den gesamten Park säuberten. Nach den beheizten Wegen hätte ihn auch das nicht gewundert.
    Ein Schatten tauchte kurz neben einem Felsen auf und verschwand. Matt duckte sich unwillkürlich und schlich näher heran. Die Bäume gaben ihm Deckung, verbargen ihn vor allen Augen, die nicht in unmittelbarer Nähe waren. Der Wind trug leise Stimmen zu ihm herüber. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten.
    Matt erreichte den Felsen. Er war nicht sehr hoch, vielleicht drei Meter, und bot genügend Vorsprünge, um daran empor zu klettern. Wer sich auch immer dahinter aufhielt, würde wohl kaum damit rechnen, von oben beobachtet zu werden.
    Mit einem Klimmzug zog sich Matt an den Vorsprüngen hoch. Seine Füße fanden Halt und er schob sich weiter nach oben, bis er über den Felsen hinweg blicken konnte. Die Stimmen waren mittlerweile so laut, dass er sie beinahe verstand, nur zu sehen war noch niemand.
    »Ich muss dich warnen. Es ist gefährlich, auf Felsen zu klettern. Du könntest dich verletzen.«
    Matt zuckte so heftig zusammen, dass er beinahe den Halt verloren hätte. Er drehte den Kopf, bemerkte aus den Augenwinkeln zwei Gestalten in braunen Kimonos, die rasch zwischen den Bäumen verschwanden, und sah dann zu dem Diener hinunter, der die Worte gesagt hatte.
    »Mein Volk«, antwortete er lahm, »klettert zur körperlichen Ertüch- tigung.«
    Der Diener, ein junger, mexikanisch wirkender Mann hob die Augenbrauen.
    »Dann ist dein Volk sehr unvorsichtig. Bitte komm herunter, deine Gefährtin hat bereits nach dir gefragt.«
    Matt kam sich vor wie ein Schuljunge, den man beim Äpfelklauen im Garten des Nachbarn erwischt hatte, als er vom Felsen kletterte und halbherzig versuchte, die Moosflecken aus seinem Kimono zu klopfen.
    »Ich werde dir neue Kleidung bringen«, sagte der Diener.
    »Danke.«
    Matt folgte ihm schweigend bis zum Haus und fragte sich den ganzen Weg über, ob seine Augen ihn getäuscht hatten oder ob die beiden Menschen, die so rasch vor ihm geflohen waren, wirklich so ausgesehen hatten wie er glaubte.
    Er hatte sie nur einen Moment lang gesehen, aber er hätte schwören können, dass ihre Köpfe bandagiert gewesen waren wie die von Mumien.
    ***
    April 2440, San Fernando Valley
    Miki Takeo ging an den sieben Cy- borgs vorbei, wie ein General, der seine Truppen kontrolliert. Er hatte Gorobei, Kikuchiyo, Heihachi, Kyuzo, Shichiroji, Kanbei und Katsushiro nach den sieben Samurai aus Akira Kurosawas Filmklassiker benannt. Ihre wahren Namen kannte er nicht, und sie waren auch nicht relevant. Er hatte die Hirninhalte seiner ehemaligen An- greifer auf Massenspeicher übertragen und diese anstelle der Gehirne eingepflanzt. Anschließend hatte er die Persönlichkeit aus Sicherheitsgründen so weit reduziert, dass eigenständiges Denken und die Erinnerung an ihr früheres Leben fast vollständig eliminiert wurden. Das begrenzte zwar ihre Intelligenz, verhinderte aber jede Art von Rebellion.
    »Name?«, fragte er den Jugendlichen, dessen Oberkörper er komplett hatte ersetzen müssen. Das rekonstruierte Gesicht wirkte beinahe menschlich.
    »leborog, Rreh.«
    »Was?«
    »leborog, Rreh«, wiederholte der Jugendliche. Aus Gründen, die Takeo nicht nachvollziehen konnte, sprach der Cyborg rückwärts.
    »Selbstdiagnose«, befahl er.
    »Aj, Rreh.« Er ließ das Kinn auf die Brust sinken.
    Takeo wandte sich dem nächsten Cyborg zu, einem älteren Mexikaner, dessen Gesicht unversehrt geblieben war. Stumpfe Augen blickten ihm entgegen.
    »Name?«
    »Heihachi, Herr.«
    Die Sprachmodulation klang schleppend, war aber gut verständlich. Takeo nickte zufrieden, fragte die anderen nach ihrem Namen und blieb schließlich vor seinem Sorgenkind stehen, einem rothaarigen Vollbart- träger, der langsam hin und her schwankte.
    »Kanbei«, sagte er. »Mache vier Schritte nach rechts.«
    »Ja, Herr.« Der Cyborg drehte sich nach links, prallte gegen Kikuchiyo und fiel um.
    Takeo seufzte. »Haank, bring ihn zurück in die Werkstatt. Die Prozessoren sind immer noch fehlerhaft.«
    »Ja, Herr.« Der Cyborg trat vor und lud sich Kanbei ohne sichtbare Anstrengung über die Schulter.
    »Wenn du mich fragst, Herr,«, fügte er dann hinzu, »ist das reine Materialverschwendung.«
    »Ich frage dich nicht.«
    Takeo wandte sich ab.
    Ihm gefiel die

Weitere Kostenlose Bücher