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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Fragen auf die Nerven gingen. Ihre Anwesenheit war ihm unangenehm, auch wenn er wusste, dass Takeo großes Interesse an ihrer Technologie hatte und sie bei Laune halten wollte.
    Haank hingegen sah sie als Störenfriede, die seine liebgewonnene Routine unterbrachen und der eigentlichen Lebensaufgabe, die ihn mit seinem Herrn verband, im Weg standen. Ich werde mich wohl an sie gewöhnen müssen, dachte er.
    Hinter ihm wurde eine Tür geöffnet. Haank drehte sich um und bemerkte einen der Ärzte, die Crow mitgebracht hatte. Der Mann nickte ihm kurz zu, ohne ihn anzusehen und verschwand dann hinter einer Ecke. Seine Schritte hallten durch den Korridor, hastig und furchtsam.
    Die meisten Fremden, denen Haank begegnete, reagierten auf diese Weise, dabei wirkte er bei weitem nicht so beeindruckend wie Takeo. Er war kleiner, schmaler und schlechter verarbeitet, aber während Besucher sich recht schnell an seinen Herrn gewöhnten, wagten es manche selbst nach Wochen nicht, ihm ins Gesicht zu sehen.
    Es lag wohl an seinem Auge.
    In den letzten Jahrzehnten hatte er seinen Körper Stück für Stück austauschen müssen, aber das eine menschliche Auge, so nutzlos es auch mittlerweile war, hatte er stets behalten. Takeo warf ihm Sentimentalität vor, und Haank wusste, dass es eigentlich keinen Grund gab, es nicht durch ein Implantat zu ersetzen, und doch fiel ihm immer wieder eine Ausrede ein.
    Dieses letzte Stück Menschlichkeit bedeutete ihm mehr als alles andere.
    Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken.
    Haank blieb stehen und verstärkte sein Gehör. Es war ein Rascheln, ein Schaben wie von Ratten, die durch das Gebälk eines Hauses liefen, aber in der unterirdischen Betonanlage gab es kein Holz - und auch keine Ratten.
    Langsam ging Haank auf die Quelle des Geräuschs zu. Sie lag über ihm und bewegte sich, wenn auch nicht sehr schnell. Er sah nach oben, rief den Lageplan der Anlage ab und stutzte. Die Geräusche kamen aus den Lüftungsschächten.
    Haank konzentrierte sich jetzt ganz auf das Rascheln, verfeinerte sein Gehör so lange, bis aus dem Geräusch zwei Personen wurden, die durch die Schächte krochen.
    »Scheiße«, flüsterte die eine. »Rechts oder links?«
    »Links, glaube ich«, antwortete die andere ebense leise.
    »Sieh auf den Plan, du Idiot. Wir müssen nach rechts.«
    »Okay, ich muss zähneknirschend zugeben, dass du Recht hast.«
    »Halts Maul.«
    Die Stimmen verstummten. Haank folgte den beiden Menschen und versuchte währenddessen eine Stimmanalyse vorzunehmen, aber die Lautstärke war zu niedrig für eine Identifizierung.
    Er verglich ihren Weg mit dem Lageplan, berechnete ihr wahrschein- liches Ziel und wandte sich ab.
    Ausgang B4, dachte er, mitten in der Siedlung. Mal sehen, was sie dort wollen…
    ***
    »Du kannst einen Mann so etwas nicht fragen, Aruula«, sagte Matt.
    »Warum nicht? Wenn er sich schämt, weil er kein swoot hat, dann soll er seinen Körper verhüllen, so wie es Erkul in Sorbans Horde tat, nachdem eine Taratze…«
    »Lass uns das Thema wechseln, okay? Ich möchte wirklich nicht wissen, was die Taratze getan hat.« Matt schob die Hände tief in die Taschen seiner Uniform. Mit Sonnenuntergang war ein kalter Wind aufgekommen, der durch die Bäume strich und den Atem wie eine weiße Wolke vor den Gesichtern stehen ließ.
    Nach Aruulas neugieriger und nicht sehr taktvoller Frage hatte Takeo die Unterhaltung schon bald beendet und sich von ihnen verabschiedet. Jetzt gingen sie über die beleuchteten Wege, während Kiri einige Schritte zurückblieb, um ihnen Privatsphäre zu geben.
    »Meinst du, ich soll mich bei ihm entschuldigen?«, fragte Aruula nach einer langen Pause.
    Matt gähnte und legte seinen Arm um sie. »Nein, sprich ihn einfach nicht mehr darauf an. Das wird das Beste sein.«
    Er spürte, wie die Müdigkeit, die er den ganzen Tag verdrängt hatte, machtvoll zurückkehrte. Sein voller Magen und die wohlige Wärme des Reisweins steigerten das Gefühl, bis er im Stehen einzuschlafen glaubte.
    Neben ihm erwiderte Aruula sein Gähnen.
    »Ich frage mich trotzdem, wie Takeo einen Sohn haben kann, wenn er…«
    Kiris Schrei unterbrach sie. Matt fuhr herum, sah etwas im Licht der Lampen blitzen und riss Aruula mit sich zu Boden. Sie entglitt seinem Griff und warf sich zur Seite. Er folgte ihrem Beispiel, kam hoch und duckte sich gleich wieder, als eine Faust, die etwas hielt, das wie ein Skalpell aussah, über ihn hinweg zuckte.
    Es waren zwei Gegner, erkannte Matt. Ihre Köpfe

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