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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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über die Mauer klettern wollte.«
    LoBot, so bezeichnete Haank die ersten Produktionsreihen, die noch unter primitiven Umständen gebaut worden waren. Dass er selbst auch dazu gehörte und nur durch ständige Verbesserungen dem gleichen Schicksal entgangen war, schien ihn nicht zu stören.
    »Lass ihn in Ruhe«, sagte Takeo. »Er erinnert mich daran, wie alles angefangen hat.« Er öffnete die Tür zu seinem Privatbereich und winkte Haank heran, der überrascht stehen geblieben war.
    »Seit fünfundzwanzig Jahren habe ich niemandem erlaubt, diese Räume zu betreten. Du sollst als Erster sehen, warum.«
    Takeo schaltete das Licht ein und ging durch ein fensterloses Zimmer, das bis zur Decke mit Kisten und Geräten vollgestellt war. Dünne Kabel lagen auf dem Boden. An einer Wand stand eine Wanne, die mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllt war.
    »Ich hatte mich schon gefragt, wo die ganzen Rohstoffe bleiben«, murmelte Haank. »Jetzt weiß ich es.«
    »Es hat sich gelohnt. Du wirst gleich sehen, was ich meine.« Er öffnete eine zweite Tür und blieb stehen. »Sara?«, fragte er in den dunklen Raum.
    Die Antwort kam prompt. »Miki!« Dann lief ihm auch schon eine junge Frau entgegen und umarmte ihn herzlich. Takeo erwiderte die Begrüßung, bemerkte Haanks weit aufgerissenes Auge und neigte den Kopf.
    »Haank, ich möchte dir Sara vorstellen. Sie lebt seit einigen Jahren bei mir.«
    Sara schüttelte ihm die Hand und lächelte scheu. »Ich sehe dich sonst nur durch das Fenster im zweiten Stock. Es freut mich, einen Freund meines Schöpfers kennen zu lernen.«
    »Schöpfer?« Haank wirkte verunsichert, beinahe scheu. Es war eines der wenigen Male, dass Takeo wünschte, er könne lächeln. »Ist sie…?«
    »Nicht menschlich, ja«, übernahm Sara die Antwort und fuhr mit den Fingern durch ihre langen blonden Haare. »Ich bestehe aus einer achtzig- prozentigen Plysterox-Mischung ohne organische Zusätze. Die Lebensdauer meiner Speicherchips beträgt rund neunhundert Jahre. Mein Ziel ist es, den Menschen zu helfen und sie vor ihren eigenen Instinkten zu schützen.«
    Takeo versuchte sich den Stolz nicht anmerken zu lassen, den er empfand, als Haank mit staunend geöffnetem Mund um Sara herum ging.
    Sara war der Prototyp des neuen künstlichen Menschen. Nicht so klobig und furchteinflößend wie die RoCops. Nicht so tumb wie die »sieben Samurai«.
    Keine anfälligen Halbmenschen wie all die anderen Cyborgs, die er im Laufe der Jahre geschaffen hatte. Ihre filigranen Glieder und ihr bionisches Gehirn waren seine Meisterwerke.
    »Sie ist wundervoll«, sagte Haank schließlich. »Viel zu gut, um sie an dieses Pack zu verschwenden.«
    »Ich werde nicht verschwendet«, antwortete Sara sofort. »Wir Maschi- nen haben die Pflicht, unterentwickelten Lebensformen zu helfen.«
    »Ich arbeite noch an ihrem Vokabular«, fügte Takeo hinzu.
    »Anscheinend nehmen die Menschen in meinen Erinnerungen einen geringeren Stellenwert ein, als ich gedacht hätte.«
    »Du hast ihr deine Erinnerungen gegeben?«
    Takeo verstand nicht, warum Haank so missbilligend wirkte.
    »Selbstverständlich«, sagte er.
    »Schließlich benötigt sie Erfahrung und das Wissen um eine bessere Welt, damit sie die Situationen, in die sie gerät, besser einschätzen kann. Ohne Erinnerungen wäre sie wie ein Kind.« Fast zwanzig Jahre hatte er mit der Konstruktion des Androiden verbracht, weitere fünf, um Sara mit Wissen und Konversationsfähigkeiten auszustatten. Er hatte niemandem etwas davon gesagt, weil er sein eigenes Versagen fürchtete. Jetzt konnte er es jedoch kaum noch abwarten, sie in die Welt hinaus zu schicken.
    »In ein paar Wochen ist es so weit, Sara. Dann wirst du bereit sein, dich deiner Herausforderung zu stellen.« Haanks besorgten Blick ignorierte er.
    ***
    »Geht es dir besser?«
    Aruulas Stimme klang besorgt und versetzte Kiris Gewissen einen Stich. Sie setzte sich auf. »Ja, ich glaube, mir ist nichts passiert. Es war nur der Schock.«
    Ihre Hände, die betont nervös versuchten, ihre ruinierte Frisur zu richten, zitterten wie beabsichtigt. Sie bemerkte, dass Aruula das nicht entging.
    »Geh zurück zu Takeo, Kiri, und sag ihm, was geschehen ist.«
    »Und was ist mit dir?«
    Aruula zog sie auf die Beine und wandte sich ab. »Ich werde versuchen, Maddrax zu helfen.«
    Kiri dachte einen Moment darüber nach, einen Schwächeanfall vorzutäuschen, entschied sich aber dagegen. Es war genügend Zeit vergangen, um eine Verfolgung

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