Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
waren bis auf einen schmalen Streifen, in dem die Augen lagen, bandagiert. Sie waren mit Skalpellen bewaffnet und trieben ihn mit wilden Stichen vor sich her.
    Instinktiv griff Matt zu seiner Hüfte, fand jedoch nichts außer Stoff. Driller und Schwert hatte er im Haus zurückgelassen. » Shit «, fluchte er.
    Im gleichen Moment sah er, wie Aruula sich von hinten auf einen der Angreifer warf. Ihre Fäuste schlugen gegen seinen Kopf. Der andere fuhr herum, war für eine Sekunde abgelenkt. Matt nutzte sie. Mit einem Tritt säbelte er der Gestalt die Beine unter dem Körper weg, hörte ein erschrockenes Stöhnen und setzte nach. Seine Faust stieß in weiche Erde, als sein Gegner sich herumwarf. - Plötzlich war das Skalpell direkt vor Matts Gesicht. Er zuckte zurück, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Das rettete ihm das Leben. Die Klinge, die sonst seine Kehle getroffen hätte, glitt im Fall über seine Brust. Er hörte Stoff reißen, dann schlug er mit dem Rücken auf dem Waldboden auf. Ein bandagierter Kopf tauchte über ihm auf.
    Matt reagierte, zog die Beine an und trat mit aller Kraft zu. Der Angreifer schrie auf, ließ das Skalpell fallen und presste die Hände vor sein Gesicht. Die Bandagen färbten sich rot. Er taumelte in die Büsche.
    Mit einem Sprung kam Matt hoch. Er wollte ihm folgen, sah dann jedoch, dass Aruula von ihrem Gegner in die Enge getrieben worden war. Sie stand vor einem Felsen und hatte Mühe, den Angriffen auszuweichen.
    Matt ergriff das Skalpell, das vor ihm auf dem Boden lag, und lief los. Kurz drehte sich der bandagierte Kopf in seine Richtung, dann wich der Angreifer auch schon zurück, sichtlich verunsichert über die plötzliche Übermacht.
    Nur Sekunden später verschwand er zwischen den Bäumen.
    Aruula verfolgte ihn nicht, sondern kniete neben Kiri nieder, die sich in Schmerzen auf den Steinen wand. Matt hielt inne und lauschte auf das Knacken der Äste, mit dem sich der Angreifer entfernte. Das Geräusch gab den Ausschlag für seine Entscheidung.
    »Ich schnapp ihn mir!«, rief er Aruula zu.
    Sie antwortete etwas, das er nicht verstand. Die Dunkelheit des Waldes hüllte ihn ein, schluckte die Geräusche, die von außen kamen.
    Die Bandagen seines Gegners waren ein verwaschener grauer Fleck zwischen Schatten, mal sichtbar, dann wieder verschwunden. Nur seine Schritte waren deutlich zu hören.
    Matt folgte ihm vorsichtig und, wie er mit einem gewissen Stolz bemerkte, beinahe lautlos. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und gaben Bäumen und Felsen eine Kontur. Irgendwo plätscherte ein Bach. Ein Nachtvogel schrie.
    Die Schritte verstummten. Matt blieb geduckt stehen und sah sich um. Er fühlte sich beobachtet, glaubte in jedem Schatten eine Bedrohung zu erkennen. Und dann geschah alles gleichzeitig. Ein wütender Schrei.
    Ein Aufblitzen in der Nacht.
    Ein dunkler Arm, der plötzlich vor ihm war.
    Ein Skalpell, das davon abprallte und sich in den Waldboden bohrte. Ein plötzlicher Schmerz. Dunkelheit.
    ***
    August 2475, San Fernando Valley
    »Lord Ma'coom«, sagte Miki Takeo.
    »Ich danke Euch für ein weiteres Jahr der Freundschaft zwischen der Faama- Gilde und meinem bescheidenen Reich. Möge die Ernte uns alle zufrieden stimmen und den Winter erleichtern.«
    »Ich danke Euch, Lord. Möge unser Reichtum stets Euer Reichtum sein.« Takeo nickte ihm zu und beobachtete, wie Ma'coom sich mühsam umdrehte und auf Krücken zu seiner Sänfte humpelte. Der ständige Schmerz hatte tiefe Linien in sein Gesicht gegraben und ihn abmagern lassen. Takeo schätzte ihn auf Anfang sechzig, auch wenn er zwanzig Jahre älter aussah.
    »Wir werden bald einen neuen Lord der Faama-Gilde bekommen«, sagte er, als er mit einem eleganten Sprung im Innenhof der Festung landete. Cyborgs standen auf den Mauern, den Blick zum Horizont gerichtet. »Mal'coon wird seinen siebzigsten Geburtstag nicht mehr erleben.«
    »Der verdammte Bastard lebt schon viel zu lang.« Selbst sechsunddreißig Jahre hatten Haanks Hass auf seinen ehemaligen Herrn nicht die Schärfe genommen.
    Takeo schlug ihm mit einer seltenen Geste der Freundschaft auf die Schulter.
    »Komm mit. Ich will dir etwas zeigen.« Sie überquerten den Trainingsplatz, gingen an den Scheunen und Lagersilos vorbei und stolperten fast über Kanbei, der mitten auf den Steinplatten lag und auf die Flügel der Windfallen starrte.
    »Du solltest ihn endlich verschrotten, Miki. Dieser LoBot macht nur Probleme. Erst gestern habe ich ihn erwischt, als er

Weitere Kostenlose Bücher