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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Erinnerung bestätigte, dass er früher ähnlich gedacht hatte.
    »Also gut«, sagte er. »Wenn sie Roboter für hässlich halten und nicht glauben, dass sie Gutes tun können, dann bauen wir eben eine Maschine, die ihren ästhetischen Ansprüchen genügen wird.« Seine Augenimplantate zoomten Haanks Gesicht näher heran. »Bauen wir eine Mensch-Maschine…«
    ***
    »Tja, und dann zogen wir von River- side weiter nach L. A. und jetzt sind wir hier«, schloss Matt seine Ausführungen. Miki Takeo hatte ihn gebeten, von seiner Reise zu berichten, und so hatte er alles erzählt, was seit seiner Bruchlandung in den Alpen geschehen war. Natürlich in geraffter Form. Auch die Erlebnisse in Washington hatte er verschwiegen. So lange er nicht wusste, welche Absichten Takeo verfolgte, erschien es ihm zu riskant, ihn auf eine technologisch hochstehende Zivilisation auf der anderen Seite des Kontinents aufmerksam zu machen. Ein Pakt zwischen Takeo und dem Weltrat wäre der Untergang der Running Men.
    »Eine interessante Geschichte, Mr. Drax. Danke, dass Sie sie mit uns geteilt haben.« Takeo deutete eine Verbeugung an und nickte Kiri kurz zu.
    Die Dienerin, die an der Wand hockte, nahm eine Porzellanflasche und rutschte auf Knien zum Tisch, um mehr Sake zu bringen. Sie alle saßen traditionell japanisch auf Sitzkissen, die rund um einen flachen Holztisch verteilt lagen. Darauf standen Schalen mit Fisch, Reis und etwas, das wie Hühnchen schmeckte, jedoch voller kleiner Tentakel war. Matt zog es vor, keine Fragen zu dieser Tierart zu stellen.
    Er war ein wenig enttäuscht über Takeos Haus, das ebenso einfach eingerichtet war wie die anderen. Das einzig Auffällige war die penible Ordnung. Der Abstand zwischen den Bildern an der Wand war gleich, die Bambusmatten waren im exakt gleichen Winkel zueinander ausgerichtet und selbst die Schalen auf dem Tisch standen in einer Reihe. Absichtlich hatte Matt während des Essens einige von ihnen zur Seite geschoben, die Takeo sofort wieder an die ursprüngliche Position brachte. Er war ein Pedant.
    Neben ihm rülpste Aruula laut und wischte ihre Hand am Sitzkissen ab.
    Matt sah, wie Kiri verschämt den Kopf senkte, als sei es ihre Schuld, dass sich die Gäste nicht benehmen konnten.
    Takeos einzige Reaktion war eine kurze Bewegung seiner Augenimplantate, dann setzte er das Gespräch fort.
    »Es freut mich, jemanden zu treffen, der sich an die Welt vor ›Christopher-Floyd‹ erinnern kann. Vielleicht wird sich ja die Gelegenheit ergeben, über Dinge wie Baseball oder Hot Dogs zureden.«
    Matt nickte, obwohl er die Idee als ausgesprochen merkwürdig empfand. Takeo erschien ihm nicht wie jemand, der nostalgischen Gedanken nachhing.
    »Der Unterhalt der Siedlung muss sehr viel Geld kosten«, wechselte er das Thema. »Die Häuser, die beheizten Wege… wie finanzieren Sie das alles?«
    »Eitelkeit«, antwortete Takeo ohne Zögern. »Reiche Menschen geben beinahe alles, um Jugend und Schönheit zu erlangen.«
    Matt runzelte die Stirn. »Sie führen kosmetische Operationen durch?«
    »Was ist daran verwerflich? Ich habe angefangen, Menschen zu helfen, die bei Bränden entstellt wurden. In einer Stadt voller Holzhäuser und offener Garküchen kommt es häufig zu verhee- renden Feuern, bei denen Hunderte getötet oder verletzt werden. Die schlimmsten Fälle nehmen wir auf. Um diesen Dienst zu finanzieren, brauchen wir Schönheitsoperationen, für die wir bezahlt werden. Natürlich will jeder jung und attraktiv sein, aber niemand möchte, dass seine Nachbarn erfahren, wie dieses Wunder geschehen ist. Deshalb die große Diskretion und die strikte Anweisung, niemanden anzusprechen, der nicht deutlich signalisiert, dass er ein Gespräch wünscht.«
    Die Erklärung ergab Sinn, und doch zweifelte Matt an Takeos Aufrich- tigkeit. Er hielt es für keinen Zufall, dass die Worte genau die Bedenken zerstreuen sollten, über die er und Aruula gesprochen hatten. Sie boten eine Erklärung für die Menschen mit den bandagierten Köpfen, für ihren Wunsch nach Abgeschiedenheit und für die Schmerzen, die Aruula in den Gedanken mancher gespürt hatte.
    Der Verdacht, beobachtet und abgehört zu werden, wurde zur Gewissheit.
    »Wo ist Aiko?«, fragte er. »Wollte er nichts essen?«
    »Mein Sohn wird bereits auf die Operation vorbereitet. Einige Zusatzchips funktionieren nicht und müssen ersetzt werden.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Matt, wie Aruulas Blick am Körper des Androiden entlang glitt zwischen seinen

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