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049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Brust verschränkt hatte. Sein Mund war trocken und er spürte den schneller werdenden Pulsschlag hinter seinen Schläfen.
    »So machen wir es«, entschied Crow zu seiner grenzenlosen Erleichterung.
    »Ich spreche morgen früh mit Takeo. Harris, Sie sorgen dafür, dass Garrett in seinem Quartier bleibt und mit allem versorgt wird. Niemand außer Ihnen und mir darf diese Räume betreten. Es ist mir egal, wie Sie das machen, und wenn Sie vor der Tür schlafen müssen, verstanden?«
    »Ja, Sir!«
    Crow legte die Hand auf den Türknauf, drehte sich dann jedoch noch einmal um. »Und Garrett?«
    »Schir?«
    »Sie unterstehen mit sofortiger Wirkung Fähnrich Harris. Seine Befehle sind so zu behandeln, als kämen sie von mir. Haben Sie das kapiert oder muss ich es wiederholen?«
    »Schir, dasch…« Garrett schien widersprechen zu wollen, bremste sich aber im letzten Moment. »Nein, Schir, ich habe allesch verschtanden…«
    Die Tür schlug mit lautem Knall hinter Crow ins Schloss. Harris' Knie zitterten, als er sich auf einem Sitzkissen niederließ und darauf wartete, dass sich sein Herzschlag beruhigte. Garrett starrte aus ver- schwollenen Augen an die Decke, begriff wohl erst langsam, was gerade geschehen war.
    »Er hat mich degradiert«, murmelte er. »Wiescho mich und nischt disch? Wir waren esch beide, aber du… Degradiert, wasch für eine Scheische…« Harris grinste, als ihm plötzlich eine Idee kam. »Fähnrich, ab jetzt verbitte ich mir alle vertraulichen Anreden. Sie werden mich mit ›Sir‹ begrüßen, meinen Befehlen Folge leisten und salutieren, als stünde der General persönlich in seiner Galauniform vor Ihnen, verstanden?«
    Garrett drehte den Kopf und sah ihn an. »Lasch den Scheisch, Mann, dasch ischt nicht luschtig…«
    »Es soll auch nicht luschtig sein, sondern ein Befehl. Also, Fähnrich?«
    Für einen Augenblick befürchtete er, den Bogen überspannt zu haben, doch dann legte Garrett mit all der Würde, die er noch aufbringen konnte, seine Hand gegen die Stirn.
    »Ja, Schir.«
    ***
    August 2480, San Fernando Valley
    »Sara«, murmelte Haank, »arme kleine Sara…«
    Sie stand vor ihm, in der gleichen Haltung wie an dem Tag vor vier Monaten, als Takeo sich von ihr abgewandt hatte und in seinen Privaträumen verschwunden war. Niemand hatte ihn seitdem mehr gesehen. Nur ab und zu hörte man seine Schritte hinter den verschlossenen Türen. Haank fragte sich längst nicht mehr, was er dort tat.
    Aber an Sara dachte er fast jede Nacht. Eines Morgens hatte Takeo sich entschieden, den ferngesteuerten Rückholmechanismus zu aktivieren, um herauszufinden, was in den fünf Jahren, die sie draußen in der Stadt verbracht hatte, geschehen war.
    Sie war nicht erschienen, weder an diesem noch am nächsten Tag. Erst eine Woche später hatte sie vor dem geschlossenen Tor gestanden - mit verkohlten Haaren und ausgestochenen Augen. Ihre Haut war aufgerissen und voller Lehm. Haank nahm an, dass sie jahrelang im Dreck verscharrt gelegen hatte und erst durch den Rückruf reaktiviert worden war. Zumindest hoff- te er, dass sie diese Zeit nicht bewusst erlebt hatte.
    Er erinnerte sich, wie Takeo am Tor gestanden hatte, an seine ruhige Stimme, als er vergeblich versuchte, ihre Programmierung zu starten, und an seine stumme Verzweiflung, als er sich umdrehte und ging. All seihe Hoffnungen waren mit Saras Tod zerschlagen worden.
    Arme Sara, dachte Haank, armer Takeo. Ich hätte ihm sagen können, dass es so ausgehen würde.
    Aber er hatte es nicht getan, weil er wusste, dass Takeo ihm nicht geglaubt hätte. Seit über dreißig Jahre kannten sie sich nun schon und doch gab es immer noch Dinge, die Hank ihm nicht verdeutlichen konnte. Takeo war so von der Vorherrschaft maschineller Exis- tenzen überzeugt, dass er kaum bemerkte, wie unmenschlich er selbst geworden war. Er glaubte, die Farmer und Händler würden ihn respektieren und vielleicht sogar bewundern, aber in Wirklichkeit hassten sie ihn. Nur ihre Furcht hielt sie davon ab, die Festung niederzubrennen.
    Takeo hatte nicht nur seinen menschlichen Körper, sondern auch alles zurückgelassen, was ihn menschlich gemacht hatte. Seine Gefühle, seine Fähigkeit, in den Gesichtern anderer zu lesen und sein Mitgefühl. Er war eine Maschine, nicht mehr als die Computer, deren Benutzung er Haank vor Jahren beigebracht hatte. Aber das würde er vielleicht nie begreifen.
    »Herr!«, rief einer der Cyborgs auf der Mauer. »Lord Ma'coom ist eingetroffen!«
    »Ich komme

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