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049 - Die Horror-Maschine

049 - Die Horror-Maschine

Titel: 049 - Die Horror-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mußte erkennen, daß er sie entweder
verloren hatte oder sie ihm abgenommen worden war. Er konnte nicht feststellen,
wie lange er sich schon in dieser seltsamen Umgebung befand.
    Bald merkte
er, daß er vom Hauptkorridor abgekommen war. Er war in ein richtiggehendes
Labyrinth geraten. Eine halbe Stunde irrte er durch kleinere Seitenarme, mußte
umkehren, wenn er in eine Sackgasse geraten war, und kam an leeren,
offenstehenden oder bewohnten Zellen vorüber.
    Die
Ungewißheit seiner Lage belastete ihn. Die Angst nahm zu, wenn er daran dachte,
wie dies alles hier angefangen hatte. Mit einem Spaziergang durch den Garten
von Huan Lo.
    Pao Lims
Pulsschlag beschleunigte sich, als er an der nächsten Zelle vorüberkam. Die war
nicht leer. Nun würde er endlich jemand fragen können, was für ein Verlies dies
war, was für Menschen hierher gebracht wurden, warum und weshalb diese Zellen
gebaut worden waren.
    Vier Männer
saßen in der Zelle an einem Tisch versammelt. Sie spielten Karten und freuten
sich wie die Kinder. Eine Lampe stand in der Mitte der Tischplatte. Die
schmächtigen Körper und die kleinen Köpfe der Männer wirkten wie Schattenrisse
in dem schummrigen Licht.
    Die Gittertür
stand weit offen. Aber keiner der Anwesenden schien Wert darauf zu legen, die
Zelle zu verlassen.
    Lim räusperte
sich. Er war unsicher, was und wie er sprechen sollte. Alles kam ihm so
unwirklich vor.
    „Entschuldigt
bitte“, sagte er matt, „ich bin neu hier, könntet Ihr mir vielleicht ...“ Die
weiteren Worte blieben ihm im Hals stecken.
    Wie auf
Kommando hin drehten die vier ihm ihre Köpfe zu. Pao Lim wurde getroffen wie
von einem Peitschenschlag und zuckte zusammen. Die vier grinsten und
unterbrachen schlagartig ihr Spiel.
    Die Chinesen
glichen sich wie ein Ei dem anderen. Pao Lim starrte in vier vollkommen gleiche
Gesichter.
    „Setz’ dich
zu uns“, sagte der eine, der an der Breitseite des Tisches saß. Seine Stimme
klang hell und silbern wie die eines Kindes. Auch seine Augen waren groß und
erstaunt geöffnet.
    „Wer seid
ihr?“ fragte Pao Lim dumpf. Seine Stimme klang hohl, fremd, schwach.
    „Ich bin Niu
I“, sagte der, der ihn zum Mitspielen aufforderte.
    Ein seltsamer
Name.
    „Dann seid
ihr wohl Brüder? Vierlinge?“ fragte Lim. Sein Blick ging von einem der Glatzköpfe
zum anderen. Sie sahen sich unheimlich ähnlich. Sogar die Warze am Ansatz des
rechten Ohres saß bei ihnen an der gleichen Stelle.
    Für Lim war
klar: die vier waren schwachsinnig. Sie hatten die Sprache und das Gemüt von
Sechsjährigen, aber die Körper von Erwachsenen. Angeborener Schwachsinn,
konstatierte Lim unwillkürlich.
    „Brüder?“
echote Niu I. „Fast! Jeder von uns ist derselbe.“
    Pao Lim
fühlte sich in seiner Annahme bestätigt.
    „Wer bist
du?“ fragte er den zweiten Glatzkopf, der dem anderen gegenübersaß.
    „Die
Reihenfolge stimmt nicht“, bekam er anstelle einer passenden Antwort zu hören.
„Du mußt zuerst ihn fragen. Er kommt noch vor mir.“
    Lim verstand
überhaupt nichts mehr.
    „Er hat
recht“, sagte der dritte Glatzkopf, der gleich zur Rechten Pao Lims saß.
„Zuerst komme ich. Ich bin Niu II. Wung hat ihn . .
und damit wies Nui II auf den, der neben ihm saß, „ ... nach mir geschaffen.
Das ist alles.“
    Das war
alles. Das Komplizierte wurde einfach. Für die vier. Nicht für Lim.
    „Dann ist das
wohl Niu IV?“ fragte der junge Chinese, für den es keinen Zweifel mehr gab, daß
ein undurchsichtiger Plan seine Einweisung in eine Nervenheilanstalt
herbeigeführt hatte.
    „Richtig.“
Der vierte Glatzkopf nickte und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „Jetzt hat
er’s begriffen.“
    Sie hatten
alle die gleiche Stimme und benutzten die gleichen Gesten.
    Pao Lim
glaubte zu träumen. Selbst bei eineiigen Mehrfachgeburten war eine solche
Übereinstimmung an Aussehen, Charakterzügen und Wesensgleichheit nicht möglich.
Kleine Unterschiede mußte es immer geben.
    Aber eben die
gab es nicht! Und Lim wurde ebenfalls irritiert durch die kindische Bemerkung,
daß Niu und seine Brüder nicht geboren, sondern erschaffen worden waren. Die
vier waren nicht gefährlich, man brauchte sich nicht vor ihnen zu fürchten. Sie
waren verspielt wie die Kinder, sprachen und verhielten sich so. Als Pao Lim
keine Anstalten machte, sich zu ihnen an den Tisch zu setzen, schienen sie das
Interesse an seinem Besuch zu verlieren. Die vier Nius kehrten ihm den Rücken
zu, steckten die Köpfe zusammen, teilten die Karten neu aus

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