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049 - Wenn der rote Hexer kommt

049 - Wenn der rote Hexer kommt

Titel: 049 - Wenn der rote Hexer kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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beten Accon an, als wäre er ein Gott, aber das ist er nicht. Er ist ein schwarzer Streiter, mächtig und gefährlich. Er liebt den Prunk, deshalb raffen ›Accons Söhne‹ zusammen, was sie erbeuten können.«
    »Bist du ihm schon mal begegnet?« fragte ich die weiße Hexe gespannt. Was Oda erzählte, war ungemein interessant.
    Sie schüttelte den Kopf und wies auf das Aquarell. »Nein, aber ich denke, daß er so aussieht.«
    Ich schaute auf den großen Totenschädel, der auf der Wolke thronte. »Hat er keinen Körper? Keine Arme? Keine Beine?« fragte ich verdutzt.
    »Er hat viele Körper, viele Arme und viele Beine«, erwiderte Oda.
    »Du meinst die Sektenmitglieder?«
    Oda nickte. »Er wird sich ihrer bedienen.«
    »Und er wird kommen, wenn die Formel erfüllt ist«, sagte Mr. Silver. »Das bedeutet, wir müssen schon bald mit seiner Ankunft rechnen.«
    Odas Augen wurden schmal. »Er hatte noch einen Beinamen, wenn ich mich recht entsinne.« Die weiße Hexe legte die Fingerkuppen auf ihre Schläfen. Wahrscheinlich konnte sie sich auf diese Weise besser konzentrieren. Und sie erinnerte sich tatsächlich. »Man nennt ihn den roten Hexer!«
    ***
    Ken Elliott ging nach Hause, als es Ian Warner von ihm verlangte.
    Der Freund und Kollege nahm ihm das Versprechen ab, seinen Eltern gegenüber vorläufig strengstes Stillschweigen zu bewahren, und Elliott versicherte ihm, er könne sich völlig auf ihn verlassen.
    Er wäre jetzt gern für sich allein gewesen, um sich auf die Begegnung mit dem Stellvertreter vorzubereiten. Warner hatte gesagt, er würde ihn anrufen und ihm sagen, wohin er kommen solle. Auf diesen Anruf wartete der rothaarige Junge seither voll brennender Ungeduld.
    Er würde sich bald mit Gleichgesinnten zusammenfinden, beten und seinen Nächsten Gutes tun. Er freute sich ungemein auf die Aufgaben, die im der Stellvertreter übertragen würde – vorausgesetzt, er fand ihn würdig, in den Kreis von »Accons Söhnen« aufgenommen zu werden.
    Liebend gern hätte sich Ken Elliott in sein Zimmer zurückgezogen, um zu meditieren, an Accon und an die Zukunft als Sektenmitglied zu denken, doch Vater ließ es nicht zu. Er holte die Hausbewohner in seine Wohnung, und sie feierten den rothaarigen, sommersprossigen Jungen wie einen Helden.
    Mr. Elliott opferte fünf Flaschen Schaumwein, das war der ganze Bestand. »Ich möchte, daß ihr alle auf meinen Jungen anstoßt!« tönte er. »Ken, hat du ein Glas?«
    »Ja, Vater.«
    »Aber es ist leer.« Mr. Elliott goß ein. »Mutter und ich sind wahnsinnig stolz auf dich, mein Junge.«
    »Aber… ich habe doch gar nichts getan, Vater.«
    »Gar nichts getan«, sagte Mr. Elliott und lachte. »Habt ihr das gehört? Gott, wie bescheiden er ist. Ganz wie seine Mutter. Du warst tapfer, Ken. Wir haben es alle im Fernsehen gesehen. Du hast diesen Verbrechern eiskalt die Stirn geboten. Ich wage zu behaupten, daß sich keiner in dieser Wohnung befindet, der soviel Mut aufgebracht hätte. Diese Kerle konnten dir nicht Angst machen! Nicht meinem Sohn! Nicht Ken Elliott!«
    »Doch, Vater, ich hatte Angst. Sehr große sogar.«
    »Ach, was redest du denn daher. Niemand von uns hat gesehen, daß du Angst hattest. Du bist ein außergewöhnlicher Junge, das wußte ich immer schon. Heute aber konnten sich Millionen Menschen davon überzeugen… Leute, ich erhebe mein Glas auf meinen Sohn. Er ist das Beste, was ich in meinem Leben geschafft habe. Natürlich in Zusammenarbeit mit meiner Frau.« Lachend legte er seinen Arm um sie und zog sie an sich. Seine Worte machten sie verlegen. Sie senkte den Blick und errötete leicht. »Sag auch was, Clarissa«, verlangte ihr Mann. »Nun steh doch nicht so da.«
    »Du hast doch schon alles gesagt«, bemerkte Glarissa leise. »Ich kann mich deinen Worten nur anschließen.«
    »So ist sie, meine Clarissa. Oh, ich bin stolz auf sie beide, und ich liebe sie!« rief Mr. Elliott.
    Alle drängten sich um Ken, und sein Vater forderte ihn auf, von der Heldentat, die keine war, zu erzählen. Der ganze Rummel war Ken in höchstem Maße unangenehm. Er hielt sich an die Wahrheit.
    Sein Vater fiel ihm immer wieder ins Wort, bauschte auf, schmückte aus.
    »Unsere Freunde haben ein Recht darauf, zu erfahren, wie es wirklich war, mein Junge«, sagte er aufgekratzt. »Meine Güte, heute ist mein Glückstag. Ich könnte die Welt umarmen!«
    »Hat nicht eben das Telefon geläutet?« fragte Ken.
    »Nein«, sagte Mr. Elliott. »Erwartest du etwa einen

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