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049 - Wenn der rote Hexer kommt

049 - Wenn der rote Hexer kommt

Titel: 049 - Wenn der rote Hexer kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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die weiße Hexe an die Wand malte.
    ***
    Ken Elliott saß im Bus und hatte das Gefühl, alle würden ihn anstarren. Wußten sie, wer er war? Würden auch sie aus seinem Mund hören wollen, wie es in der Bank gewesen war? Erkannten sie ihn wieder?
    Dieses Fernsehen! dachte er ärgerlich. Es ist ein Fluch.
    Wenn er sich umschaute, blickten alle teilnahmslos weg, doch sobald er wieder aus dem Fenster sah, vermeinte er, ihre Blicke zu spüren. Der Autobus durchfuhr die Stadtteile Soho, Mayfair und Belgravia. Als er Westminster erreichte, bereitete sich der junge Bankangestellte aufs Aussteigen vor.
    Zwei Haltestellen vor der Lambeth Bridge stieg eine klapperdürre alte Frau ein. Ken sprang auf und bot ihr seinen Platz mit einem freundlichen Lächeln an, und er wünschte sich, daß jetzt der Stellvertreter in der Nähe gewesen wäre.
    Die alte Frau bedankte sich und ließ sich seufzend nieder. Lobend erwähnte sie, daß es doch noch nette Menschen auf der Welt gebe, wenngleich es manchmal den Anschein hätte, als wären sie schon ausgestorben.
    Endlich erreichte Ken Elliott sein Ziel. Die alte Frau nickte ihm zu, als er ausstieg. Er schenkte ihr noch ein warmes Lächeln, dann begab er sich zur Themse.
    Ian Warner war noch nicht da, aber er würde bestimmt kommen.
    Man konnte sich auf ihn verlassen. Ken schaute zur Themse hinunter. Eine graubraune Brühe war das. Seine Eltern behaupteten, ihre Farbe wäre einmal dunkelgrün gewesen, aber heute würden so viele Industrieabwässer in den Fluß geleitet, daß davon nichts mehr zu sehen wäre. Damit hatten sie recht, und Ken Elliott glaubte auch nicht, daß die Themse früher so gestunken hatte wie heute – vor allem bei Niederdruckwetter.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Freundschaftlich. Er drehte sich um. Ian Warner war eingetroffen.
    »Gott, bin ich aufgeregt«, sagte Ken.
    »Weshalb?« fragte Warner lächelnd.
    »Immerhin hast du vor, mich dem Stellvertreter vorzustellen.«
    »Er ist ein Mensch wie du und ich. Ein Bruder«, sagte Ian Warner.
    »Ja, aber er entscheidet, ob ich aufgenommen werde oder nicht.«
    »Er wird sich mit dir ganz zwanglos unterhalten; Es tut nicht weh«, sagte Warner schmunzelnd.
    »Ich bin verrückt«, sagte Ken Elliott und schüttelte den Kopf. »Ich benehme mich, als würde mein Leben davon abhängen, ob ich nun einer von euch werden darf oder nicht.«
    »Wenn du die Bedingungen erfüllst, wird alles glattgehen.«
    »Bist du sicher?«
    »Aber ja. Können wir gehen?«
    Ken Elliott nickte und räusperte sich nervös. Warner führte ihn über eine Steintreppe zur Themse hinunter und zu einem Motorboot, das an einem Eisenring festgebunden war.
    »Wir fahren mit dem Boot?« fragte Ken Elliott.
    »Nicht sehr weit«, erwiderte Warner. »Steig ein!«
    Elliott sprang ins Boot. »Gehört es dir?«
    »Nein, uns allen. Ich selbst besitze nichts. Ich brauche nichts. Ich habe Accon, das genügt mir.«
    »Wie glücklich du sein mußt«, sagte Ken Elliott und setzte sich.
    »Du bist zu beneiden.«
    »Alle Mitglieder unserer Sekte sind zu beneiden«, behauptete Ian Warner. »Was war bei dir zu Hause los?«
    Ken Elliott winkte ab. »Ach, mein Vater drehte total durch. Er jubelte mich zum Helden hoch, trommelte sämtliche Hausbewohner zusammen und trug so dick auf, daß es nicht auszuhalten war. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unangenehm mir das Ganze war. Alle wollten von mir eine Bombenstory hören. Von der Wahrheit, die ich für sie hatte, wollten sie nichts wissen.«
    »Schrecklich, diese Sensationsgier der Menschen. Es wird uns sehr viel Mühe kosten, mit diesen Dingen aufzuräumen«, sagte Ian Warner.
    Bevor er das Boot losband, zog er ein schwarzes Tuch aus der Hosentasche. Elliott sah ihm zu, wie er es zusammenlegte.
    »Ich muß dir leider die Augen verbinden, Ken. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
    »Traust du mir nicht?«
    »Doch, natürlich, aber ich habe die Weisungen zu beachten. Sieh mal, ich habe vor, dich in unseren Tempel zu bringen, und die Zeit ist noch nicht reif, daß jedermann weiß, wo er sich befindet. Sobald du zu uns gehörst, wird dir niemand mehr die Augen verbinden. Eine kleine Vorsichtsmaßnahme. Du mußt das verstehen.«
    Elliott nickte. »In Ordnung. Wie du meinst, Ian. Ich vertraue dir.«
    Elliott hielt still und ließ sich die Augen verbinden. Warner prüfte, ob er wirklich nichts sah und sagte, er verlasse sich auf Kens Ehrlichkeit.
    »Das kannst du«, beteuerte Elliott. »Ich werde so lange blind sein, wie du es

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