Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
unhöflich, sie so lange warten zu lassen; bei verschneitem Weg hätte Zamorra sie vom Pub aus angerufen und mitgeteilt, daß er über Nacht hier unten in Cluanie Bridge Quartier nahm. Keith Ulluquart und der Ortsvorsteher, der zugleich eine Art Dorfpolizist und Posthalter war, waren die einzigen, die über ein Telefon verfügten.
    Der Wirt kam mit nach draußen. Als er Zamorras Wagen sah, schüttelte er den Kopf. »Warum haben Sie nicht gleich gesagt, daß Sie mit einem Mercedes hier sind? Ich dachte, Sie hätten ein Auto.«
    Zamorra verdrehte die Augen. »Heißt das, ich komme mit dem Wagen nicht die Straße hinauf?«
    »Mit der Heckschleuder? Na ja, vielleicht werden Sie weiter oben Schneeketten brauchen. Haben Sie an so was gedacht, Sir? Wenn Sie ein guter Fahrer sind, können Sie es vielleicht damit schaffen. Sie sollten aber noch ein paar Sandsäcke in den Kofferraum legen, damit die Antriebsachse bessere Haftung bekommt.«
    »Der Kofferraum ist voll bis zum Bersten«, versicherte Zamorra. »Außerdem sitzt er hinten.« Er deutete auf den wohlbeleibten Cristofero, der wenigstens zweieinhalb Zentner Kampfgewicht auf die knirschende Waage brachte.
    Er holte mühsam die Snowgrips aus dem Kofferraum hervor und legte sie an die Antriebsräder. Ulluquart und die beiden anderen Männer, die ebenfalls nach draußen gekommen waren und nur deshalb nicht froren, weil sie sich mit Ulluquarts Whisky innerlich vorgeheizt hatten, schüttelten die Köpfe. »Sie werden schon richtige Schneeketten brauchen und nicht so komische Radkreuze«, bemerkte der Oldtimer, und sein stummer Gesprächspartner nickte gewichtig dazu.
    Zamorra scheuchte Cristofero und den Gnom ins Auto. »Diese Dinger sind noch besser als Ketten«, behauptete er, »und weniger umständlich, wie Sie gesehen haben.«
    »Aber das ist nicht der richtige Wagen für diese Jahreszeit«, unkte Ulluquart. »Was Sie brauchen, wenn Sie auf Llewellyn-Land fahren, das ist ein Allradwagen mit großer Bodenfreiheit, aber doch nicht so eine Bonzenschleuder, die schon in der ersten Schneewehe aufsetzt. Und eine Motor-Seilwinde oder wenigstens ein anschraubbarer Flaschenzug wäre auch nicht schlecht, damit Sie sich möglichst selbst aus dem Graben ziehen können, wenn irgendwo ein passabler Baum in der Nähe steht, den Sie bei Ihrer Rutschpartie zufällig nicht getroffen haben. Was Sie hier brauchen, ist ein hübscher, kleiner Landrover oder einer von diesen praktischen japanischen Allradwagen.«
    Drinnen im Mercedes polterte Cristofero: »Habe ich Euch nicht vorhin schon gesagt, Ihr solltet Euch eine größere Droschke anschaffen?«
    ***
    »Willkommen im Caer Llewellyn!« begrüßte Sir Bryont seine späten Gäste. Hier in den Highlands hieß das Castle nach althergebrachtem keltischen Sprachgebrauch noch Caer, und der Lord war noch der Laird. Sprachliche Eigenheiten hatte man sich in jedem Teil der britischen Inseln noch bewahrt, und in Wales, das Schottland immer recht nahe gestanden hatte, zeugten noch Ortsnamen wie Carnarvon oder Carmarthen von der alten keltischen Sprache, die sich in zahlreiche Dialekte hinein verzweigte. In Caermardhin, der Burg des Merlin, hatte sich das Inselkeltisch noch mit am reinsten bewahrt, während es in der benachbarten Stadt schon zu Carmarthen abgeschliffen war. In einer noch älteren Form nannte es sich Caer Myrddin Emrys, »Falke des Lichts«, der alte Name des Zauberers Merlin. Dabei wurde »dd« wie das englische »th« ausgesprochen. Unglaublich schnell durchzuckten diese Erinnerungen Zamorra, als er den Willkommensgruß hörte - auch der Name Llewellyn, bei dem das Doppel-L von einem Kehllaut eingeleitet und der ganze Name etwa wie »Chluechlin« ausgesprochen wurde, war altkeltisch-wälisch. Wieso ein schottischer Hochland-Clan ausgerechnet einen Namen trug, der eher nach Wales paßte, war Zamorra ebenso unbegreiflich wie die Saris -Erbfolge an sich. Sir Bryont hatte sich darüber nie detailliert geäußert. Zamorra wußte nur, daß es schon vor gut achttausend Jahren in dieser Gegend den Llewellyn-Clan gegeben hatte. Das war nachweisbar, auch wenn es im krassen Gegensatz zu allen geschichtswissenschaftlichen, archäologischen und sonstigen Erkenntnissen stand - Sir Bryont pflegte die Wissenschaftler oft genug in mildem Spott »Archäo lügen« zu nennen. »Das schottische Volk hat sich noch nie von der modernen Geschichtsschreibung behauptet, daß vor etwa 1500 Jahren vom heutigen Irland Menschen einwanderten, die sich Scoten

Weitere Kostenlose Bücher