0490 - Feuerschädel
Worte.
Cristofero verzog nachdenklich das Gesicht; zu sehen war davon aber nicht viel, weil sein Gesicht vorwiegend aus einem verflixten, üppig wuchernden Bart, einer roten Knollennase und zwei listigen Äuglein bestand; der Rest wurde von einem gewaltigen, breitrandigen Hut überschattet, an dem eine riesige, bunt schillernde Feder steckte.
»Was faselt Er da?« murmelte Cristofero grüblerisch.
»Mit Eurer gütigen Erlaubnis, Gebieter - ich fasele nicht. Er war hier, der unterwegs mit seinen Gedanken nach uns dreien gegriffen hat.«
Keith Ulluquart war mit einem Mal ziemlich blaß. »Drei Männer…«
»Was heißt das, Keith?« fragte Zamorra und begriff im nächsten Moment, daß Ulluquart gar nichts gesagt, aber so intensiv gedacht hatte, daß Zamorra mit seinen schwachen Para-Fähigkeiten seine Gedanken wie laut ausgesprochene Worte wahrgenommen hatte.
Ulluquart schluckte heftig. Seine Pupillen waren klein geworden, als er leise sagte: »Es stimmt, Rhu Mhôrven war gestern abend hier, und er hat etwas zu William gesagt, das mit drei Männern zu tun hat!«
»Sir Bryonts Butler?« hakte Zamorra sofort nach.
»Ja, Professor! Von drei Männern sprach er, und vom Tod!«
Am Ecktisch erhob sich der Oldtimer, ließ seinen bislang stumm gebliebenen Gesprächspartner allein und gesellte sich mit an die Theke. »Ich war gestern auch hier, Mac«, sprach er Zamorra an, »und ich hab’s auch gehört, was Mhôrven zu William gesagt hat. Wollen Sie’s wörtlich hören, Mac?«
Zamorra wollte.
»Wenn die drei Männer wirklich eintreff en, könnte dies für wenigstens einen von ihnen ebenfalls den vorzeitigen Tod bedeuten! Das hat er wörtlich gesagt, Mac! Da schwöre ich jeden Eid drauf!«
Zamorra glaubte es ihm auch so. Aber gerade war er erneut über den Namen Mhôrven gestolpert und fragte nach.
»Wer Mhôrven ist? Das weiß keiner genau, und Sie sollten besser nicht nachforschen. Das ist noch keinem gut bekommen, Mac«, warnte der Oldtimer und schlurfte zu seinem Platz am Ecktisch zurück.
»Das wird ja immer geheimnisvoller und verrückter hier!« entfuhr es Zamorra. »Ist dieser Mhôrven ein Silbermond-Druide?«
Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort, und abermals warnte der Alte: »Vergessen Sie, was Sie gehört haben, Mac. Das ist besser für Sie. Sie haben gute Augen, und ich möchte nicht an Ihrem Sarg beten!«
Das machte diesen Mhôrven für Zamorra nur noch interessanter, aber ihm war klar, daß er hier keine Antwort mehr erhalten würde. Jetzt wunderte er sich auch nicht mehr darüber, von Mhôrven früher nichts gehört zu haben. Diesmal war er wohl eher zufällig auf diesen Namen gestoßen, und schon wurde gemauert. Für Zamorra bedeutete das, daß er sich um Mhôrven kümmern mußte. Der schien über beträchtliche Macht zu verfügen und gefährlich zu sein. Von anderen kleinen Ortschaften kannte Zamorra dieses Phänomen. Die Mauer des Schweigens schützte den heimlichen Herrscher, der mit Mord, Terror und Entsetzen seine Macht gefestigt hielt, vor Nachforschungen durch Außenstehende.
War dieser geheimriisvolle und gefährliche Mhôrven tatsächlich mit jener Macht identisch, die nach Zamorra und seinen Begleitern getastet hatte und von der der Gnom behauptete, daß es sich um einen Druiden handelte?
Abermals musterte er den Gnom nachdenklich. Er erinnerte sich, daß der vor kurzem schon einmal so etwas wie hellseherische Fähigkeiten entwickelt hatte, als er den Weg in die Spinnenhöhle fand.
Der Kleine hat’s faustdick hinter den Ohren, durchfuhr es ihn, aber damit verband er keinen negativen Gedanken. Der Schwarze konnte schließlich nichts dafür, daß er bei seinen Zauberkunststücken fast regelmäßig vom Pech verfolgt wurde, und daß er nun zum zweiten Mal zum Hellseher wurde, schien er selbst noch gar nicht bemerkt zu haben.
Plötzlich ertappte Zamorra sich dabei, daß er schon den zweiten Whisky in Arbeit hatte. Das war gar nicht gut, weil er noch zum Llewellyn-Castle hinauffahren wollte. Er ließ das angetrunkene Glas stehen; Cristofero nahm sich dessen unverzüglich an.
»Wir brechen auf«, ordnete Zamorra an. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, daß die Zehn überschritten war; er hatte länger als geplant hier im Pub festgesessen. Dabei hatte er nur nachfragen wollen, ob die Straße zum Castle hinauf passierbar war! Aber vielleicht waren Sir Bryont und Lady Patricia ja noch nicht zu Bett gegangen; schließlich wußten sie, daß Zamorra heute anreisen wollte. Immerhin war es
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