Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Lebens empfunden hatten.
    Das Grauen war unter uns manifestiert, in einer Masse, für deren Existenz ich keine Erklärung hatte.
    War es das Glas, aus dem auch die Köpfe unserer Bewacher bestanden? Vielleicht ein magisches Gel, das in seiner Urform weich und schließlich kristallisiert war.
    Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich mir die Gesichter anschaute.
    Neben mir fing Chrysantheme an zu weinen. »Das Paradies«, keuchte sie. »Es hat sie alle geschluckt. Da unten ist Romy Parker, eine Kollegin. Man hat sie als letzte erwischt. Sie gab praktisch den Anstoß, daß ich mich mit euch in Verbindung gesetzt habe. Sieh mal, wie sie schaut. Noch jetzt leuchtet ihr die Todesangst in den Augen. Das ist einfach grauenhaft, John. Furchtbar…« Sie drehte wieder den Kopf. Über ihre Wangen liefen die Tränen in langen Bahnen. »Was sagst du dazu? Ist es das Paradies?«
    »Für den Propheten vielleicht. Ich frage mich nur, wo er steckt?« Diese Worte waren auch an unsere Bewacher gerichtet, die uns leider keine Antwort gaben.
    Sie beschäftigten sich mit anderen Dingen, das hörten wir schon wenig später.
    »Wir werden euch hinunterwerfen«, sagte einer. »Das Mädchen macht dabei den Anfang, Bulle!«
    Auch Chrysantheme hatte die Antwort gehört. »Ich?« kreischte sie.
    »Ja, du.«
    »Aber ich will nicht. Ihr könnt mich doch nicht einfach da hineinschmeißen.«
    Lachen folgte. »Und ob wir das können. Bei den anderen haben wir es auch getan. Du hättest weiterhin auf die Worte des Propheten hören sollen, du kleine Nutte. Das ist vorbei. Der Prophet wird dich strafen. So wie er jeden Verräter bestraft.«
    »Verflucht, ihr seid verrückt!«
    Sie bekam keine Antwort mehr. Dafür riß einer der Maskierten die Ausstiegstür auf. Nach dem Entriegeln zog er sie mit einem kräftigen Ruck zur Seite.
    In der Maschine war es bisher warm und schwül gewesen. Jetzt drang kühlere Luft herein. Sie fächerte gegen unsere erhitzten Gesichter.
    Ich spürte auf meinen Rücken die zweite Hand. Im Magen lag die Angst wie ein dicker Kloß.
    Ich hatte Angst.
    Und Chrysantheme auch. Sie drückte ihren Körper zurück und hatte sich steif und schwer gemacht.
    Darüber amüsierten sich unsere Bewacher. Sie lachten einfach los, denn sie saßen am längeren Hebel.
    Jemand packte ihre Beine und hob sie an. Starr wie ein Brett lag sie auf den Armen. Um sie hinauswerfen zu können, mußten sich die beiden Träger drehen.
    Ich schaute wieder nach draußen und natürlich in die Tiefe, wo der türkisblaue See wie ein breiter Fluß den Boden der Schlucht bedeckte.
    Die Gesichter waren noch vorhanden. Groß, verzerrt, dabei unheimlich wirkend. Starr wie Totenfratzen.
    Aber noch etwas anderes erschien wie aus dem Nichts. Dabei wuchs es aus der Tiefe des Sees hervor und breitete sich allmählich aus. Es besaß Ähnlichkeit mit einem Kreuz, obwohl es das nicht war. Dafür schimmerte es in einem blutigen Rot.
    Das Schwert des Propheten!
    Auch unsere Bewacher sahen es. Sie waren plötzlich wie aus dem Häuschen. »Ja!« rief jemand. »Er ist gekommen. Er hat uns das Zeichen gegeben. Er ist hier. Wir werden erwartet…«
    Ich sah den Propheten selbst nicht, nur eben dieses Kreuz innerhalb der Fläche.
    Ein Anblick, der wegen seiner blutroten Farbe schaurig war, und ich bekam auch den Eindruck, daß sich unter dem Kreuz, wenn auch schwach, eine unheimliche Gestalt abzeichnete.
    War es der Prophet?
    »Werft sie hinaus!«
    Der scharfe Befehl des Mannes hinter mir unterbrach meine Gedanken.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr für uns. Chrysantheme würde als erste aus dem Hubschrauber fliegen und in dem See landen. War die Fläche hart, war sie weich?
    »Die Fesseln!« brüllte sie plötzlich. »Verdammt noch mal, nehmt mir wenigstens die Fesseln ab!«
    Sie lachten nur.
    »Ja!« rief ich. »Nehmt sie ihr ab! Es ist ihr letzter Wunsch. Man muß ihn erfüllen! Und ich will, daß auch mir die Stricke gelöst werden. Dann könnt ihr uns zusammen in die Tiefe schleudern!«
    Die Hand bewegte sich auf mein Gesicht zu. Finger umklammerten meine Kinnlade und preßten sie zusammen. »Du hältst dein Maul, Bulle! Ob wir jemandem die Fesseln abnehmen, entscheiden wir, verstanden?«
    »Ja!« keuchte ich, »ja.«
    »Aber du hast recht, wir sind keine Unmenschen. Wir werden dem Mädchen die Stricke lösen. Das haben wir bisher bei allen gemacht. Du aber bleibst gefesselt.«
    Ich starrte den Sprecher an. In den Schlitzen sah ich das gläsern wirkende Funkeln

Weitere Kostenlose Bücher