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0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht, ihm zu widersprechen oder seinen Weisungen nicht zu folgen. Auch mich hat er damit eingelullt. Stell dir vor, Bulle, ich war sogar eine seiner überzeugtesten Anhängerinnen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, könnte ich alles hinschmeißen.«
    »Gut, daß du es eingesehen hast.«
    »Sinclair, hör auf zu reden! Was habe ich denn von meinem Einsehen? Sie werden mich ebenso killen wie dich. Das Paradies wird uns verschlucken und zur Hölle werden.«
    »Leider fallen viele Menschen immer wieder auf die falschen Propheten herein«, bemerkte ich.
    »Werde nur nicht biblisch, Bulle.«
    »Das bin ich nicht. Ich habe dir nur eine Tatsache erklärt. Ich bin Realist.«
    »Und als Realist kannst du zusehen, wie du uns aus dieser Scheiße, ach, was soll's? Wir kommen doch nicht raus. Haben nur. Luschen in der Hand, die Trümpfe sitzen woanders.«
    Sie schwieg erstickt. Ich schaute ihr noch einmal ins Gesicht. Chrysantheme wirkte wie ein Mädchen, dem man das Spielzeug weggenommen hatte. Hätte sie gekonnt, sie hätte sich vor Wut sicherlich irgendwohin gebissen.
    So blieb sie liegen und schwieg. Auch ich hatte keine Lust mehr zu reden. Ich dachte darüber nach, wohin uns die Reise führen würde. Das Paradies konnte man weit stecken. Für die Mitglieder der Sekte war es sicherlich eine Art von Paradies, für mich weniger. Da fiel der Vergleich mit der Hölle nicht schwer.
    Wer nicht parierte, verschwand. Eine simple Regel, die auch Gangsterbanden beherzigten.
    Mein Zeitgefühl war verlorengegangen. Da mir die Hände vor dem Bauch zusammengebunden waren, konnte ich, wenn ich mich anstrengte, auf meine Uhr sehen.
    Wir waren in den Nachmittag hineingeflogen, der allmählich dahinlief. Die Sonne stand tiefer, der frühe Abend würde den Nachmittag ablösen, mit ihm kam die Dämmerung.
    Meiner Ansicht nach mußten wir die Küste bald erreicht haben. Wenn der Flug auf dem gleichen Kurs weiter führte, blieb als Ziel nur das Meer und wahrscheinlich eine Insel.
    Die Kapuzenträger hatten sich bisher still verhalten: Sie wußten uns gefesselt und wirkten, als wären sie eingeschlafen. Das änderte sich plötzlich. Wie auf ein geheimes Kommando hin ruckten sie hoch, bewegten ihre Köpfe und schauten durch die Fenster nach draußen.
    »Gleich ist es soweit«, flüsterte Chrysantheme. »Verdammt, ich spüre es.« Sie schaute mir wieder ins Gesicht. »Kannst du dir vorstellen, wie es weiterläuft, Bulle?«
    »Ich nehme an, daß wir landen.«
    Sie setzte zu einem Lachen an, das jedoch in ihrer Kehle erstickte. »Landen?« flüsterte sie. »Möglich. Aber nicht mit uns, mein Freund, nicht mit uns. Wir werden anders landen.«
    »Wie denn?«
    »Ich schätze, daß man uns aus der Maschine wirft. Einfach so, verstehst du? Wie ein Stück Müll, einen alten Karton, den niemand mehr haben will. Das ist ihre Masche.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich kann es mir denken.«
    Bisher hatte der Hubschrauber die nach dem Start erreichte Höhe eingehalten. Nun verlor er sie allmählich.
    Zielanflug!
    Aber so?
    Sie standen auf. Wieder erhoben sie sich zur gleichen Zeit und kreisten uns ein.
    »He«, sagte Chrysantheme, und ihre Stimme zitterte dabei. »Was glotzt ihr so?«
    »Wir sind gleich da!«
    »Wie schön.«
    Ich wunderte mich darüber, daß die Kerle auf einmal sprechen konnten. Und das trotz ihrer gläsernen Köpfe.
    »Für euch wird es nicht schön werden«, sagte der Sprecher. »Wer zuerst?« fragte er dann.
    Zwei seiner Kumpane streckten ihre Zeigefinger aus und wiesen auf das Mädchen.
    Der Sprecher nickte, bückte sich und riß Chrysantheme in die Höhe. Er schaffte es mit einem Griff, und sie war zuerst sprachlos. Als sie jedoch stand, wollte sie dagegen ankämpfen und begann zu schreien. Sie fegte ihnen die schlimmsten Beschimpfungen ins Gesicht, wehrte sich, spie und machte sich steif.
    Einer schlug zu.
    Chrysantheme keuchte. Sie drückte sich zusammen. In mir stieg der kalte Zorn hoch. »Können Sie sich nicht beherrschen?« keuchte ich.
    Das hätte ich nicht sagen sollen, denn ich bekam ebenfalls mein Fett ab. Mit den Füßen besorgten sie es mir. Drei Tritte mußte ich nehmen, aber ich unterdrückte den Schmerz.
    Zwei Kapuzenträger hatten Chrysantheme herumgedreht, so daß sie nach vorn schauen mußte. »Ich sehe das Meer!« keuchte sie und gab mir damit eine Beschreibung, »und auch die Insel. Bulle, das ist das Paradies. Ja, das ist es.« Sie begann zu lachen.
    Man drängte sie auf den Ausgang zu. Da sie selbst nicht gehen

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