0490 - Höllen-See
Gleichgewicht verloren. Im letzten Augenblick fanden sie noch Halt. Auch Suko setzte jetzt alles auf eine Karte.
Er riß die schmale Einstiegstür an seiner Seite auf. Damit sie nicht zuschlug, klemmte er sie fest.
Es gab dafür extra einen Haken. Der Fahrtwind jagte in das Innere der Libelle, zerrte an Suko, zerwühlte seine Haare, biß in die Augen. Suko schützte seine Augen.
Er mußte gleichzeitig auch achtgeben, daß er die andere Maschine nicht rammte oder gegen eine Felswand flog.
Durch geschickte Ruderbewegungen gelangte er über den großen Bruder.
Das wurde natürlich bemerkt.
Schon stieg der Koloß in die Höhe.
Suko reagierte prompt. Er zog seine Maschine zur Seite und ließ sich gleichzeitig sacken. Mit der offenen Tür erreichte er die Seite des anderen Hubschraubers, wo nur einer der Glasköpfigen stand.
Der wurde überrascht, schwang aber den Arm herum und wollte auf Suko anlegen.
Der Inspektor hatte mittlerweile seine Beretta gezogen. Für die Dauer einer halben Sekunde schauten sie sich an, und Suko war derjenige, der schneller schoß, weil er sich innerlich auf diese Attacke vorbereitet hatte.
Seine geweihte Silberkugel riß den anderen von der Luke. Wie eine Puppe verschwand der Veränderte und prallte irgendwo auf die grünblaue Fläche.
Da hatte der Chinese seine Libelle schon wieder in die Höhe gezogen und startete zu einem neuen Angriff.
Aber auch die anderen wollten es wissen.
Suko grinste kalt, als er sich den großen Bruder seine Maschine anschaute. Er hatte sie jetzt genügend aufmerksam gemacht und wollte sie zunächst von John Sinclair und dem Mädchen weglocken.
Für sie war er der wichtigere Gegner.
Der Inspektor ließ die schwere Maschine so nahe herankommen wie eben möglich. Es wurde auch geschossen, und Suko zuckte zusammen, als das Glas an der rechten Seite Risse bekam.
Es wurde Zeit.
Er ließ die Libelle zur rechten Seite hin wegsacken, bekam noch die Kurve, bevor die Maschine abschmierte, und floh.
Es sah jedenfalls so aus für seinen Feind, und der wollte natürlich nicht aufgeben. Der Prophet hatte ihm einen Befehl gegeben, und der mußte befolgt werden.
Wie ein dröhnender Schatten huschte Suko über das blutige Schwert und auch über den eckigen Schädel des Propheten hinweg. Dieser Prophet hatte sich nicht gerührt. Er kam Suko vor wie ein Beobachter, der sich lieber alles aus der Ferne anschaute.
Das war für ihn sogar gut. Er bildete also keine Gefahr, dafür die anderen.
Suko schaute über seine Schulter hinweg.
Der große Hubschrauber hatte die Verfolgung aufgenommen. Er war zwar schwerer als Sukos Libelle, aber durch die beiden Motoren dennoch schneller. Dafür konnte der Inspektor die Wendigkeit seiner Maschine ausspielen.
Er hatte die Libelle herumgezogen und wartete jetzt in der Luft stehend. Sein Gesicht wirkte konzentriert, nicht verzerrt, irgendwie ruhig. Er wollte den anderen reizen, ihn locken, bis er dicht an eine der Felswände herangeflogen war, und dort würde sich dann entscheiden, wer die besseren Nerven besaß.
Der Pilot des großen Hubschraubers steigerte seine Geschwindigkeit. Die fliegende Festung dröhnte über die türkisblaue Fläche hinweg. Die Entfernung zwischen beiden schmolz rasch.
Suko spielte mit dem Ruder. Er hatte schon darüber nachgedacht, wie er ausweichen wollte. Wahrscheinlich nahmen die Typen an, er würde in die Wolken aufsteigen.
Nein, das Gegenteil wollte er tun.
Sukos Sichtfeld wurde fast gänzlich von diesem gewaltigen Koloß eingenommen. Über ihm drehten die Rotorblätter ihre Kreise.
Zwei Typen standen nur mehr an den Ausstiegen. Einer links, der andere rechts. Sie mußten sich hart festklammern, um nicht von dem scharfen Flugwind abgeschmettert zu werden. Es war fast unmöglich, einen gezielten Treffer anzubringen, aber Suko wollte auch nicht, daß die Libelle erwischt wurde.
Er tauchte weg!
Blitzschnell fiel der Hubschrauber in die Tiefe und nahm Kurs auf die Felswände.
Der andere folgte ihm. Er war höher gestiegen, hatte dort gedreht und kam von oben. Wie ein wilder Stier, der alles vernichten wollte. Sukos Plan geriet in die entscheidende Phase. In den nächsten Sekunden kam es darauf an, wer die besseren Nerven besaß. Auch er mußte aufpassen, daß er nicht an der Wand zerschellte.
Jemand anderer störte seinen Plan.
Es war der Prophet. Bisher hatte er sich nicht bewegt. Nun hob er sein blutrotes Schwert an, und die Klinge wurde dabei länger und länger. Er schwang sie nach links,
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